Gerangel um goldenen Schlüssel

An Fastnacht zu Kokolores bereit: Christoph Striedter, Alexander Simon und Jannis Rösner (v.li.) mit dem heiß umkämpften goldenen Rathausschlüssel. Foto: Ulrich Häfner

An Fastnacht zu Kokolores bereit: Christoph Striedter, Alexander Simon und Jannis Rösner (v.li.) mit dem heiß umkämpften goldenen Rathausschlüssel. Foto: Ulrich Häfner

Nach diversen Rathauserstürmungen des Gusbacher Carneval Clubs zu Beginn seiner Kampagne, denen jedes Mal Stadtkasse und letztes Hemd zum Opfer gefallen sind, sah sich die Stadt Eppstein genötigt, diesmal am 11.11. Schutzmaßnahmen für den Rathaussturm zu ergreifen.

Stolz präsentierte Bürgermeister Alexander Simon zusammen mit Niederjosbachs Ortsvorsteher Christoph Striedter den Zugang zur Rathaustreppe, den er kunstvoll mit Stühlen verbarrikadiert hatte. Besonders erwähnenswert erschien in diesem Zusammenhang der mittels Wollschal am Geländer festgebundene Kleiderständer.

In dem Moment, als Lobesworte für das effektive Sicherheitskonzept fallen sollten, ertönten in der Nähe des Vereinssaals Böllerschüsse der Heftricher Stadtwache. Mit Blasmusik des Akkordeon-Clubs Heftrich setzte sich der Narrenzug des GCC in Bewegung. Sitzungspräsident Jannis Rösner und die Erste Vorsitzende Karin Dostal würden dank des neuen Sicherheitskonzepts auf starke Gegenwehr des Bürgermeisters treffen. Zusammen mit der Garde, bestehend aus den Minis und den Maxis, zahlreichen Vereinsmitgliedern und Zuschauern wurde der Platz vor dem Alten Rathaus belagert. Da hatte die GCC-Garde bereits ihren ersten Auftritt hinter sich: Das Garde-Trio tanzte zum Auftakt der Session beim Empfang der Karnevalsvereine im Landratsamt.

Bürgermeister Simon lehnte sich anfangs zu weit aus dem Fenster. Prompt wurde er vom Publikum entdeckt, welches gerade dabei war, sich mit Glühwein zu wärmen. Schnell zog Simon den Kopf zurück und schloss das Fenster. Dieses taktisch ausgeklügelte Manöver machte Ortsvorsteher Striedter zunichte, indem er das Fenster wieder öffnete. Alexander Simon blieb deshalb nichts anderes übrig, als sich der Öffentlichkeit zu zeigen und demonstrativ den goldenen Schlüssel zu schwenken.

Mit „Gusbach Helau, wir sind wieder da“, erklärte Jannis Rösner das närrische Aufgebot. Vom Ortsbeirat und dem Magistrat forderte er Stadtkasse und Rathausschlüssel aus Edelmetall. Bürgermeister Simon ließ verkünden, er wäre nicht da. Das hätte fast die Garde veranlasst, mit den Füßen im Takt zu stampfen. Diese bedrohliche Ausgangslage nutzte der Bürgermeister diplomatisch, indem er das Fenster schloss.

Sicherheitskonzept scheitert: Narren stürmen das Rathaus

Auf dem Platz ertönten Rufe des Unmuts, Protestschreie und Buh-Gebrüll. Striedter befürchtete, dass im Falle längerer Belagerung die Luft im Büro dünn werden könnte und öffnete das Fenster zwecks Stoßlüftung erneut und lieferte sich prompt ein Wortgefecht mit Jannis Rösner, welches in die glorreichen Annalen des Rathaussturms eingehen wird. Der Ortsbeirat drohte mit Hölle, Justizvollzugsanstalt und Anträgen. Der Sitzungspräsident konterte verwegen: „Schließt ab mit euren Tagen!“.

