„Mit einem guten Gefühl“, wie er sagt, denn mit neuen Beisitzern, zum Beispiel für Aufgaben rund um Ausbildung und Arbeit, sei der Vorstand gewachsen und habe die Aufgaben neu verteilt.
Der Verein habe sich in den zwei Jahren seit seiner Gründung gut entwickelt Von anfangs 37 Mitgliedern ist er auf 75 angewachsen. Auch finanziell steht der Verein solide da, dank eines großzügigen Spenders.
In den Anfängen im Sommer 2014 koordinierten zunächst die beiden Eppsteiner Hilde Picard und Dieter Neuhaus die Hilfe für Flüchtlinge und gründeten den Asylkreis. Pottmann kam über die Fahrradwerkstatt in der Flüchtlingsunterkunft im Schützenhof in Bremthal hinzu und gab ehrenamtlich Deutschunterricht in Gemeinschaftsunterkünften. Mit neuen Flüchtlingen unternahm er gern Spaziergänge durch die Burgstadt und brachte ihnen die ersten deutschen Alltags-Begriffe bei.
Während der Pandemie wurden viele Aufgaben online bewältigt. Als der Krieg in der Ukraine begann wurde die leerstehende Sparkassenakademie kurzfristig zur Notunterkunft ausgebaut. Für Pottmann und Ehefrau Regine stand sofort fest: „Da helfen wir mit“. Gemeinsam mit der Stadt zogen sie innerhalb kürzester Zeit eine Unterkunft mit Deutschunterricht, Patenschaften, medizinischer Versorgung, Kinderbetreuung und zwei gut ausgestatteten Kleiderkammern auf. Ein Eppsteiner Unternehmer stellte dem Asylkreis eine Spende über 50 000 Euro in Aussicht. Das konnte der lose organisierte Asylkreis so nicht annehmen. Auf Pottmans Initiative gründete sich ein gemeinnütziger Verein mit einer juristisch einwandfreien Satzung, die die gemeinnützige Verwendung des Geldes regelt.
Pottmann übernahm den Vereinsvorsitz vor zwei Jahren mit der Maßgabe, dass er nur übergangsweise zur Verfügung stehe. Wichtig sei ihm bei seinem Ausscheiden aus dem Vorstand, dass die Mitglieder die Aufgaben des Vereins gut bewältigen und auf viele Schultern verteilen können, sagte Pottmann. In Eppstein unterstützen sie derzeit etwa 200 Menschen in Unterkünften des Main-Taunus-Kreises und über 250 Menschen in Privatunterkünften. Viele Flüchtlinge haben inzwischen eine kleine Wohnung gefunden, „aber es werden immer wieder neue Wohnungen gesucht“, sagt Pottmann und erzählt, wie mühsam die Suche ist, „obwohl wir alle gute private Kontakte haben und viele Vermieter kennen“. So stehe der Asylkreis als Ansprechpartner Mietern und Vermietern zur Verfügung, „denn wir wissen allzu gut, dass private Mietverhältnisse auch menschlich passen müssen“.
In der „Behördengruppe“ helfen Freiwillige vor allem bei Behördengängen und dem Ausfüllen von Formularen. Hinzu kommen einige Gruppen wie der Montagstreff in Bremthal oder das wöchentliche „Treffen unter Freunden“ jeden Freitag im Familienzentrum in Alt-Eppstein. Dieses Treffen möchten die Organisatoren gern ausweiten zu internationalen Kochabenden.
1998 zog Volker Pottmann mit seiner Familie nach Eppstein und engagierte sich von Anfang an ehrenamtlich: Zunächst in der Emmausgemeinde. Er war einige Jahre im Kirchenvorstand und einer der Gründungsstifter der Emmausstiftung. Die Eppsteiner Fairtrade-Gruppe habe er vor etwa zehn Jahren mitgegründet – „damals gegen jede Menge Widerstand“, erinnert er sich. Inzwischen ist Eppstein ganz offiziell Fairtrade-Stadt. Den Vorsitz der Fairtrade-Gruppe hat er 2023 an Ricarda Prinz abgegeben.
Als Imker hat Pottmann sich in den vergangenen Jahren bei den Eppsteiner Imkern engagiert. Auch das hat er jetzt aufgegeben und begleitet den neuen Imker, der seine drei Völker übernommen hat, noch durch das erste Bienenjahr. Künftig will er sich an weniger zeitaufwändigen Aktionen beteiligen, zum Beispiel bei „Eppstein blüht“ oder im Bremthaler Beerengarten des BUND.
Alles in allem blickt Pottmann auf über 25 Jahre Ehrenamt in Eppstein zurück. Jetzt will er sich mehr um die Familie kümmern: Seine Tochter zieht mit Ehemann und zwei Kindern nach Ehlhalten, wo die Familie ein sanierungsbedürftiges Haus gekauft habe. Da werde jede Hand gebraucht. Außerdem wolle er einfach seine Freizeit und die Zeit mit seinen Enkeln genießen.
Ehrenamtliche Projekte beim Verein Kiva, eine wohltätige Organisation aus den USA, die Mikrokredite an Menschen in Entwicklungsländern vermittelt, laufen ohnehin weiter. Mehr als 60 Projekte hat er in den vergangenen 18 Jahren schon unterstützt – immer als einer von vielen Kreditgebern. Minimum sind 25 Dollar. Pottmanns größter Kredit betrug 125 Dollar. So werde das Risiko auf viele Schultern verteilt. Sobald einer der Mikrokredite für Kleinstunternehmen in Afrika, Asien oder Südamerika abgezahlt ist, gibt es schon die nächste Anfrage. Gerade habe er vier neue Kredite vergeben. Seine Erfahrung im Laufe der Jahre: Er vergibt Kredite am liebsten an Frauen und bevorzugt Umwelt- und landwirtschaftliche Projekte.
Diese Investitionen in Wasseraufbereitungsanlagen, Saatgut oder den Aufbau eines kleinen Unternehmens sind ihm persönlich sehr wichtig, stamme er selbst doch ebenfalls aus bescheidenen Verhältnissen.
Aufgewachsen ist er in Bielefeld und machte eine Lehre zum Offsetdrucker. Auf dem zweiten Bildungsweg absolvierte er Abitur und Studium zum Diplomingenieur und kam schließlich zur Bundesdruckerei nach Berlin. Später arbeitete er bei der Europäischen Zentralbank an der Entwicklung des Euro mit. Darüber berichteten wir schon 2019. bpa
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