„Dieses Jahr fiel uns die Wahl richtig schwer, wir hatten drei gute Bewerbungen“, sagte Dieter Falk, der den Preis mit seiner Ehefrau Ursula gestiftet hat, bei der Preisverleihung in der vergangenen Woche in der Aula der Gesamtschule. Den Falkpreis in Höhe von 300 Euro erhielt dieses Jahr Jennifer Martin, Sattlermeisterin in Fischbach. Die beiden anderen Bewerber, so Falk, bleiben für die Preisverleihung im nächsten Jahr im Rennen. Rektor André Roselt, der für den Förderverein der Schule sprach, hatte für seine Laudatio mit Martins ehemaligem Klassenlehrer Peter Vorhagen gesprochen und einige Fotos von Schulausflügen und Schulveranstaltungen erhalten. Die 34-jährige Jennifer Martin wuchs in Niederjosbach auf und machte 2009 ihren Realschulabschluss an der Freiherr-vom-Stein-Schule, dann das Fachabitur, Fachrichtung Gestaltung in Frankfurt, anschließend eine Ausbildung zur Sattlerin, Fachrichtung Fahrzeugsattlerei, und schloss 2015 als Schulbeste ab und wurde sogar Bundessiegerin der Fahrzeugsattler.
2018 hielt sie ihren Meisterbrief in den Händen und machte sich 2024 selbstständig – mit einem 2 mal 3,5 Meter großen Arbeitstisch und einer etwa 1,5 Meter breiten Spezialnähmaschine in einer kleinen Werkhalle. Nebenbei engagiert sie sich im Berufsverband Fahrzeug und Reitsportausrüstung.
Gefragt, wie sie zur Sattlerei kam, räumt Jennifer Martin ein, dass dabei auch der Zufall zu Hilfe kam: „Von 19 Bewerbungen für unterschiedliche Handwerksberufe kam eine Zusage: von einer Sattlerei.“ Bereut habe sie ihre Wahl nicht. Schon in der Schule sei ihr klar geworden, dass sie einen kreativen Beruf ergreifen wolle. Ausgerechnet in der Fahrradreparatur-AG sei ihr das damals bewusst geworden. Das sei eher was für Jungs, habe sie damals gedacht, aber sie habe zu keiner Zeit das Gefühl gehabt, „dass ich das nicht könnte“. Eine wichtige Erfahrung für sie, sagt sie heute.
Neugierig folgten der achte Jahrgang der Hauptschule und die Neuntklässler der Realschule und des Gymnasialzweigs ihren Ausführungen. Das Handwerk biete gute Zukunftsaussichten. „Egal, welchen Antrieb das Auto hat, ich habe als Sattler immer was daran zu tun“, sagt sie. Außerdem müsse man nicht Geselle bleiben: Meisterbrief, Betriebswirt im Handwerk, Techniker oder Sachverständiger seien weitere Qualifikationen. Dabei könne man den Beruf sogar ohne Schulabschluss ergreifen. Vieles sei noch immer reine Handarbeit in der Sattlerei, aber längst gebe es CNC-gesteuerte Zuschneidemaschinen und Industrie-Nähmaschinen, beantwortete sie Fragen der Jugendlichen zu Computergesteuerter Arbeit in der Sattlerei.
„Klammert bei eurer Berufswahl nicht das breite Feld der Handwerksberufe aus“, gab Martin den Jugendlichen mit auf den Weg. Sie zeigte den Schülern Fotos mit einigen ihrer Arbeiten: individuelle Autositze, teilweise aus farbigem Leder oder mit farbigen Ziernähten, aufgepolsterte Motorradsättel, aber auch Prototypen für Sitzgruppen in der Bahn. Eine gepolsterte Wand aus purpurfarbenem Samt sei ihr als besonders anstrengend in Erinnerung geblieben: „Wir mussten 7000 Knöpfe mit dem Stoff beziehen.“ Die Frage, ob sie auch ausbilde, verneinte Martin: Ihre Firma sei noch im Aufbau, in einigen Jahren könne sie sich das gut vorstellen. Aber Berufspraktika könne sie schon jetzt anbieten. Ausbildungsplätze gebe es in der Region, sowohl für KFZ-Sattlerei als auch für den Reitsport sowie in der Feintäschnerei für Taschen und Rucksäcke.
Ihr Tipp für die richtige Work-Live-Balance: „Sucht euch einen Beruf, der euch Freude macht, euer Leben erfüllt und euch motiviert. Wenn ihr montags gern zur Arbeit geht, ist das wichtiger als alles Geld der Welt“, führte sie aus und bekam dafür Applaus und zustimmende Pfiffe von den Jugendlichen.bpa
Die Freiherr-vom-Stein-Schule lädt am Freitag, 28. November, wieder zum Tag der offenen Tür. Auch in diesem Jahr führen Schüler die Gäste als Lotsen durch die Schule oder betreuen in einem Raum jüngere Geschwisterkinder. Für Eltern und Jungen und Mädchen der vierten Klassen gibt es jede Menge Infos zu den drei Schulzweigen und zur Inklusion.
Die einzelnen Fachschaften und die Schulsozialarbeit stellen sich vor. Weitere Themen der Schule sind die „aktive Mittagspause“ mit Bewegungs- und Ruhe-Angeboten, die gesunde Schule und die Fairtrade Schule. Fragen zur Mint-freundlichen Schule werden ebenso beantwortet wie die zu Digitalisierung oder dem Fremdsprachenunterricht sowie das bilinguale Konzept.
In der Sporthalle gibt es Mitmachangebote. Nachmittags-AG und Wahlpflichtunterricht werden vorgestellt wie Digitale Helden, Mentorenprogramm, Schulgarten, Ganztagsangebote und Begabtenförderung. Offiziell eröffnet wird der Tag der offenen Tür von Direktor Christoph Krüger und der Schulband um 14 Uhr in der Aula. Ansprechpartner von Förderverein und Elternvertreter stehen ebenfalls für Fragen zur Verfügung.


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