Viele wollten das Ausnahmetalent Valentin Blomer, den international ausgezeichneten Pianisten und promovierten Mathematiker, spielen hören. „Einen musikalischen Hochgenuss“ versprach der Vereinsvorsitzende Bernhard Heinz bei der Begrüßung.
Blomer bespielte an diesem Abend virtuos einen „Bösendorfer“, einen eigens angemieteten Konzertflügel, und nahm sich einige der schönsten Stücke der Klavierliteratur vor. Das Publikum gab sich versunken dem Rausch der Töne hin. Die Eltern Blomers aus Bremthal ließen sich das Konzert natürlich auch nicht entgehen.
Der 47-Jährige wohnt längst nicht mehr in Eppstein, sondern seit ein paar Jahren in Bonn, wie er bei der Anmoderation seines ersten Stückes, der Sonate C-Dur von Ludwig van Beethoven, verriet, denn Bonn ist zugleich die Geburtsstadt des Komponisten. „Die Kompositionen Beethovens galten zu seiner Zeit als radikal neu, extrem an Dynamik und Modulation“, erklärte Blomer, „für unsere Ohren klingt er klassisch, damals hörte sich seine Musik aber wie Rock’n’Roll an“. Er ließ seine Finger über die Tasten fliegen, rasant expressive Klänge „con brio“ wechselten sich mit ruhigeren Tönen ab. Vielleicht versetzte sich der ein oder andere in die damalige Zeit, um den Wandel nachzuempfinden.
Das zweite Stück von Mendelssohn Bartholdy wurde für eine Sammelaktion für ein Beethoven-Denkmal auf dem Münsterplatz in Bonn komponiert. „Mit Variations sérieuses op. 54“ setzte sich Mendelssohn selbst ein Denkmal“, sagte Blomer und wies noch auf die Plakette am Staufen zum Aufenthalt des Komponisten in Eppstein hin. Mit sehr viel Temperament zum Ausdruck gebracht, schien das Stück von großen Gefühlen zu erzählen.
Der ohne Noten auskommende Pianist intonierte auch die Musik Chopins meisterhaft, „Drei Nocturnes“, raffiniert und träumerisch. „Die Nächte Chopins sind ohne Zweifel angenehm“, sagte Blomer, „seine Musik hat einen verführerischen Duft“. Leidenschaftlich romantisch, mitunter auch dramatisch in der Ausdrucksweise spielte sich der Pianist von Höhepunkt zu Höhepunkt und ließ die Töne ins Publikum perlen. Das Stück „Suite de danzas criollas“ des argentinischen Komponisten Alberto Ginastera rundete das Konzert ab. „Der Komponist kombinierte die Klassik der europäischen Kultur mit volkstümlicher Musik und traditionellen Weisen“, so Blomer, Rhythmik und Harmonik seien „rau und süß“ zugleich.
Variantenreich und mit viel Tempo ließ er die kreolischen Tänze auf seinem Konzertflügel erklingen und wurde zum Schluss mit frenetischem Applaus belohnt. Er wiederum dankte mit Gershwins „I got rhythm“ als Zugabe.mi
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