Kommissarische Leitung im Stadtwald, kein neuer Förster in Sicht

Diese Aufgabe übernahm Stefan Kaltwasser besonders gern: Er entzündete den Kohlenmeiler im Silberbachtal. Foto: privat

Diese Aufgabe übernahm Stefan Kaltwasser besonders gern: Er entzündete den Kohlenmeiler im Silberbachtal. Foto: privat

Der überraschende Tod von Revierförster Peter Lepke im Februar ist nicht nur ein menschlicher Verlust, auch den Eppsteiner Stadtwald und seine Besonderheiten kannte der Diplom-Forstwirt wie kein anderer. 2025 sollte sein letztes Arbeitsjahr vor der Rente werden. Er hatte noch einiges vor.

In den vergangenen Monaten übernahm Stefan Kaltwasser aus dem benachbarten Revier Idstein-Heftrich kommissarisch Lepkes Aufgaben.

Heftrich gehört zwar organisatorisch zum Forstamt Wiesbaden-Chausseehaus, während Eppstein dem Forstamt Königstein zugeordnet ist, aber für Kaltwasser war es selbstverständlich, dass er zumindest übergangsweise aushalf: „Ich kannte Peter Lepke noch aus meiner Studienzeit, außerdem waren wir 25 Jahre Reviernachbarn.“

Bis zum 15. August dauerte die Abordnung. Danach übernimmt Kaltwasser die Vertretung für seinen Kollegen vom Idsteiner Revier, der in den Ruhestand geht, bis dessen Nachfolger gefunden ist.

Ein Tag pro Woche organisierte Kaltwasser in den vergangenen Monaten die wichtigsten Aufgaben im Eppsteiner Stadtwald, allen voran die Verkehrssicherheit und die Nachpflanzungen bei den Aufforstungsflächen der vergangenen Jahre, die jedes Jahr im Frühjahr anstehen. Verkehrssicherheit muss vor allem entlang der Straßen und Wege gewährleistet sein und am Waldrand, wenn er bis an Wohngebiete heranreicht. Davon gibt es in Eppstein etliche.

Am Staufen beispielsweise musste Kaltwasser im Frühjahr die Stromtrasse freischneiden, die den Kaisertempel versorgt, weil einige Bäume darauf gestürzt waren. Einige Wochen später stürzte bei einem Gewitter ein Baum unterhalb des Theodor-Fliedner-Wegs auf die Gleise und legte die S-Bahn für einige Stunden lahm. „An den Hängen macht sich der Trockenstress für die Bäume sehr schnell bemerkbar“, weiß der Fachmann. Dort wachsen die Bäume auf einer dünnen Erdschicht unmittelbar auf dem felsigen Untergrund, stehen also ohnehin auf einem schlecht versorgten Standort, der bei Trockenheit noch mehr leidet. Auch Steillagen gibt es in Eppstein reichlich.

Der regenreiche Juni könne den Niederschlagsmangel vom Winter nicht ausgleichen, sagt Kaltwasser und zeigt auf dem Weg zum Kaisertempel auf den geschädigten Wald: Wie Mahnmale erheben sich etliche dürre und fast kahle Stämme entlang des Weges zum Kaisertempel. Dabei gelten Eichen, die dort vorzugsweise wachsen, eigentlich als genügsam und trockenheitsresistent. Aber rund 30 Jahre allmählicher Rückgang der jährlichen Niederschlagsmenge macht längst nicht mehr nur den Fichten zu schaffen.

Trotz der Mehrarbeit für ein zweites Revier, habe ihm die Arbeit auch viel Spaß gemacht, sagt Kaltwasser, vor allem die Begegnungen mit den Menschen. So vermittelte er dem MSC Ehlhalten, wie seit Jahrzehnten üblich, Buchenholz aus dem Stadtwald für sein Kohlenmeilerfest an Fronleichnam. Dass ihn die Köhler-Truppe dann noch bat, das Fest zu eröffnen und den Kohlenmeiler anzuzünden, freute ihn sehr: „Das war eine besondere Ehre für mich“, sagt der 60-jährige Revierförster.

Wanderweg mit Panoramablick 

Während der vergangenen Monate schuf er in seinem Revier eine ganz andere Verbindung zwischen Heftrich und Ehlhalten: Einen neuen Panoramablick über das Dattenbachtal bis nach Ehlhalten vom Plateau eines ehemaligen Steinbruchs im Heftricher Wald aus. Ausgeschildert ist der neue Panoramaweg vom Heftricher Moor aus, unterhalb der Alteburg. Eine Ruhebank ist schon aufgestellt, Liegebänke seien bestellt, sagt Kaltwasser und hofft, dass der neue Aussichtspunkt von Idsteinern und Eppsteinern gern wahrgenommen wird.

