Etliche Straßen und Baugebiete tragen Iris Schelks Handschrift

Rosen sind Iris Schelks Lieblingsblumen, deshalb gefallen ihr die Rabatten in der Hauptstraße besonders gut. Foto: Beate Schuchard-Palmert

Rosen sind Iris Schelks Lieblingsblumen, deshalb gefallen ihr die Rabatten in der Hauptstraße besonders gut. Foto: Beate Schuchard-Palmert

Seit 25 Jahren ist Diplom-Ingenieurin Iris Schelk im öffentlichen Dienst, seit Sommer 2001 bei der Stadt Eppstein. Sie ist dort für den Tiefbau zuständig, also alles rund um Straßen-, Wege- und Brückenbau. Lange genug, um selbst sichtbare Spuren zu hinterlassen.

Nahezu jedes Baugebiet, jeder Radweg, jede Straßenerneuerung aus dieser Zeit trägt ihre Handschrift. So gebe es bei ihr, betont sie, keine Straßenplanung ohne Bäume.

Bei sieben Erschließungsgebieten in den Jahren 2001 bis 2022 war sie an der Umsetzung beteiligt, vor allem bei Straßen, Bürgersteigen und Versorgungsleitungen, bei einigen von Planungsbeginn an. Sie zählt sie der Reihe nach auf: Auf dem Hecken und Mohrsmühle bis 2004, Sonnenhügel bis 2008, Obergasse 2013, Hollergewann bis 2016, Auf dem Bienroth bis 2021. Zuletzt abgeschlossen wurde 2022 das Baugebiet In den Amtmannswiesen.

In einigen Baugebieten hätte sie sich mehr Platz für öffentliches Grün und Parkplätze gewünscht, sagt die Planerin, räumt aber ein, dass Planung ein Kompromiss sei, bei der viele Interessen berücksichtigt werden müssen. Zum Beispiel die Wünsche der Anwohner nach öffentlichen Parkflächen. Sie führt das Baugebiet Hollergewann an, das zwischen 2012 und 2016 erschlossen wurde. Wäre es nach Vorstellung der städtischen Tiefbauabteilung gegangen, gäbe es entlang der zentralen Zufahrtstraße Am Hollergewann mehr Bäume. Die Forderung der Grundstücksbesitzer nach öffentlichen Parkflächen sei aber ebenfalls verständlich. Ohnehin rechnet sie damit, „dass erst die nachfolgenden Generationen den Wert der Straßenbäume zu schätzen wissen.“ Denn während aus menschlicher Sicht 25 Jahre recht lange dauern, sind sie für die Bäume nur eine kurze Zeitspanne. Bis sie ihre Schattenwirkung voll entfalten, dauert es Jahrzehnte. Deshalb gefallen Schelk auch Pflanzinseln wie die Rosenrabatte an der Ecke Hauptstraße/Weingasse, vor allem, wenn sie im Sommer üppig blühen. „Da sieht man schon nach wenigen Jahren, dass die Pflanzen sich entwickelt haben“, findet Schelk. Rosen seien ihre Lieblingspflanzen.

In der Niederjosbacher Gartenstraße hingegen sei es ihr gelungen, trotz Widerstands seitens der Anwohner, ihre Vorstellungen zu verwirklichen. Sie wurde 2005 und 2006 erneuert und dabei „versetztes Parken, um den Verkehr zu verlangsamen und etliche Straßenbäume fürs Kleinklima“ umgesetzt. Inzwischen sei es hinlänglich bekannt, dass Bäume zwischen den Häusern für angenehme Luft vor allem an heißen Sommertagen sorgen. Vor 20 Jahren stand bei Straßenbäumen eher das fallende Laub im Herbst zur Diskussion.

Gut gelungen sei aus ihrer Sicht die Mischung von Parkplätzen und Grünflächen im Baugebiet Auf dem Bienroth, das 2017 bis 2021 realisiert wurde. Dort habe die Stadt das farbige Pflaster flächendeckend für Straßen und Wege verwendet, das schon in der Hauptstraße großen Anklang gefunden habe.

Auch bei der grundhaften Erneuerung der Hauptstraße 2013 und 2014 sei sie mit dem Straßenbild zufrieden. Mit über fünf Jahren Planungszeit und 16 Bauabschnitten auf einer Länge von 1,7 Kilometern ist es eines ihrer größten Bauprojekte. Nicht alle Grünflächen zwischen den Parkzonen konnten mit Bäumen bepflanzt werden, zum Beispiel wegen unterirdischer Leitungen, aber im Zusammenspiel mit dem farbigen Pflaster für die Bürgersteige ergeben die Pflanzflächen mit Bäumen oder Stauden schon jetzt ein schönes Bild, findet sie. Auch die von der Stadt geplante Mittelinsel in Höhe des Rathauses zeige Wirkung für Fußgänger.

Wären Land und Anwohner dem Vorschlag des Tiefbauamts gefolgt und hätten zwischen Goldbachstraße und Am Heiligenwald die Parkflächen versetzt, „würde der Verkehr dort durch die Straßenführung abgebremst“, ist sie überzeugt. Stattdessen hat die Stadt jüngst Tempo 30 angeordnet und einen Blitzer aufgestellt, damit in der Hauptstraße langsamer gefahren wird.

