Sie umfasst nun auch das Gedenken an die unfassbar vielen Toten des zweiten Weltkrieges und Opfer des Nationalsozialismus. Auch in Eppstein luden die Ortsvorsteher zu Gedenkveranstaltungen ein. In Niederjosbach legte Ortsvorsteher Christoph Striedter mit Vertretern von Vereinsring und der Freiwilligen Feuerwehr einen Kranz am Mahnmal zum Gedenken der Opfer ab.
„55 Millionen Menschen haben allein im zweiten Weltkrieg ihr Leben gelassen“, erinnerte Ortsvorsteher Guido Ernst in Bremthal in seiner Ansprache vor dem Mahnmal am Friedhof. Welche Lektionen die Geschichte heute erteile, sei ein großer Gewinn auch für die junge Generation. „Wenn wir uns an Krieg und Gewaltherrschaft erinnern, erkennen wir, wie wichtig Demokratie und Verständigung für den Frieden ist“, so Ernst.
Achtung vor jedem Menschen, gleich welcher Herkunft und welchen Glaubens er ist, wie er aussieht oder welche Überzeugung er habe, mache den Volkstrauertag nicht nur zu einem Tag für die Toten, sondern auch für die Lebenden. Aus dem Gedenken an die Kriegsopfer erwachse auch die Verpflichtung zum Handeln. Zu allererst führte er die werteorientierte Erziehung von Kindern und Jugendlichen zur friedlichen Lösung von Konflikten an. In letzter Konsequenz müsse eine Demokratie aber auch wehrhaft sein, wenn sie angegriffen wird.
„Wollen wir einen haltbaren Frieden haben, müssen wir den Dialog suchen“, sagte Ernst, „den Dialog der Menschen und Nationen, den Dialog der Kulturen und Religionen, den freiheitlichen Dialog in einer globalen Gesellschaft“. Nach der Totenehrung legte Ernst mit Hilfe zweier Teilnehmer eine Gedenkschale vor dem Mahnmal nieder. „Die Schale ist winterhart“, erklärte er später, die Pflanzen würden im Frühjahr ausgepflanzt, ein Kranz dagegen käme auf den Müll.
Auch in Ehlhalten wird seit Jahren eine liebevoll bepflanzte Schale bevorzugt, um die Toten zu ehren. Ortsvorsteherin Martina Smolorz setzte die Gedenkstunde unter das Thema Frieden und erinnerte daran, welch unermessliches Leid die beiden Weltkriege brachten. Die Schrecken des ersten Weltkrieges waren noch nicht vergessen, da mussten aus fast allen Familien die Männer in „Hitlers Krieg“ ziehen. NSDAP und SS versetzten die Menschen damals in Angst und Schrecken. „Verzweiflung griff um sich mit jeder Meldung eines gefallenen Soldaten“. Auch wenn der zweite Weltkrieg nun schon 80 Jahre zurückliege und Zeitzeugen immer weniger werden, so wirke er in den Familien, in der Gesellschaft und in der Politik noch nach.
Viele Väter oder Großväter kehrten aus dem Krieg nicht zurück oder wurden versehrt. Auch seelische Verwundungen seien bei vielen zurückgeblieben. „Wir spüren, es war noch lange kein Frieden, damit, dass der Krieg beendet war“, sagte Smolorz. Frieden sei nicht nur die Abwesenheit von Krieg. Er könne gelingen, wenn jeder für die Gemeinschaft eintritt und sich für Hilfsbedürftige und für das Gemeinwohl, ob im Beruf oder im Ehrenamt, einsetzt. Sie zitierte den VdK-Präsidenten: „Etwas Gutes tun, ohne gleich einen Lohn zu erwarten: das ist der Klebstoff, der unsere Gesellschaft zusammenhält.“
Bei der Totenehrung nach einem Text, den 1952 Bundespräsident Theodor Heuss eingeführt hat und der von seinen Nachfolgern erweitert und angepasst wurde, entzündete Smolorz feierlich sieben Grabkerzen vor dem Gedenkkreuz. In diesem Jahr ergänzte Frank Walter Steinmeier den Text, um erstmals auch der Menschen zu gedenken, die wegen ihrer geschlechtlichen oder sexuellen Identität Opfer der Nazis wurden sowie um Polizistinnen und Polizisten, die im Einsatz für ihr Land getötet wurden. mi



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