Um allen Kindern ein intensives Erlebnis zu ermöglichen, wurde das Stück gleich zweimal aufgeführt, um 9 und um 11 Uhr, jeweils rund 90 Minuten lang.
Im Mittelpunkt steht Bella, eine freche, aber herzliche Waldkoboldin, gespielt von Sopranistin Liliane. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Susanne, die in zahlreiche weitere Rollen schlüpfte, trug sie die Geschichte mit beeindruckender Präsenz vor. Dass Oper ohne Mikrofontechnik funktioniert, wurde dabei eindrucksvoll bewiesen: „Boah, die ist so laut!“, stellte ein Kind begeistert fest – und meinte damit Bellas Stimme, die mühelos die gesamte Halle füllte.
Die Handlung ist zwar nicht direkt an Mozarts „Zauberflöte“ angelehnt, greift das berühmte Stück jedoch immer wieder auf: Die Instrumente des Orchesters haben sich zerstritten und wollen nicht mehr miteinander spielen. Sarastro, der Hüter des Zauberflötenwaldes, schickt Bella mit einer Zauberflöte auf die Reise, um sie wieder zu versöhnen. Auf ihrem Weg begegnet sie Freunden, Gegenspielern und bekannten Opern-Figuren, vom Vogelfänger Papageno bis hin zum Fliegenden Holländer, aber auch Zorro. Außerdem ist sie mit Luigi verwandt, der enge Beziehungen zu einem „Mario“ pflegt.
Musikalisch spannt das Stück einen großen Bogen: Von Opernzitaten wie „Der Vogelfänger bin ich ja“ bis zu kurzen Anklängen von „Somewhere Over the Rainbow“ – vermutlich nicht der typische Musikgeschmack der meisten Kinder, die trotzdem aufmerksam lauschten.
Besonders lebendig wurde die Aufführung durch das intensive Eingehen auf die Kinder. Die rätselten, sangen mit und wurden in die Geschichte eingebunden. Einige durften sogar mitspielen – nach nur 20 Minuten Probezeit. Eine mitspielende Lehrerin hingegen hatte lediglich eine Minute Vorbereitungszeit, was für zusätzliche Heiterkeit sorgte. Ein unerwarteter Publikumsliebling war zudem eine einfache Wasser-Sprühflasche, die im Stück eingesetzt wurde und für viele Lacher sorgte.
Neben Unterhaltung setzte „Bella und das Orchester“ klare pädagogische Akzente. Spielerisch wurden Instrumentengruppen erklärt, Sprache thematisiert und gesellschaftliche Werte vermittelt. In einer Szene wird erklärt, dass die Tuba mit bayerischem Dialekt wegen ihres Aussehens gehänselt wurde – sie sei zu dick. Bellas direkte Frage ans Publikum - „Habt ihr etwas gegen die Tuba, nur weil sie dick ist?“ - beantworteten die Kinder laut und gemeinschaftlich mit einem klaren: „Nein!“ Ein Moment, der zeigte, wie selbstverständlich Themen wie Mobbing und Vielfalt bei den Opernrettern behandelt wurden.
Auch Rollenbilder wurden hinterfragt. Bella stellte unmissverständlich klar: „Warum denken alle, nur Männer könnten Kobolde sein und Frauen müssten immer schön und süß sein, wie Prinzessinnen?!“ Solche Sätze fügten sich in die Handlung ein, ohne belehrend zu wirken.
Musikalisch wächst das Orchester im Verlauf der Geschichte wieder zusammen – Instrument für Instrument – bis am Ende die volle Klangvielfalt zurückkehrt. Nach dem Schlussapplaus, der laut und langanhaltend ausfiel, forderten die Kinder lautstark eine Zugabe. Diese wurde natürlich erfüllt: mit dem Bella-Lied: „Komm mit mir auf eine fabelhafte Reise“.
Gesanglich wie schauspielerisch überzeugte das Stück durch Klarheit, Tempo und Abwechslung, spannend, humorvoll und leicht verständlich, ohne je banal oder zu kindlich zu werden.
Anschließend nahmen sich die beiden Darstellerinnen Zeit für eine Fragerunde, in der die Kinder neugierig nach Stimme, Rollen und Oper fragten.
„Bella und das Orchester“ ist Teil des bundesweiten Programms der Opernretter, das Kindern ab fünf Jahren einen niedrigschwelligen Zugang zur Welt der Oper ermöglicht. js


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