An:
- CDU-Fraktion Eppstein
- Stadtplanungsamt Eppstein
- Guido Ernst, Orstvorsteher Bremthal
- SPD-Fraktion Eppstein
- Hans-Jörg Schmidt, SPD Bremthal
- Klaus-Peter Lange, SPD Bremthal
- NABU Eppstein, Torsten Wolf
- BUND, Klaus Stephan
- Untere Naturschutzbehörde MTK
- Eppsteiner Zeitung
Sehr geehrte Damen und Herren,
die Eppsteiner Zeitung berichtet in ihrer Ausgabe vom 28.05.2025 erneut über die Pläne der Stadt, das Areal „Steinkaut“ in Bremthal zur Bebauung zu nutzen.
Als engagierte Bremthaler Bürger wandten wir uns bereits am 18.02.2022 mit kritischer Stellungnahme an obige Gremien.
Wir sind unverändert der Überzeugung, dass die Pläne der Stadt, die ökologisch wertvolle Steinkaut-Grüninsel zu bebauen, nicht genügend Umsicht im Hinblick auf die immer drängendere Notwendigkeit aufweisen, uns umgebende Natur um jeden Preis zu schützen. Weltweit ist die Menschheit sehr aktiv dabei, den Ast auf dem sie sitzt selbst abzusägen. Umso wichtiger wird es, im Kleinen, vor Ort, selbst im privaten Bereich, der Ressourcenvernichtung entgegenzuwirken. Umso mehr sollte dies unserer Kommune echte Verpflichtung sein, wenn sie sich an ihren öffentlichen Bekenntnissen messen lassen will.
2022 haben wir der Stadt bereits einige Beispiele nur aus Bremthal aufgelistet, wie die leider aufgegebene „Bestandsverdichtung“ im überwiegend öffentlichen Interesse sinnvoll betrieben werden könnte. Nach wie vor stehen zahlreiche Häuser ganz oder teilweise seit vielen Jahren leer, ohne dass die Stadt beherzte Maßnahmen ergreift, diese höchst sinnvolle Form der „Bestandsverdichtung“ konsequent zu betreiben.
Zunehmend viele bundesdeutsche Kommunen schätzen sich inzwischen glücklich, wenn sie möglichst viele Grünflächen in ihrem Bereich aufweisen können, und wo es zu wenig davon gibt, schafft man solche, verfügt sogar Baustopps und grübelt über geeignete Kompensationen nach.
Wer heute noch meint, jede gewachsene Gemeinde müsse auf Biegen und Brechen weiter wachsen, der argumentiert ebenso unvernünftig, wie Befürworter einer immer und ewig wachsenden Volkswirtschaft. Dabei erweist sich das Argument als sehr durchscheinend, dass viele junge Familien Wohnungen suchten und deshalb müsse jedes Fleckchen für die Schaffung neuen Wohnraumes genutzt werden.
Wer aufmerksam durch unsere Straßen geht und vielleicht auch viele Menschen hier kennt, dem muss doch bewusst sein, dass wir eine allgemein alternde Gesellschaft sind und es muss auffallen, dass sehr viele Ein- und Zweifamilienhäuser fast leer stehen, weil sich alleinstehende ältere ängstliche Eigentümer scheuen, „fremde Menschen“ als Mieter aufzunehmen.
Es gab einmal eine Eppsteiner Initiative, diesen ungenutzten Leerstand irgendwie aufzulisten und dafür die werben, ihn z.B. für junge Familien nutzbar zu machen. Die Initiative verlief im Sande. Natürlich ist der Wunsch der Stadt sehr sinnvoll, vermehrt junge Familien Lebensraum anzubieten.
Das Areal „Steinkaut“ als „völlig verwahrlostes“ Gebiet zu bezeichnen, welches ansonsten keinen Nutzen habe, außer bebaut zu werden, zeugt davon, wie weit solche Sichtweisen von einer zeitgemäßen, dem Wohle der Menschen durch Naturschutz dienenden, entfernt sind.
