Nathalie Wolz: „Eine ganz besondere Ehre“

Nathalie Wolz (li.) wird das nächste Burgfräulein des Burgvereins. Ihr zur Seite steht Nicole Mackovic, die schon Vorgängerin Luise I. unter ihre Fittiche nahm.Foto: Beate Schuchard-Palmert

Nathalie Wolz (li.) wird das nächste Burgfräulein des Burgvereins. Ihr zur Seite steht Nicole Mackovic, die schon Vorgängerin Luise I. unter ihre Fittiche nahm.Foto: Beate Schuchard-Palmert

Noch während der Sommerferien lüftete der Burgverein sein wohl gehütetes Geheimnis um die Nachfolge von Burgfräulein Luise I.: Die Wahl fiel auf Nathalie Wolz. Am Burgfest-Sonntag, 31. August, erhält die 31-Jährige die Krone für ein Jahr.

Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren: die letzten Anproben für die Robe, das Fotoshooting für Autogrammkarten und Online-Auftritt hat Nathalie schon hinter sich.

Mit ihrer Ernennung geht für Nathalie ein Traum in Erfüllung: „Das ist für mich eine ganz besondere Ehre“, sagt sie mit einem Leuchten in den Augen, zumal sie nicht in Eppstein wohnt. Allerdings ist die junge Frau seit vier Jahren Mitglied im Burgverein und war vorher schon Teil der Eppsteiner Rotte – einer Gruppe mittelalterlicher Kämpfer, die sich 2018 zum Stadtjubiläum gründete. Eppsteins neues Burgfräulein bringt nicht nur mittelalterliche weibliche Tugenden und Fähigkeiten mit wie Sticken und Nadelbinden. Ihre Liebe zum Mittelalter hat die zierliche Frau zuerst als Kämpferin ausgelebt mit Kurzwaffen und dem Bogen, Seite an Seite mit ihrem Lebenspartner Patrick Klein, dem Gründer der Eppsteiner Rotte.

„Nathalie hat eine enge Bindung zu unserer Burg“, betont auch der Pressesprecher des Burgvereins, Ralf Weitbrecht. Für Nicole Mackovic, die, wie schon bei Vorgängerin Luise Genseke, auch dem zweiten Burgfräulein bei allen Fragen um Kleidung oder öffentliche Auftritte zur Seite steht, ist Nathalie ohnehin die Wunschkandidatin. Sie habe die mittelalterbegeisterte Nathalie schon im vorigen Sommer ins Auge gefasst, als sie anlässlich von Luises Krönung in einer kurzen historischen Szene auf dem Burghof die selbstbewusste Agnes von Eppstein spielte. Nathalie bringe schon einige Erfahrung bei öffentlichen Auftritten mit und kenne sich auch in der Eppsteiner Geschichte sehr gut aus, sagt Nicole.

Im vorigen Jahr sei das neue Amt sowohl für sie als auch für die gerade mal 18-jährige Luise inhaltlich und organisatorisch noch Neuland gewesen. „Das erste Jahr mit Burgfräulein war auch für uns ein Experiment, um auszuloten wie das neue Amt ankommt“, sagt Mackovic. Ihr Fazit fällt durchweg positiv aus.

Mit Nathalie schmiedet sie bereits Pläne für weitere Auftritte bei anderen Vereinen und an den Schulen. Auch in den Stadtteilen will Nathalie präsent sein, etwa beim Bremthaler Höfefest oder den Advents- und Weihnachtsmärkten. Auch für einen Besuch am Ehlhaltener Kohlemeiler ist sich das Burgfräulein nicht zu schade, schließlich reiche auch dessen Geschichte bis weit ins Mittelalter zurück. Sie verstehe sich als Botschafterin für den Burgverein und für die Stadt, betont Nathalie und sei offen für Anfragen der Vereine.

Nathalie ist Mittelalter-Fan

Das künftige Burgfräulein wohnt zwar noch in Frankfurt, fühlt sich aber schon seit etlichen Jahren auf der Burg zu Hause. Längst entwickelte sich die kämpfende Rotte zu einer Mittelaltergruppe mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Sie repräsentiert den Burgverein nach außen.

So zeigten die Kämpfer beim Burgfest im vergangenen Jahr, wie das Rüstzeug gefertigt wird. Dazu erlernten sie handwerkliche Fähigkeiten wie das Nähen von Leder oder das Knüpfen eines Kettenhemds. Die Frauen üben sich am Stickrahmen oder zeigen, wie beim Nadelbinden aus Nadel und Faden eine textiles Gewebe entsteht.

Auch bei den historischen Führungen von Museumsleiterin Monika Rohde-Reith mit den Eppsteiner Burgschauspielern übernahm Nathalie Wolz schon kleinere Rollen. Lampenfieber kenne sie nicht, das habe sie bei den zahlreichen Vorträgen im Laufe ihres Studiums für Umweltingenieurwesen in Darmstadt abgelegt, sagt sie lachend. Heute ist sie als technische Angestellte im Energiemanagement für eine Frankfurter Immobilienholding tätig. Nathalie Wolz ist dort für die Energieprüfung der Bestandsimmobilien zuständig und bereitet deren Sanierung vor. Auf dem Königsteiner Burgfest vom 22. bis 24. August wird Nathalie schon dabei sein, allerdings als Mitglied der Eppsteiner Rotte. Beim festlichen Umzug durch Königstein hat Luise I. aus Eppstein einen ihrer letzten offiziellen Auftritte als Burgfräulein, bevor sie am Sonntag, 31. August, beim Eppsteiner Burgfest die Krone an Nachfolgerin Nathalie abgibt.

Eppsteins und Königsteins Burgvereine sind miteinander befreundet. Die Schneiderin, die auch für den Königsteiner Burgverein arbeitet, Ela van der Heijde, nähte wie schon für Luise auch dieses Jahr die Robe fürs Eppsteiner Burgfräulein und hat ihre Arbeitszeit gesponsert. So viel sei verraten: Nathalie hat ihr Kleid selbst entworfen und wählte statt Creme und Gold wie ihre Vorgängerin einen korallenfarbenen Brokat für ihr Überkleid.

Luises Kleid kommt nach dem Burgfest ins Museum und wird nur noch zu besonderen Anlässen herausgeholt.

Auch beim Besuch des Hofguts des Fürsten von Stolberg-Wernigerode im Juni war Nathalie schon dabei. Fürst Christian habe bereits fürs Burgfest zugesagt und werde wieder die Krönung übernehmen, freut sich Pressesprecher Weitbrecht. bpa

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