„Krasses“ Konzert zum 150.

Solist Ben Bothun und der Projektchor 20vor8Chorisma ernteten tosenden Applaus für ein besonderes Konzerterlebnis.Foto: Jens Bergold

Solist Ben Bothun und der Projektchor 20vor8Chorisma ernteten tosenden Applaus für ein besonderes Konzerterlebnis.Foto: Jens Bergold

Die Sängerinnen und Sänger von 20vor8 Chorisma leuchteten im Scheinwerferlicht und verzauberten ihr Publikum mit ihren guten Stimmen und schönen Bildern.

Dank aufwändiger Lichttechnik, einem ideenreichen Drehbuch und der mit viel Liebe zum Detail gestalteten Bühne bot der Chor am vergangenen Samstag einen unvergesslichen Konzertabend mit einem vielseitigen Programm.

Der Andrang war groß. Nachdem auch der letzte Gast seinen Wagen geparkt hatte, konnte die Show beginnen. Etwas später als „20 vor acht“ hielt der Chor unter Leitung von Ulrich Diehl begleitet von den beschwingten Rhythmen der Band umgeben von Rauch und mit viel Applaus Einzug auf die Bühne.

Sofa war Schauplatz witziger und nachdenklicher Dialoge

Der Vereinsvorsitzende Andreas Geis begrüßte die 400 Gäste in der Comenius-Halle und erinnerte daran, dass das Ensemble zum ersten Mal 2009 anlässlich des 40. Jubiläums des Frauenchors im Verein Liederkranz 1875 Bremthal auftrat. Danach erweiterte 20vor8 Chorisma sein Repertoire um verschiedene Musikrichtungen und Sprachen und präsentiert sein Programm heute unter dem Motto Deutsch-Pop-Rock. So wurde das fulminante Konzert mit „Sweet Dreams“, einem Lied von den Eurythmics aus den 80er Jahren, begleitet von der Band eröffnet, „Come go with me“ schloss sich a capella an.

„Komm mit auf unsere Reise durch 150 Jahre Chorgesang!“, lautete die Losung dieses Abends. Wie sich zeigen sollte, ist der Chor mit der Zeit gegangen, doch die guten „Geister“ aus der Geschichte des Vereins sind unvergessen und fanden an diesem Abend einen Platz. Dafür stand das Sofa, das nebst Pokalen und Requisiten einen Teil der Bühne einnahm, und immer wieder Schauplatz witziger oder nachdenklicher Dialoge zwischen Alt und Jung oder Mann und Frau „irgendwo in Bremthal“ wurde. In Windeseile schlüpften die Chorsänger selbst in verschiedene Rollen: Das Sofa beherbergte sie in der Maske von Omas, Opas, Enkelinnen, „Damenkränzchen“ oder „krasser“ Youngsters.

Rainer Kriscke als Opa und Isabel Süptiz in der Rolle der Enkelin besprachen die Chronik des Vereins und sehr zur Verwunderung der jungen Generation ist das Werk auf dem Papier verewigt und nicht etwa auf „Insta“ oder „Tiktok“. Ein anderes Darsteller-Paar auf dem Sofa erinnerte an die Chormitglieder, die nicht mehr da sind, und leitete über zum Song Memories.

Andreas Geis, Guido Ernst, Gunnar Lorentzen, Dieter Höhn und Hans Becker mimten in „ollen“ Arbeitskitteln die Gründer des Vereins und stellten nach, wie es am 10. Januar 1875 im Gasthaus Adler zur Gründung des Gesangvereins Liederkranz – wohlgemerkt ohne „s“ - gekommen sein mag. Dass der Verein damals nicht nur die Möglichkeit bot, als Männer unter sich zu sein und ein Hobby zu teilen, sondern auch einen geschützten Raum, um zu politisieren, besangen sie mit dem Lied „Die Gedanken sind frei“.

Das Quintett machte auch erlebbar, wie es 1969 zur Gründung des Frauenchors kam, nachdem Chorsingen im Liederkranz mehr als 90 Jahre reine Männersache war. Die Männer stimmten ab, ob sie einen Frauenchor wollen und votierten mit 38 Ja-, vier Nein-Stimmen bei neun Enthaltungen dafür. „Heute sind wir emanzipiert und singen gemeinsam“, stand im Drehbuch einer „Lady“ auf dem Sketch-Sofa.

20 Songs auf Englisch – teils von Diehl selbst arrangiert – präsentierte der Chor, zumeist gemeinsam, auch solo oder in kleineren Gruppen. Ein Hingucker waren die tanzenden Sängerinnen mit Sonnenbrillen auf der Nase und weißer Bluse über dem schwarzen Outfit. Harmonisch in ihren Bewegungen unterstützt von der Band und einer Lightshow interpretierten sie „Hold the line“. „Intern heißen sie die ‚Chickendales’“, merkte Marina Nix, die Pressesprecherin des Vereins vergnügt an, „der Name rührt daher, dass sie bei ihrem ersten Auftritt als Kleingruppe weiße Federboas trugen“.

„Ich bin noch nicht so lange dabei, komme aus Minnesota und singe furchtbar gern“, stellte sich Ben Bothun dem Publikum vor und sang – begleitet von der Band – „Let it go“. Er erntete tosenden Applaus, ebenso wie Aleksandra Allampally, die sich ebenfalls solo ins Rampenlicht begab. Die Sängerin, die eine Gesangsausbildung absolvierte, zog das Publikum mit dem Lied „Nur nicht aus Liebe weinen“ von Zahra Leander in ihren Bann.

Die Band trug viel zum Gelingen des Abends bei. Robert Karasek am Keyboard hatte dieses Mal Verstärkung durch Bass (Maximilian Mörke), Gitarre (Swen Poth) und Schlagzeug (Klaus Heck). Dass die Bühne beim Lied „True Colours“ mehrfarbig angestrahlt wurde, verrät einmal mehr die Liebe zum Detail der Konzeptgruppe des Chors.

Nach zwei Zugaben bekamen die mehr als 40 Sängerinnen und Sänger auf der Bühne frenetischen Applaus. Das Publikum war danach eingeladen, noch ein bisschen mitzufeiern. Die lecker belegten Brötchen auf dem Buffet waren noch nicht ganz ausverkauft...mi

Weitere Artikelbilder:

Kommentare

Anmelden oder Registrieren um Kommentare zu schreiben


X