Stadt streicht freiwillige Leistungen: Einige Minijobs betroffen

Marktmeisterin Caren Lewinsky. Mitten im Gewühl fühlt sie sich wohl.Foto: Julia Palmert

Marktmeisterin Caren Lewinsky. Mitten im Gewühl fühlt sie sich wohl.Foto: Julia Palmert

Der Eppsteiner Wochenmarkt hat sich insbesondere in den Sommermonaten zu einem beliebten Anlaufpunkt in der Altstadt entwickelt. Unter den großen Marktschirmen treffen sich Stammgäste und viele, die spontan oder zufällig vorbeikommen bei einem Schoppen vom Weinausschank der Weinpresse.

Der Eine-Welt-Kreis mit fair gehandelten Waren und der Antipasti-Stand gehören schon seit Jahren zu den festen Marktbeschickern. Inzwischen ebenfalls etabliert haben sich der Tiroler Bauernstand, und auch der Wagen mit syrischen Spezialitäten hat seine Fans. Koordiniert wird dieser kleine Kosmos von Marktmeisterin Caren Lewinsky. Vor etwa zwei Jahren hat sie die Aufgaben von Vorgänger Jörg Herrmann übernommen. Für die alleinerziehende Mutter von vier schulpflichtigen Kindern sind Arbeitszeit und Ort ideal: Sie wohnt in der Altstadt und ist für ihre Kinder im Notfall erreichbar.

Lewinsky überwacht den Aufbau von Tischen und Stühlen, weist die Marktbeschicker ein. Sie waren vormittags bereits auf anderen Märkten und haben, wenn sie in Eppstein eintreffen, oft schon zwei aufreibende Anfahrten und einen anstrengenden Markt hinter sich. Selbst wenn sie im Stau standen und nicht rechtzeitig zum Marktbeginn um 14 Uhr eintreffen, behält die Marktmeisterin die Ruhe, denn auch die Kundschaft ist an den flexiblen Rhythmus des Marktes gewöhnt.

Wechsel gab es in den vergangenen Jahren immer wieder. So hat Gärtner Richard Ullrich im Frühjahr aus Altersgründen nach vielen Jahren seinen Blumenstand aufgegeben, ein neuer Obststand konnte sich nicht etablieren, weil die Nachfrage zu gering war. Gefragt waren hingegen die Eier von einem Bauernhof aus der Region. Doch die Lebensmittelüberwachung bemängelte, wie berichtet, dass die Eier nicht gestempelt, also ohne Herkunftszeichen und Datum, verkauft wurden. Ab Hof ist der Verkauf möglich, aber nicht außer Haus. Das gleiche Schicksal traf die Marmeladen, Chutneys und Essigsorten der Ehlhaltenerin Bärbel Vogel.

Nun steht schon wieder ein Wechsel an. Die Stadt muss ihre freiwilligen Leistungen herunterfahren. Die Kommunalaufsicht habe verfügt, dass die Stadt sämtliche Verträge mit geringfügig Beschäftigten überprüfen muss. Dem Rotstift zum Opfer fällt auch die Stelle der Marktmeisterin, die stundenweise auf Minijob-Basis abgerechnet wird. Stattdessen überwacht künftig das Ordnungsamt den Auf- und Abbau des Marktes.

Die Frage sei nicht, ob das tatsächlich zu Einsparungen führe, sagte Kämmerin Sabine Bergold. Die Anweisung der Kommunalaufsicht sei eindeutig. Die Kommunalaufsicht habe unter anderem verfügt, dass sämtliche Dienste, auch die freiwilligen, von fest angestellten Mitarbeitern der Verwaltung übernommen werden müssen. Nach sozialen Aspekten frage die Behörde nicht, sagte Bergold, die sehr wohl wisse, wie wichtig der Job für die Marktmeisterin sei.

Die Kommunalaufsicht führe rein formale Gründe an. Geringfügig Beschäftigte arbeiten häufig dort, wo die Stadt freiwillige Leistungen übernehme. Die stünden nun alle auf dem Prüfstand, unabhängig von den persönlichen Auswirkungen. Außer dem Minijob der Marktmeisterin sind noch eine Handvoll ehemalige Verwaltungsmitarbeiter betroffen, die bei der Stadt auf Minijobbasis Lücken gefüllt haben. Als Beispiel nennt Bergold den früheren Stadtarchitekten Alwin Dörr, der vor einigen Jahren bei einem Personalengpass im Bauamt ausgeholfen habe. Das wäre aus Kostengründen heute so nicht mehr möglich. Andererseits prüfe die Personalabteilung gerade, ob sie Frau Lewinsky in einer anderen Abteilung weiter beschäftigen könne.

Nichts einsparen könne sie bei der Stadtbücherei, sagt Bergold, deren Leiterin ebenfalls auf Basis einer geringfügigen Beschäftigung honoriert werde, oder in den Kindergärten. Dort arbeiten die Hauswirtschaftskräfte ebenfalls auf Minijobbasis. bpa

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