Eigentlich hatte Kaltwasser gehofft, dass bis August ein Nachfolger für Eppsteins Stadtwald gefunden wäre – „ist schließlich ein schönes Revier mit einem tollen Forsthaus“, sagt er, aber Hessenforst suche landesweit Förster, weil etliche jetzt in Rente gehen. Allein im Forstamt Königstein sind immer noch zwei von acht Revierförstereien ausgeschrieben. Zwei Reviere wurden gerade neu besetzt. „Wir sind mitten in einem Generationswechsel“, bestätigt Forstamtsleiter Sebastian Gräf.

Hessenforst hat den Auftrag zur Beförsterung, zuständig ist das Forstamt Königstein, das auch mit der Personalsuche beauftragt ist. Der Forstwirtschaftsplan für 2026 sei bereits aufgestellt. Forstamtsleiter Sebastian Gräf stellt ihn Anfang September in Eppsteins Gremien vor. Möglicherweise wird Gräf dann schon von der neuen Interimsleiterin begleitet: Sie heißt Katharina Herweh und wohnt in Hofheim und ist im Forstamt Königstein zuständig für den Eppsteiner Stadtwald, bis die Nachfolge geregelt ist. Die Eppsteiner Handballer kennen sie als Trainerin der weiblichen Jugend der Spielgemeinschaft Eppstein-Langenhain.

Bürgermeister Alexander Simon zeigte sich zuversichtlich, dass das Forsthaus am Kippel bei Oberjosbach schon bald wieder bewohnt ist. Er wisse aber auch, „dass wir mit Peter Lepke und seiner Familie etwas ganz Besonderes hatten“. Schon Lepkes Großvater und Vater waren Förster in Eppstein.

Mit rund 600 Hektar gehört Eppsteins Stadtwald zu den kleineren Revieren. Mit seinen vielen Bergen, Hängen, langen Wegen und unterschiedlichen Lagen ist es abwechslungsreich, aber nicht einfach zu bewirtschaften. Zum Vergleich: Kaltwasser kümmert sich in Idstein-Heftrich um 1300 Hektar Wald. Das Revier Idstein ist knapp 4000 Hektar groß.

Aber die Probleme sind überall die gleichen: Mit den absterbenden Fichten trocknete die wichtigste Einnahmequelle für die Waldbesitzer aus – das sind entweder das Land, die Kommunen oder private Waldbesitzer. Die Wiederaufforstung der Freiflächen sei deshalb die zweite wichtige Aufgabe während seiner Abordnung, sagt Kaltwasser. Sie sei notwendig, damit nicht Brombeeren und Himbeeren die Kahlflächen erobern. Wenn diese Ranken sich erst einmal breit gemacht haben, muss aufwändig gerodet werden, bevor wieder ein Baum wachsen kann.

Die Aufforstung habe Lepke noch in den vergangenen Jahren begonnen und die in Frage kommenden Flächen weitgehend bepflanzt, so Kaltwasser. In diesem Frühjahr standen deshalb nur Nachpflanzungen mit Kiefer und Douglasie an, die den Winter nicht überstanden hatten. Aber auch Edellaubbäume wie Ahorn, Kirsche und Esskastanie werden als Ersatz für die Fichte gesetzt. An der Mark bei Oberjosbach, ehemals der wichtigste Fichtenstandort Eppsteins, wachse ein sogenannter Vorwald mit schnell wachsenden Bäumen wie Douglasie, Eberesche oder Birke. Dort müsse die krautige Flora gemäht werden. Ein Teil der Fläche ist für den geplanten Windpark vorgesehen. Sobald konkrete Pläne vorliegen, können Ausgleichsmaßnahmen geplant werden.

Neben der Trockenheit sei auch das Wild eine Bedrohung, sagt Kaltwasser, vor allem für die jungen Bäume, die einzeln mit Manschetten oder in Schonungen mit Gattern vor Verbiss geschützt werden. Der Wildbestand, Rehe, Mufflons und zunehmend auch Rotwild sei viel zu hoch. Aber das sei Aufgabe der Revierpächter.

Entscheidender Faktor für das Baumwachstum sei jedoch der Geländewasserhaushalt. Und wie es darum in 50 oder 100 Jahren bestellt sei, sagt Kaltwasser, könne angesichts des dynamischen Klimawandels niemand vor­aussehen.bpa

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