„Verwahrloste Naturareale“ (es sträubt sich alles, so etwas überhaupt zu formulieren) belegen einen weiteren fundamentalen Irrtum: „Verwahrloste Natur“ entsteht prinzipiell nur dort, wo der Mensch meint, sie „gestalten“ zu müssen. Die hier bezeichnete 50-jährige Entwicklung der „Steinkaut“ hat nichts mit „Verwahrlosung“ zu tun, sondern zeigt, wie sich Natur ungestört entwickeln möchte. Allein der beachtliche Bestand an Singvögeln belegt den Gesundheitszustand und ökologischen Wert dieser Grünfläche.
Jeder unberührte Flecken Natur hat einen hohen Wert an sich und dient auf vielfältige Weise einer gesunden Umwelt. Deshalb ist es auch eine irrige Ansicht, dass jegliches natürlich gewachsene Grünareal den Erholung suchenden Bürgern zur Nutzung offenstehen müsse. Sobald Menschen Natur betreten, beeinflussen sie ökologische Gleichgewichte und hinterlassen oft genug ihren zerstörenden „Fußabdruck“.
Auch das Argument, wir hätten doch rundherum genügend „grüne Natur“ zeugt von ökologischer Kurzsichtigkeit. Unsere umgebenden Wälder leiden nicht nur unter klimatischen Veränderungen, an die sie nicht angepasst sind, sondern immer noch unter einer überkommenen, profitorientierten Forstwirtschaft.
Befürworter jeglicher Lückenbebauung argumentieren, es handele sich „nur um verträgliche Nachverdichtung im Bestand“. Dies ist eine typisch behördliche Verschleierungsformulierung für Raubbau an lebenswichtiger Natur.
Nun gibt die Stadt erneut kostenpflichtige Gutachten in Auftrag, welche den faunistischen Bestand in der Steinkaut untersuchen sollten, also welche Tierarten dort vorkommen.
Als Ergebnis lasen wir 2022 bereits, dass es sich um eine „wertvolle Brutstätte von mindestens 34 beobachteten Vogelarten“ handele, die z.T. als streng geschützt gelten. Diese Bestandsermittlung bietet mit Sicherheit nur einen kleinen Einblick in die artenreiche Welt der „Steinkaut“. Ferner wird von erheblichen Umweltauswirkungen auf Schutzgüter wie Tiere, Pflanzen, Boden, Wasserhaushalt und Kleinklima gesprochen.
Ähnliche Bebauunmgswünsche hegt die Stadt schon seit Jahren im Bremthaler Gebiet „Dell“. Auch hier wäre eine Naturvernichtung unverantwortlich.
Mittlerweile lernen Kinder schon im Kindergarten und natürlich in den Schulen, wie jeder Mensch dazu beitragen kann, dem menschengemachten Klimawandel entgegenzuwirken. Leider scheinen das zu viele Politiker immer noch nicht so recht verstanden zu haben und vernichten und versiegeln weiterhin großzügig Naturflächen.
Wenn schon gemeint wird, Eppstein brauche Platz für junge Familien, dann muss es nicht das kostbare Ortsgrün Bremthals sein. Wie gesagt, es gibt sehr viel leerstehenden Wohnraum, der ggf. über Enteignungen neu zu nutzen wäre. Dabei ist doch klar, dass solche Enteignungen keine entschädigungslose Maßnahme sind, allerdings sind sie angesichts etlicher uneiniger Erbengemeinschaften absolut gerechtfertigt.
Die angefügten Fotos zeigen Objekte, die offenbar heute noch so ungenutzt sind. Es sind nur die Objekte, welche von außen bereits als ungenutzt zu erkennen sind – mit hoher Wahrscheinlichkeit gibt es in Gesamt-Eppstein derart viel Leerstände, dass diese einem neu bebauten Stadtteil entsprechen würden.
Heidelinde & Bernd van Krüchten
als aufmerksame, Eppstein liebende Bürger
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