Gut 120 Vorschläge kamen schon an diesem Abend zusammen. In den vergangenen Wochen lud sie zu einem Online-Forum ein und sprach Menschen auf der Straße und auf öffentlichen Plätzen zu dem Thema an, um zu diskutieren und zu erfahren, welche Prioritäten die Eppsteiner setzen. Am vergangenen Dienstag zog sie in einer Abschlussveranstaltung Bilanz. „Von den angeschriebenen Unternehmen gab es leider so gut wie keine Resonanz“, sagte Schomburg, dafür griff sie etliche Vorschläge von Privatpersonen auf. Bei der abschließenden Veranstaltung hatten die Eppsteiner noch einmal die Gelegenheit, Maßnahmen zu ergänzen, kritisch zu reflektieren und Vorschläge zur Kommunikation zu machen.
Jetzt geht es in die nächste Phase, die Erarbeitung des endgültigen Klimaschutzkonzeptes, das am 10. Februar dem Stadtentwicklungsausschuss vorgelegt wird und in der Stadtverordnetenversammlung am 19. Februar als fertiges Konzept verabschiedet werden soll. Offizieller Abgabetermin ist der 27. Februar.
Bei ihren Umfragen kristallisierte sich für die Klimaschutzmanagerin heraus, worüber sich die Eppsteiner hinsichtlich des Klimawandels am meisten sorgen: Das Waldsterben und Naturverlust stehen an erster Stelle, auch Hochwasser- und Starkregen, zunehmende Hitzeperioden, deren Auswirkung auf die Gesundheit, sowie Trockenheit und Wassermangel, sind Themen, die viele Eppsteiner beschäftigen.
Gefragt nach dem Klimaschutz, also den Voraussetzungen für präventive Maßnahmen in Eppstein und in der Region waren die Kosten ein wichtiger Faktor. Viele möchten demnach klimafreundlich leben, können sich aber vieles nicht leisten. Die fehlende Infrastruktur für ÖPNV und Rad wurde von mehr als 50 Prozent der Befragten bemängelt, Klimaschutz sei zu teuer, kritisierten knapp 40 Prozent. Fehlende Angebote und fehlende Information bemängelten etwa ein Drittel der Befragten. Fördermittel, wofür es sie gibt, wie sie beantragt und wie seriöse Anbieter gefunden werden, sei ein wichtiger Punkt im Klimaschutzkonzept, diese Fragen seien für viele Menschen große Unsicherheitsfaktoren, sagte Schomburg.
Bei ihrer Potenzialanalyse hat sie drei wesentliche Klimafaktoren herausgestellt, bei denen die Bürger selbst etwas ändern können, sei es durch Sparen oder Umstellen auf Erneuerbare Energiequellen: Strom, Wärme und Verkehr. Ziel des Klimaschutzkonzepts sei bis 2045 die Reduzierung von bisher 72 000 t CO2 pro Jahr in Eppstein auf rund 4000 t CO2.
Mit dem neuen Konzept will Schomburg zum Beispiel mehr Menschen davon überzeugen, private Photovoltaik-Anlagen auf ihrem Dach zu montieren. In Kombination mit Wärmepumpen könne so jeder einzelne einen wesentlichen Beitrag zur CO2-Reduktion leisten. Die Stadt könne mit ihren Anlagen Vorbild sein, allerdings betrage ihr Anteil am CO2-Einspar-Potenzial nur etwa 3 Prozent. Gerade wurde eine neue PV-Anlage auf dem Dach der neuen Kita in Betrieb genommen, die Installation einer weiteren PV-Anlage auf dem Dach des Bauhofs in Bremthal stehe kurz bevor.
„Das Gros, um die Ziele zu erreichen, sind Privathäuser“, machte Schomburg in der Versammlung deutlich und rechnete vor, dass die Klimaziele für Eppstein erreicht würden, wenn bis 2045 pro Jahr 136 PV-Anlagen zu knapp 8 kWp auf privaten Wohngebäuden in Betrieb gingen. Eppstein sei schon auf einem guten Weg, lobte Schomburg: In den vergangenen drei Jahren, wurden durchschnittlich 94 PV-Anlagen auf Eppsteiner Dächern montiert. Hinzu kämen in den vergangenen beiden Jahren jeweils über 90 Balkonkraftwerke. Diese kleinen Anlagen seien gute Alternativen für Mietwohnungen. Von der Öffentlichkeit nahezu unbeachtet sind die beiden Bürgersolaranlagen auf städtischen Gebäuden in Bremthal und Ehlhalten, nennt sie weitere Beispiele.
An den Wänden im Blauen Saal in Vockenhausen hatte Schomburg Plakate mit Vorschlägen zu übergeordneten Themen angepinnt: Mobilität, kommunales Handeln, Klimagerechte Stadtentwicklung, Informieren und Beteiligen sowie Anpassung an Klimafolgen. Die Besucher der Abschlussveranstaltung konnten mit Klebepunkten in unterschiedlichen Farben markieren, welche Maßnahmen ihrer Meinung nach Priorität haben und weitere Vorschläge machen. Viele grüne Punkte, die hohe Priorität signalisierten, gab es für ein besseres Radwegenetz, zusätzliche Abstellanlagen an Schulen, Haltestellen und öffentlichen Einrichtungen.
Auch ein E-Bike-Leihsystem für Bürger und Touristen erhielt viele positive Bewertungen, ebenso flächendeckende Ladestationen für Autos zur Förderung klimafreundlicher Mobilität. Dazu erläuterte Bürgermeister Alexander Simon, dass die Installation weiterer Ladesäulen für Elektrofahrzeuge derzeit vorbereitet werde. Er bedankte sich an diesem Abend für das große Engagement der zahlreichen Beteiligten.
Für kommunale Maßnahmen wurde ein „Klimacheck“ gut geheißen, also die systematische Überprüfung städtischer Entscheidungen auf ihre Klimawirkung.
Die Frage nach den Quellen ihrer Zahlen, beantwortete Schomburg ebenfalls: Nachzulesen seien sie im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur. Ihr Zeitplan sieht vor, das fertige Konzept spätestens zum 27. Februar einzureichen, das ist die zeitliche Vorgabe der Nationalen Klimaschutzinitiative, von der die Stadt seit 2024 Geld für die Erstellung eines Klimaschutzkonzeptes erhält. Die Mittel sind bis Ende 2026 bewilligt. Die Stadt bemüht sich schon jetzt um eine Anschlussfinanzierung, um Maßnahmen im Klimaschutzkonzept langfristig umzusetzen. bpa




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