Bürgerstiftung und Burg-Schule: Ute Jürges wird 80

Ute Jürges mit einem Ikosaeder als Weltkugel, auf dem die Ziele ihrer Reisen markiert sind.Foto: Beate Schuchard-Palmert

Für Jugendliche war Ute Jürges viele Jahre lang das Gesicht der Bürgerstiftung. Noch mehr Eppsteiner kennen sie aus fast 30 Jahren als Lehrerin und Rektorin der Grundschule.

Kaum ein Jahr nach ihrer Pensionierung 2004 folgte Jürges dem Ruf des früheren Bürgermeisters Ralf Wolter und engagierte sich im Vorstand der neu gegründeten Bürgerstiftung. Sie sollte an ihre guten Kontakte zu den Schulen und zu ehemaligen Schülerinnen und Schülern anknüpfen. Vor drei Jahren zog sie sich aus dem Vorstand zurück. Am heutigen Donnerstag feiert Ute Jürges ihren 80. Geburtstag.

Ihre erste Aktion nach Gründung der Stiftung 2005 war eine Umfrage an den drei Eppsteiner Schulen, bei der die jungen Menschen ihren Heimatort bewerten sollten. Jürges wertete mehrere 1000 Antworten aus und fasste die Ergebnisse zusammen. Zur Belohnung lud die Stiftung die Teilnehmer zu einer Kinoaufführung ins Kinopolis ein. 300 Kinder und Jugendliche folgten damals der Einladung. „Das war ein großartiger Anblick“, erinnert sich Jürges und auch daran, dass die Jugendlichen während ihrer kurzen Ansprache im Kinosaal „mucksmäuschenstill und aufmerksam“ waren.

So lag es damals nahe, dass sie auch die jährliche Ausschreibung für den Jugendpreis übernahm. 1500 Euro Preisgeld sollten möglichst viele Jugendliche motivieren, sich mit ihren Projekten zu bewerben. Aber meistens, so Jürges, musste sie geeignete Bewerber über Schulen und Vereine ausfindig machen. Außerdem organisierte sie viele Jahre lang eine Aktion der Stiftung mit Hilfe einer Pflegeschule in der Seniorenresidenz. Zusammen mit Pflegeschülern wurden Hochbeete im Garten angelegt, mit den Bewohnern des Seniorenheims unterschiedlichste Projekte realisiert oder eine Grillstation gekauft.

Jürges wurde noch während des Zweiten Weltkriegs geboren, ihre Mutter kurz vor ihrer Geburt evakuiert. Aufgewachsen ist sie in Braunschweig. Ihr Vater war Studiendirektor an einem Gymnasium in Bad Harzburg, wo auch sie ihr Abitur ablegte. „Das familiäre Vorbild hat anscheinend gewirkt“, meinte sie lächelnd und erzählt vom Lehramtsstudium in Braunschweig. Ihre erste Stelle trat sie 1966 in einer Schule in Goslar an. Wegen des großen Lehrermangels unterrichtete sie damals zwei Jahrgänge in einem Klassenraum.

Nach seiner Promotion folgte sie ihrem ersten Mann ins Rhein-Main-Gebiet, weil er eine Stelle bei der damaligen Hoechst AG annahm. Sie wohnten zunächst in Hofheim. 1970 kam ihre älteste Tochter, 1973 die zweite zur Welt. „Abgesehen von einigen Wochen vor und nach der Geburt war ich immer berufstätig“, erinnert sie sich. Möglich war das, „weil wir eine hervorragende Kinderfrau hatten“. 1973 zog die Familie ins neue Haus in Vockenhausen ein. „Ich fing gleichzeitig an der Freiherr-vom-Stein-Schule als Lehrerin an und managte Hausbau, Kindererziehung und Beruf.“ Die Burg-Schule gab es noch nicht und Jürges unterrichtete im damaligen Schulzentrum.

Den Bauboom der 1970er Jahre spürte Jürges auch an der Schule. „Nahezu jeden Tag zog eine junge Familie nach Vockenhausen.“ Die Klassen wuchsen. Bei der Aufteilung des Schulzentrums 1978/79 bewarb sich Jürges um die Stelle der Rektorin der neuen Grundschule. Anfangs gab es weder Verwaltungsräume noch ausreichend Klassenzimmer in der neuen Burg-Schule. „Ich wollte den Kindern die Freude am Lernen vermitteln“, fasst sie zusammen, was ihr am Lehramt immer wichtig war. So habe sie den Quiesel, eine Handpuppe für den Grundschulunterricht, mit in den Urlaub genommen und ihrer Klasse Fotos mit dem Quiesel und Geschichten aus dem Urlaub geschickt, die die Kinder weitererzählen sollten.

2004 ging sie vorzeitig in den Ruhestand. Neben beruflichen Anforderungen gab es auch private Gründe. 2002 starb ihr damaliger Lebensgefährte. Sie wollte vor allem reisen, war aber sofort bereit, sich in der neuen Bürgerstiftung zu engagieren. In dem Hattersheimer Dietrich Otzen fand sie einen verständnisvollen Lebenspartner, der ihr bei der Stiftungsarbeit zur Seite stand und wie sie das Reisen liebt. Kreuzfahrten und Reisen durch Länder auf allen Kontinenten haben die beiden in den vergangenen 20 Jahren unternommen.

Im Wohnzimmer in der Bergstraße zeugen zahlreiche selbst gestaltete Fotobücher und eine wie ein 20-seitiger Ikosaeder geformte Weltkugel mit blauen und roten Nadeln von den zahlreichen Reiserouten. Im Mai ist die nächste Kreuzfahrt geplant: Von Istanbul nach Triest.

Mit einer Kreuzfahrt feiert sie auch den 80. Geburtstag: Am Samstag geht es mit der Familie zur Skyline-Tour auf den Main. bpa

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