So lauten die zentralen Forderungen, die beim Bürgerdialog am vergangenen Donnerstag noch einmal von Moderator Erich Dambacher und Bürgermeister Alexander Simon bekräftigt wurden. Simon kam als Gast zur Veranstaltung der Anwohnerinitiative zur Vorbereitung des geplanten Arbeitskreises.
Eine reine Wohnbebauung erfülle die Anforderungen der Stadt nicht, waren sich Dambacher und Simon einig. Dambacher, Sprecher der Anwohnerinitiative, und seine Mitstreiter sehen in dem rund 5 Hektar großen Areal mit dem architektonisch ausgefallenen Gebäudekomplex am oberen Ende des Südhangs Vockenhausen ein wesentliches Projekt für die Zukunft der Stadt. Eine Seniorenwohnanlage könne man sich dort vorstellen, eine Massenwohnanlage nicht, fasste Dambacher die Argumentation in seiner Präsentation zusammen.
Für eine Änderung des bestehenden Bebauungsplans, der eine Bildungseinrichtung vorsieht, gebe es keinen Anlass, auch darin waren sich Simon und Dambacher in ihren Statements einig. Simon bekräftigte, dass es auch keinen Änderungsantrag zum Regionalen Flächennutzungsplan gebe, der aktuell für das nächste Jahrzehnt aufgestellt werde. Ohnehin habe es in den vergangenen Monaten keinen Kontakt zur GWH gegeben.
Da auch die Grundstückseigentümerin GWH schon signalisiert habe, dass sie noch Jahre Zeit habe, zu warten, berichtete Erich Dambacher in der Versammlung, dürfte sich auf dem Gelände noch lange nichts tun. Aus der Tatsache, dass die GWH keinen Vertreter zur Bürgerversammlung schickte, schloss Dambacher, dass das Unternehmen nicht wirklich an einem Dialog mit den Eppsteinern interessiert sei.
Wie aus der Jahresbilanz der GWH für 2021 hervorgehe, kaufte die Gesellschaft laut Dambacher das Gelände damals vom Sparkassenverband Hessen-Thüringen, beides Tochterunternehmen der Hessischen Landesbank, zum vergleichsweise niedrigen Preis von 9 Millionen Euro, eine Summe, die ein Immobilienunternehmen mit 50 000 Mietwohnungen leicht verschmerzen kann. Bei einer Umwandlung in ein Wohngebiet steigere sich der Wert auf 35 Millionen Euro, rechnete Dambacher vor.
Das wiederum könnte Begehrlichkeiten wecken. Deshalb warnte er angesichts der leeren Stadtkasse Eppsteins Kommunalpolitiker davor, sich auf einen Deal mit der GWH einzulassen. Denn allzu leicht könne man sich darauf einigen, dass ein Teil des Gewinns in die marode Stadtkasse fließt. Doch den Preis bei jeder Baumaßnahme müssten immer die Bürgerinnen und Bürger tragen. Dambacher rechnete vor, dass nur für den Abriss der bestehenden Gebäude rund 5000 Schwerlastwagen durch die Engstelle in der Bergstraße rollen müssten – „das wären 40 Lastwagenfahrten pro Tag“.
Schon deshalb plädieren die Anwohner dafür, die Komponenten des Geländes einzeln zu betrachten und bei der Substanz zu beginnen, nicht bei der Beplanung der Freiflächen.
Der Erhalt der Gebäude ist eine wesentliche Forderung der Anwohner und der Stadt, Dambacher formulierte, dass bei jeder künftigen Nutzung die kommunalen Interessen Vorrang vor kommerziellen Interessen haben müssten. Einen kleinen Schritt sei die GWH der Stadt schon entgegen gekommen, berichtete Simon, sie bestehe nicht mehr auf dem Abbruch der alten Bausubstanz. Die Stadt wiederum forderte die GWH auf, dafür zu sorgen, dass die Gebäude nicht verfallen.
Bevor Ideen gesammelt werden, muss sich erst einmal der geplante Arbeitskreis finden mit seinen 23 Mitgliedern. Dort sind die fünf Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung vertreten und die von ihnen benannten Experten aus der Bürgerschaft. Die Ortsbeiräte von Vockenhausen und Eppstein schicken Vertreter, ebenso der Magistrat und die Verwaltung. Die Anwohnerinitiative ernannte an diesem Abend Erich Dambacher, Manfred Schudok und Meggie Baqué zu ihren drei Mitgliedern und eine Reihe von Stellvertretern.
Der Termin für das erste Treffen steht noch nicht fest. Die Anwohnerinitiative plädiert für öffentliche Sitzungen, Simon riet, darüber beim ersten Treffen zu beraten.
Für Dambacher steht fest: „Wir sind ein Ideenforum, kein Entscheidungsgremium.“ Er fordert deshalb Offenheit und Transparenz. Eine sachliche Auseinandersetzung und ein respektvoller Umgangston seien ohnehin selbstverständlich, sagt er. Die Initiative informiert ihre Mitglieder weiterhin per E-Mail. Die Präsentationen von Simon und Dambacher sind auf unserer Homepage eppsteiner-zeitung.de nachzulesen.bpa
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