Der 44-Jährige kandidiert zum dritten Mal für dieses Amt und hofft, dass sich trotz fehlender Konkurrenz möglichst viele Wahlberechtigte auf den Weg ins Wahllokal machen oder vorab im Bürgerbüro oder per Briefwahl ihre Stimmen abgeben.
Im Forum im Bürgersaal stellte sich der CDU-Kandidat den Fragen von EZ-Redakteurin Beate Schuchard-Palmert sowie den Fragen von Lesern und Zuschauern. Wir wollten wissen, warum er angesichts eines Schuldenbergs von knapp 38 Millionen Euro, einer Finanzierungslücke im aktuellen Haushalt von über zwei Millionen Euro, Ultranet und Rhein-Main-Link vor der Tür Bürgermeister bleiben wolle.
Simon erklärte vor rund 50 Gästen, dieses Amt sei für ihn eine Herzensangelegenheit und darüber hinaus sei es für ihn selbstverständlich, dass er die Eppsteinerinnen und Eppsteiner nicht im Stich lasse.
Die städtischen Finanzen nahmen beim Forum großen Raum ein – kein Wunder, schließlich hat die Stadt noch keinen genehmigungsfähigen Haushalt für das laufende Jahr. Eine der vorab bei uns eingereichten Fragen stellt die Personalpolitik infrage, etwa, ob die Stadt tatsächlich einen dritten hauptamtlichen Feuerwehrmann einstellen müsse. Laut Simon sei diese Stelle kostenneutral, denn sie ermögliche, dass Dienstkleidung für sämtliche Abteilungen selbst gewaschen und Geld und Fahrtzeit für die externe Reinigung eingespart werde. Zusätzliche Personalkosten in Höhe von 675 000 Euro seien durch die Übernahme der Trägerschaft der Kita in Ehlhalten entstanden.
Auf die hohen Kosten der Städte für Kinderbetreuung wies Simon bei seiner Antwort auf die Anfrage von zwei jungen Müttern hin, ob die verhältnismäßig hohen Elternbeiträge in Eppstein für Kinder im Krippenalter gesenkt werden könnten.
Angesichts der finanziellen Situation der Stadt könne er dies nicht ernsthaft zusagen, räumte Simon ein und wies auf das enge Korsett aus Vorschriften hin: So dürfe die Stadt wegen gesetzlicher Bestimmungen nicht einfach die Gruppengröße für Krippen von zehn auf zwölf Kinder anheben, um so die Kosten für die Eltern zu senken.
Finanzen, Wohnen und Solar Themen beim Wahlforum
Aktuell kann die Stadt noch nicht einmal mit einem Landeszuschuss für den knapp 8 Millionen Euro teuren Kita-Neubau an der Embsmühle rechnen, geschweige denn für die Betreuungskosten.
Einsparpotenzial gibt es laut Simon bei den 45 000 Euro für Bürgerbusnachfolger Colibri oder 50 000 Euro für den Vereinssaal Niederjosbach. Aber dann müsse man sich schon fragen, wie sich die Stadt aufstellen wolle. Im Herbst werde eine frei werdende Stelle im Bürgerbüro nicht mehr nachbesetzt. Das führe zu Einschränkungen bei den Öffnungszeiten.
Die Bitte einer Mutter aus Bremthal, entweder den Schulbus später fahren zu lassen oder das Schulgebäude früher zu öffnen, damit die Schüler im Winter nicht in der Kälte warten müssen, nahm Simon als Anregung auf für ein Gespräch mit der Schulleitung.
Der Vorschlag eines Lesers zur Ergänzung des unregelmäßigen S-Bahn-Verkehrs den Halt der Regionalbahn in Eppstein zu prüfen, traf bei Alexander Simon (CDU) auf offene Ohren: Das sei überstimmender politischer Wunsch in Eppstein, werde aber vom Betreiber abgelehnt.
Müsse die Stadt wachsen, um ihre Aufgaben auch künftig zu bewältigen, fragten wir den Bürgermeister. Es sei problematisch und aus seiner Sicht falsch, dass Eppstein als „Mini-Städtchen“ nur als Unterzentrum eingestuft sei, denn mit Burg, Museen, Stadtbücherei übernehme die Stadt sehr wohl überörtliche Aufgaben wie ein Mittelzentrum, sei aber bei weitem nicht so gut finanziell ausgestattet. Um langfristig finanziell besser dazustehen, brauche die Stadt ein neues Gewerbegebiet.
In diesem Zusammenhang fragte die EZ auch nach dem Potenzial der Stadt für Freiflächenphotovoltaikanlagen und Windkraft. Laut Simon habe die Stadt zwei Areale von gut 60 000 Quadratmeter für Photovoltaik ins Auge gefasst. Da es sich zum Teil um Ausgleichsflächen für andere Bauvorhaben handele, werde geprüft, welche Auswirkungen eine aufgeständerte Anlage auf diese Magerwiesen habe.
Am Ende der Veranstaltung fragte ein Zuhörer nach der Möglichkeit einer Bürgerbeteiligung oder Genossenschaft für den gemeinsam mit Niedernhausen und Idstein geplanten Windpark. Dies werde gerade in der interkommunalen Arbeitsgruppe diskutiert, sagte Simon, und sei ein Thema bei allen Bewerbern, mit denen man gesprochen habe.
Nach einem genossenschaftlichen Wohnungsbauprojekt wurde ebenfalls gefragt, denn derzeit entstünden in Eppstein, wenn überhaupt, Luxuswohnungen, sagte ein Besucher und führte neue teure Eigentumswohnanlagen in Bremthal, Vockenhausen oder Eppstein an. Bezahlbare Wohnungen habe man in Bremthal am Bahnhof entwickeln wollen und sei von einem Investor ausgetrickst worden, räumte Simon ein. Aber er wolle für die nächsten zehn Jahre neue Bauthemen entwickeln.
Wie es um die Pläne für die Ortsmitte Vockenhausen stehe, wollte ein Besucher wissen, der sich um die Zukunft des Vereinsraums sorgte. Die Frage eines Rathausneubaus beschäftige die Gremien schon mindestens seit 1985, stellte Simon fest. Derzeit werde das Thema zudem überschattet von den Überlegungen, wie die ehemalige Sparkassenakademie künftig genutzt werde. Dort habe man dem Investor Zähne gezeigt und klar gemacht, dass die Stadt von dessen Entwürfen einen Mehrwert für die gesamte Stadt erwarte. Weder Rathausneubau noch Sparkassennutzung seien Schnellschüsse, sagte Simon. Er bevorzuge allerdings eine Zusammenlegung der beiden Rathausstandorte am Stadtbahnhof.
Warum das Nutzungskonzept für den Neufville-Turm ruhe, wollte eine Zuhörerin wissen. Simon erläuterte, dass die neue Stiftung immerhin schon 70 000 Euro gesammelt habe und inzwischen Schadenersatz wegen mangelhafter Sanierungsarbeiten erstritten wurde. Nicht gelungen sei es, ein Gesamtkonzept umzusetzen. Das sei gescheitert, weil sich ein Investor und die Besitzer des restlichen Bergpark-Areals nicht einigen konnten. bpa
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