Auch das Thema Klimaanpassung auf öffentlichen Flächen gehört zu ihren Aufgaben. Zum Beispiel bei Starkregen. Vor einigen Wochen besuchte Schelk deshalb eine Tagung für Kommunen zum Stichwort „Gewässernachbarschaft“ der gemeinnützigen Fortbildungsgesellschaft für Wasserwirtschaft und Landschaftsentwicklung. Thema war die Zunahme von Starkregenereignissen.

Ein Fazit: Viele kleine Maßnahmen wie Grünflächen und entsiegelte Plätze im Stadtgebiet, Mulden im Wald, wasserdurchlässige Wege und Gründächer tragen alle dazu bei, das Regenwasser aufzufangen, damit es im Boden versickert – gerade hat Hessenforst auf Anregung der Stadt einige neue Gräben und Versickerungsmulden im Wald oberhalb des Schulstandorts in Vockenhausen angelegt. Punktuell wirksame Maßnahmen bei heftigem Starkregen wie Regenrückhaltebecken oder unterirdische Rigolen mit großem Fassungsvermögen seien hingegen sehr teuer.

Sieben Radwege, insgesamt 7,5 Kilometer, hat die Ingenieurin ebenfalls mit geplant, ausgeschrieben und bei der Ausführung begleitet. Das erste ihrer Radwegprojekte war der Ausbau einer Wegeverbindung vom Gewerbegebiet Guldenmühle durch die Felder nach Niederjosbach. Die Investition in 900 Meter Radweg habe sich gelohnt, sagt sie. Nicht nur Spaziergänger nutzen den Weg. Längst sei er eine wichtige Verbindung für Menschen, die im nahe gelegenen Gewerbegebiet arbeiten und mit der S-Bahn kommen. Beim Radweg zwischen Ehlhalten und Vockenhausen übernahm die Stadt 2004 erstmals federführend die Planung und kam damals auch für die Planungskosten auf. Den Bau des 2,1 Kilometer langen Weges entlang der Landstraße 3011 übernahm dann das Land.

Auch bei der Planung des 2,1 Kilometer langen Radwegs Eppstein-Fischbach war Schelk von Anfang an maßgeblich beteiligt, schon seit Planungsbeginn 2003, ebenso beim Ausbau des Bergmann-Michel-Wegs einschließlich seiner drei Brücken in Vockenhausen. In der Lorsbacher Straße wurde eine Fahrradspur bis zur sogenannten Donaubrücke gebaut, und ein kurzes Wegstück des R8 bei Vockenhausen, oberhalb des Friedhofs, erneuert. Auch die beiden aktuellen Radwegprojekte betreut Schelk: Der Plan für den Weg von Bremthal nach Wildsachsen ist fertig und liegt Hessenmobil zur Prüfung vor.

Die nächste anstehende Radweg-Planung Eppstein-Bremthal werde „sportlich“. Die Behördenzuständigkeiten seien immer wieder ein Abenteuer, sagt sie auch noch nach fast 40 Jahren in unterschiedlichen Planungsbüros und im öffentlichen Dienst. Denn in dem engen Amstertal, durch das der Radweg verläuft, treffen wie in einem Nadelöhr die unterschiedlichsten Zuständigkeiten aufeinander: Hessenmobil und der Bund für die B455, die Bahn als Träger der Schienentrasse, Naturschutzverbände für Bach-, Wiesen und Waldbiotop und Netzbetreiber, um nur einige zu nennen. „Und jeder hat ein Anliegen“, sagt Schelk. Rückblickend ist sie stolz darauf, dass fast alle von ihr betreuten Erschließungs- oder Straßenerneuerungsarbeiten reibungslos, fristgerecht und oft sogar günstiger als geplant ausgeführt wurden.

Eines ihrer ersten Straßenbauprojekte war 2001 der Ausbau der Langstraße und Kirchgasse in Ehlhalten. Weitere Projekte waren die Erschließung der Obergasse 2013 und deren Instandsetzung ein Jahr später nach einem großen Unwetter oder die grundhafte Erneuerung der Gimbacher Straße.

Schelk, die in Sondershausen in Thüringen aufwuchs, hat ihr Studium für Bauingenieurwesen von 1983 bis 1986 in Gotha absolviert und bis 1992 ein weiteres Hochschulstudium an der Universität Weimar neben der Arbeit im Fernstudium abgeschlossen. Nach dem Studium habe sie in der Bauabteilung eines Bergbauunternehmens gearbeitet und später in einem Ingenieurbüro, wo sie für Straßenplanung zuständig war. „Das hat sich einfach so ergeben, aber das Thema interessierte mich auch“, sagt sie rückblickend.

Planen mache ihr einfach Spaß. Und nicht nur Architekten prägen ihrer Ansicht nach eine Stadt oder eine Landschaft: „Auch in der Straßenplanung gibt es unverkennbare Zeichen“, ist sie überzeugt. So nannten ihre beiden Kinder den ersten Kreisel für eine Straße bei Sondershausen, den sie noch während ihrer Zeit in Thüringen geplant und gebaut habe, nur „Mamas Kreisel, wenn wir auf dem Weg zur Verwandtschaft daran vorbeifuhren“, erinnert sie sich lachend.

Die Familie sei jedoch längst im Rhein-Main-Gebiet verwurzelt. Die beiden Kinder haben inzwischen eigene Familien und selbst schon vier Kinder. Iris Schelk lebt mit ihrem Mann in Idstein und unternimmt in ihrer Freizeit gern Ausflüge in den Rheingau. bpa

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