Der Asylkreis hilft im Alltag und fördert die Integration

Der Club Asyl lud zu einem zwanglosen Treffen ein. Foto: privat

Der Club Asyl lud zu einem zwanglosen Treffen ein. Foto: privat

Vor zehn Jahren sagte die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel angesichts der damaligen Flüchtlingswelle ihren legendären Satz „Wir schaffen das!“ Jetzt relativierte sie diesen Satz in einem Interview, es handele sich um einen Prozess.

In Eppstein gründeten engagierte Menschen vor zehn Jahren den Asylkreis, vor zwei Jahren wurde er zum eingetragenen Verein. Auch ihre Arbeit ist ein Teil dieses Prozesses.

Einer Untersuchung des Statistischen Bundesamts zufolge sind tatsächlich 70 Prozent der damaligen Flüchtlinge inzwischen im Arbeitsmarkt integriert. Doch noch immer suchen Menschen Zuflucht in Europa.

In der vorigen Woche traf sich zum zweiten Mal der „Club Asyl“, ein offener Treff des Asylkreises, in der Wunderbar Weite Welt am Stadtbahnhof, um Bilanz für das vergangene Jahr zu ziehen und Pläne für Herbst und Frühjahr zu machen. Der pakistanische Journalist Mobarik Virk schrieb seine Eindrücke von dem Treffen in Englisch auf und stellte der Redaktion seinen Bericht zur Verfügung.

Die Idee der Gastgeber, eine lange Tafel auf dem Vorplatz anzubieten kam, sehr gut an. So saßen ein gutes Dutzend Aktive bei schönem Wetter an einer langen Tafel im Freien. Die Teilnehmer, die aus verschiedenen Ländern wie Albanien, Eritrea, Pakistan und der Ukraine kamen, tauschten Gedanken und Ideen aus. Gesprochen wurde Deutsch und Englisch.

Dieter Neuhaus, eines der „Gründungsmitglieder” des Asylkreises, sprach nostalgisch von den Anfangsjahren der Organisation und erinnerte sich daran, wie enthusiastisch er und seine Frau Hildegard sich für diese anspruchsvolle und viel Geduld erfordernde Arbeit eingesetzt haben.

Noch immer nimmt er großen Anteil an der Arbeit des Asylkreises für Flüchtlinge aus den unterschiedlichsten Krisengebieten der Welt, die nach Deutschland kommen, um Sicherheit und Schutz zu suchen. Er sitzt an diesem Abend neben Samuel Zeray, einem jungen Mann aus Eritrea, und erzählt dessen abenteuerliche Fluchtgeschichte über den Libanon nach Libyen und schließlich 2013 mit dem Boot nach Italien und weiter nach Deutschland. „In Deutschland drohte ihm deshalb die Abschiebung nach Italien“, Neuhaus erinnerte sich noch gut daran, wie es dem Asylkreis gelang, seine Abschiebung zu verhindern und Zeray schließlich das Recht erhielt, in Deutschland zu bleiben. „Inzwischen arbeitet Zeray seit Jahren bei der Firma Rothenberger in Kelkheim und ist stolzer Vater von zwei Kindern“, sagte Dieter Neuhaus. Außerdem engagiert er sich ehrenamtlich im Asylkreis und ist Sportcoach.

Claudia Schaffner-Kalz vom Vorstand des Asylkreises sieht ihre Aufgabe darin, für die Arbeit des Asylkreises zu werben und Förderer und Unterstützer zu gewinnen, um so viel Hilfe wie möglich zu erhalten. „Es war in der Tat keine leichte Aufgabe, diese Aktivitäten neben den familiären und beruflichen Verpflichtungen unter einen Hut zu bringen, aber ich wurde immer wieder angespornt und fühlte mich ermutigt, weil mir die Arbeit für Asylkreis so viel Freude bereitet“, sagte sie über ihre Motivation. Ihre Aufgabe sieht sie darin, den geflüchteten Menschen Sicherheit zu vermitteln, damit sie sich nach und nach in die deutsche Gesellschaft integrieren können.

Unterstützt wird sie von Ehemann Uwe Kalz. Er hat im vergangenen Jahr zusammen mit anderen Mitgliedern des Asylkreises eine neue Initiative ins Leben gerufen, um Flüchtlinge bei der Suche nach Arbeit zu unterstützen. Eine mühsame Aufgabe, die viel Geduld sowie Kenntnisse in rechtlichen und technischen Fragen erfordere, sagte Kalz. Die größte Hürde dabei ist seiner Meinung nach die deutsche Sprache, die ein wesentlicher Faktor ist, um einen Arbeitsplatz zu finden. Gleichzeitig, so Kalz, werde die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt in der gesamten Europäischen Union immer größer.

Er erzählte die Geschichte einer jungen Syrerin, die unbedingt Zahnarzthelferin werden wollte. Deshalb fragte er bei einem Zahnarzt an, der dieser jungen Frau eine Chance gab. „Jetzt ist sie eine glückliche Auszubildende und macht zufriedenstellende Fortschritte“, sagte Kalz. Ein junger Mann arbeite inzwischen als Pflegehilfskraft. Eine der Besucherinnen des Club Asyl berichtete, dass sie ihre Probezeit in einem IT-Betrieb erfolgreich bestanden habe und nun fest angestellt sei.

Jungen Männern und Frauen dabei zu helfen, einen Arbeitsplatz zu finden, sei eine der wichtigsten Aufgaben des Asylkreises, betonte Kalz. Dabei müsse immer geschaut werden, was ihrer Ausbildung und ihren Kenntnissen entspricht.

Auch bei der Wohnungssuche ist der Asylkreis behilflich. Die Mitglieder des Asylkreises stehen als Mentoren hinter den Flüchtlingen. Das helfe, bei den Vermietern Vertrauen zu wecken. Aber auch gelegentliche Begleitung zu Ärzten oder Ämtern sei schon hilfreich oder das Sprechen im Alltag zu üben. Hildegard Neuhaus beispielsweise hilft Flüchtlingskindern bei ihren Hausaufgaben in Deutsch und unterstützt Flüchtlingsfrauen, die gerne Deutsch lernen möchten, aber Schwierigkeiten haben, einen Deutschkurs zu finden.

Elfie Helmling übernahm, zusätzlich zu ihrer Position als stellvertretende Vorsitzende auch die Verantwortung für die Finanzen des Asylkreises. Auch die neue Webseite ist so gut wie fertig, berichtete Maria Virk. Sie arbeitet seit etwa drei Monaten daran und teilte jetzt mit, dass die neue Seite im Laufe der Woche in Betrieb genommen werden könne.EZ

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