Sozialbericht des MTK: Rekordhoch bei Sozialleistungen

Sozialbericht (v.l.): Raphael Stanko (Leiter des Kommunalen Jobcenters), Ramona Mitter (stellvertretende Leiterin des Amtes für Soziales), und Kreisbeigeordneter Johannes Baron bei der Betrachtung der Zahlen aus dem Sozialbericht. Foto: MTK-Pressestelle

Sozialbericht (v.l.): Raphael Stanko (Leiter des Kommunalen Jobcenters), Ramona Mitter (stellvertretende Leiterin des Amtes für Soziales), und Kreisbeigeordneter Johannes Baron bei der Betrachtung der Zahlen aus dem Sozialbericht. Foto: MTK-Pressestelle

Die Zahl der Empfängerinnen und Empfänger von Sozialleistungen ist in den vergangenen beiden Jahren auf ein Rekordhoch gestiegen. Das geht aus dem Sozialbericht 2023/24 hervor, den Kreisbeigeordneter Johannes Baron vorgelegt hat.

Ende 2024 bezogen demnach insgesamt rund 19 000 Menschen Sozialleistungen. Alleine im Bereich der Sozialgesetzbücher II und XII (darunter fallen unter anderem Bürgergeld und Grundsicherung im Alter) waren es fast 15 200 Personen – der höchste Wert seit 2005. „Der Main-Taunus-Kreis ist insgesamt ein vergleichsweise wohlhabender Kreis“, fasst der Sozialdezernent zusammen, „aber auch diese Entwicklung gehört zum Bild dazu.“ Besonders herausfordernd sei nach wie vor die Lage auf dem Wohnungsmarkt.

Ende 2024 empfingen 11 967 Personen Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch (SGB) II, das sogenannte Bürgergeld, und 3203 Unterstützung nach dem SGB XII, also Grundsicherung im Alter oder bei Erwerbsminderung. Das waren jeweils die höchsten Werte seit 20 Jahren. Von diesen insgesamt 15 170 Menschen, die vergangenes Jahr Leistungen erhielten, waren 8772 Personen – mehr als die Hälfte – Nichtdeutsche. Damit setzte sich der Trend der Vergangenheit fort.

Auch die Zahl der Alleinerziehenden, die SGB II erhalten, ist mit 1098 nach wie vor hoch. Es seien überwiegend Frauen betroffen, fast drei Viertel stammen nicht aus Deutschland. Die Betreuung der Kinder in Krippen, Kita und Hort müsse sichergestellt werden, um sie zu entlasten, heißt es im Bericht. Unter den Alleinerziehenden, die Unterstützung beziehen, seien sehr viele Ukrainerinnen, die vor dem Krieg in Deutschland mit ihren Kindern Schutz gesucht haben. Ende 2024 kamen fast 25 Prozent aller Alleinerziehenden aus der Ukraine.

Die Arbeitslosenquote nach SGB II betrug im Kreis 3,6 Prozent, in Eppstein liegt die Quote mit 4,1 Prozent etwas höher als im Durchschnitt. Nur in Hattersheim und Schwalbach ist sie noch etwas höher. Die Arbeitslosenquote inklusive SGB III liegt im Kreis bei 5,1 Prozent.

Außerdem erhielten im gesamten Jahr 2024 insgesamt 963 Personen Leistungen der Eingliederungshilfe nach dem SGB IX. Es handelt sich dabei um fachliche Leistungen bei Behinderung – etwa Assistenzen oder Frühförderung.

„Nach Abzug von Bundes- und Landesmitteln bleiben immer noch hohe Summen am Kreis hängen“, so Baron weiter: So würden 34 Prozent der Kosten der Unterkunft nicht erstattet. Damit verblieben rund 17,4 Millionen Euro beim Kreis.

Die Lage auf dem Wohnungsmarkt spitze sich seit Jahren zu. Selbst für Menschen mit geregeltem Arbeitseinkommen seien die Mietpreise oft schwer finanzierbar: „Mietraum ist zu einem knappen Gut geworden“. Die unmittelbare Nähe zu den Zentren der Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main spiegele sich in einer durchschnittlichen Nettokaltmiete von 9,25 Euro pro Quadratmeter. Damit belege der Kreis hessenweit Platz 3 nach Frankfurt und Darmstadt. Die Quadratmetermieten bei den besonders dringend benötigten kleinen Wohnungen lägen noch deutlich über dem kreisweiten Mittelwert. Nur gut 3 Prozent des Wohnraums steht leer – die zweitniedrigste Quote in Hessen nach Frankfurt. Laut Sozialbericht ein Indiz für hohe Nachfrage und knappe Ressourcen.

Der Sozialbericht untersucht auch die Wohnsituation und stellt fest, dass im Main-Taunus-Kreis etwa die Hälfte der Menschen im eigenen Ein-, Zwei- oder Mehrfamilienhaus wohnen.

Das Wohngeld gehört neben dem Kinderzuschlag zu den sogenannten vorrangigen Sozialleistungen. Seit dem Inkrafttreten der Wohngeld-Plus-Reform Anfang 2023 hat sich die Zahl der bewilligten Anträge fast verdoppelt. Lagen 2022 insgesamt noch 1589 Bewilligungen von Wohngeld vor, stieg die Zahl 2024 auf insgesamt 3080.

Um Wohnraum für Leistungsbezieherinnen und -bezieher zu finden oder zu sichern, arbeitet der Kreis unter anderem mit der Stiftung „Perspektive Wohnen“ zusammen. Dabei geht es nicht nur darum, Wohnungen zu vermitteln, sondern auch zu verhindern, dass jemand eine Wohnung verliert und obdachlos wird.

Gleichzeitig verstärkte der Kreis seine Anstrengungen, Menschen bei der Suche nach Arbeit zu unterstützen. Wie schon im Eingliederungsbericht 2024 festgestellt, hat das Kommunale Jobcenter im vergangenen Jahr 1307 Personen in Arbeit vermittelt und damit das mit dem Land Hessen vereinbarte Ziel von 1082 Integrationen im Kreis übertroffen.

„Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass viele Menschen schwer oder überhaupt nicht vermittelbar sind“, so Baron: „Wir haben keine Anzeichen, dass sich das auf absehbare Zeit ändert.“

Der komplette Sozialbericht kann auf der Internetseite des Main-Taunus-Kreises unter www.mtk.org/sozialbericht heruntergeladen werden.

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