Nur das Fenster wurde abgeschlossen. Christoph Striedter machte es sich gemütlich. Alexander Simon entnahm der Stadtkasse seelenruhig einen Schokoladenriegel. Sitzungspräsident Rösner rief als himmlischen Beistand Gott Jokus an. Da hielt es den Ortsvorsteher nicht mehr auf seinem Stuhl. Er riss das Fenster wieder auf und verwies die Narrenschar nach Vocken- oder Niedernhausen. „Ich bin zwar neu, aber ich mache hiermit offiziell, wer Fastnacht feiert, ist kriminell.“

Der Bürgermeister ergänzte: „Ihr geht mir richtig auf den Keks.“ Gefährlich ruhig wurde es da auf dem Platz. Alle Augen waren auf Jannis Rösner gerichtet und dieser tat etwas Ungeheuerliches. Er hob den Arm. „Stürmt das Rathaus, Feuer frei.“ Einige Närrinnen des Damenrats des GCC unter Leitung der bisherigen Ortsvorsteherin und neuen Stadtverordnetenvorsteherin Andrea Sehr – die offensichtlich mit ihrem Amt die Seiten gewechselt hatte – schwangen ein dickes Seil, womit Bürgermeister und Ortsbeirat gefesselt werden sollten.

Der Qualität seiner Barrikade vertrauend, entkorkte Alexander Simon eine Flasche Sekt. Es kam anders. Die Tür brach beinahe aus den Angeln, als der Damenrat mit Kampfgekreisch ins Büro stürmte. Bürgermeister Simon vergaß vor Schreck, mit dem goldenen Schlüssel zu drohen, während sich Striedter an die Stadtkasse klammerte. „An Kalorien ist da mehr drin als jemals auf dem Konto war“. Beinahe kläglich klang Alexander Simons letzter Versuch, wenigstens die Kasse zu retten. Doch der Damenrat zeigte sich gnadenlos. Alexander Simon durfte ein letztes Interview geben und wurde dann trotz starker Gegenwehr an den Ortsvorsteher gefesselt.

Von Blechblasmusik begleitet, führte der Damenrat das Duo auf den Platz. Jannis Rösner brachte das Scheitern der beiden Stadtvertreter mit einer innovativen Metapher auf den Punkt: „Aus die Maus.“ Als er weiter ausführte, „Rüben abschlagen zu wollen“, kapitulierte Alexander Simon endgültig: „Schaut ruhig in die Kasse rein.“ Christoph Striedter forderte unterdes vehement die Rückgabe des geraubten goldenen Schlüssels bis Aschermittwoch.

Jannis Rösner besiegelte den Sieg der Narrenschar mit einem dreifachen Helau. Der süße Finanzhaushalt wurde an die Kinder verteilt. Andrea Sehr hielt das letzte Hemd in die Höhe, um zu beweisen, dass es wirklich das letzte ist.

An der Rathauswand prangte ein buntes Transparent mit der Aufschrift: „Die Stadt Eppstein gratuliert: 4 x 11 Jahre Helau GCC“. In seiner Ansprache bezog sich Bürgermeister Simon darauf, indem er das Jubiläum zum Anlass nahm, dem GCC zu danken. „Ihr bringt die Fastnacht zu den Menschen nach Hause, uff de Gass und in die Herzen.“

Die „Gnadenlosen“ bliesen in ihre Instrumente und hauten auf die Pauke. Die bunte Zuschauerschar hakte sich ein oder fasste sich an den Händen, wippte im Takt oder schunkelte zur Musik.

Die Kapelle der „Gnadenlosen“ vom Akkordeon-Club Heftrich waren begeistert von ihrem Auftritt in Niederjosbach. Zwischen ihren Blechblasinstrumenten und der Pauke suchte man vergeblich nach einem Akkordeon. Herbert Lebertz setzte seine Posaune kurz ab: „Wir haben irgendwann einmal unsere Akkordeons verbrannt und uns neue Instrumente ausgesucht“, scherzte er. Da es in Heftrich zahlreiche Akkordeon-Clubs gab, habe man sich einfach auf andere Instrumente spezialisiert. Dann blies er wieder in seine Posaune und der ganze Platz schien zu tanzen.

Sechs Sängerinnen der Formation „Knallbonbons“ gaben einige ihrer Hits zum Besten. Buntes Eichenlaub trudelte herab. Am Glühweinstand funkelten die Lichterketten.

Der GCC macht heiter weiter. Am 19. Januar gibt es um 15.11 Uhr einen Sektempfang. Schoppe-Gucke-Danse findet am 15. Februar um 20.11 Uhr statt. Viel Spaß verspricht auch die Kinderfastnacht am 23. Februar um 15.11 Uhr. Noch mehr Stimmung herrscht dann zur Prunksitzung am 2. März um 18.11 Uhr. Sämtliche Veranstaltungen finden im Vereinssaal Niederjosbach statt. Zum Fastnachtszug am 4. März um 14.11 Uhr sind alle willkommen.uki

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