Aktuell ist die 26-Jährige Kreismeisterin im Kugelstoßen und hält den 3. Platz der Hessischen Meisterschaften im Hammerwurf der Frauen. Außerdem hat sie die Abteilungsleitung Leichtathletik übernommen und unterstützt ihren Freund, der bei Feuerwehr und Kerbegesellschaft in Bremthal aktiv ist. Anscheinend ganz nebenbei hat sie nach dem Abitur ihr Archäologie-Studium absolviert. Aufgewachsen ist Maria Antonia Speck in Vockenhausen, während des Studiums wohnte sie vorübergehend in Wiesbaden und lebt inzwischen mit ihrem Freund zusammen in Bremthal.
In der dritten Klasse habe sie mit dem Leichtathletiktraining begonnen und ist bis heute dabei geblieben – „obwohl ich beim Laufen, im Weitsprung oder beim Ballwurf immer die Schlechteste war“, erinnert sie sich. Vermutlich sei der Ball einfach zu leicht gewesen, sagt sie. Zuvor war sie beim Turnen, versuchte sich in einer Tanzgruppe und machte beim Kinderchor mit. Als sie mit zwölf Jahren zum erstem Mal beim Kugelstoßen war, hatte sie endlich ihre Disziplin gefunden. „Die Kugel lag einfach gut in der Hand“, sagt sie. Nach nur drei Wochen Training habe sie gleich ihren ersten Wettkampf gewonnen und wurde Kreismeisterin ihrer Altersklasse.
Wie nicht anders zu erwarten, holten die Eppsteiner Rasenkraftsportler sie in ihr Team und ließen sie Steinstoßen üben. Hammerwurf und Gewichtwerfen liegen ihr fast gleichermaßen, obwohl das Gewichtwerfen mit einer 5 Kilogramm schweren Kugel an einer kurzen Kette ihre Lieblingsdisziplin sei. „Dabei kann man mit Kraft auch technische Mängel ausgleichen“, fügt sie hinzu. Steinstoßen sei eine der ältesten Sportarten, die bereits im Mittelalter ausgeübt wurde. Beim Rasenkraftsport liebt sie die familiäre Atmosphäre, selbst bei den Hessenmeisterschaften. „Jeder kennt jeden und alle freuen sich übers Wiedersehen“, sagt sie. Und mit den anderen Leichtathletinnen in der TSG seien im Laufe der Jahre echte Freundschaften entstanden.
Als sie nach dem Abitur ihr Archäologie-Studium begann, arbeitete sie zunächst als Museumsführerin im Museum für antike Schifffahrt in Mainz und bot nach dem Bachelor 2019 im Stadtmuseum ihre Hilfe an. Museumsleiterin Monika Rohde-Reith erkannte sofort, dass die angehende Wissenschaftlerin ihr Fachwissen auch bei Führungen einsetzen könne. „Dabei ist mein Spezialgebiet, in dem ich 2022 meine Masterarbeit geschrieben habe, die vor- und frührömische Latènezeit“, sagt Maria Antonia Speck lachend. Aber ins Mittelalter habe sie sich schnell eingearbeitet. Nur mit den vielen Herrschern mit den über Generationen weitergegebenen Vornamen und den zahlreichen familiären Verbindungen und Netzwerken tue sie sich etwas schwer, räumt sie ein. Aber zum Glück sei Heimatgeschichte räumlich begrenzt und deshalb noch recht übersichtlich.
Statt auf Herrschergeschichte und Politik konzentriere sie sich auf das alte Mauerwerk, Architektur und Baugeschichte. Grundrisse und Bodenfunde verraten viel darüber, wie die Menschen vor hunderten von Jahren gelebt haben. Für ihr Studium recherchierte sie über eine vorrömische Keltensiedlung aus dem ersten Jahrhundert vor Christus in Weißenburg im bayerischen Altmühltal, deren Spuren sich unter und neben einer römischen Siedlung fanden – „ein super spannendes Thema“, sagt sie mit leuchtenden Augen. Denn aus den Überresten ließen sich Schlüsse über die Zivilisation der Kelten ziehen und über das Zusammenleben von Kelten und Römern.
Hauptberuflich arbeitet sie als Assistentin der Geschäftsleitung in einem mittelständischen Betrieb in Flörsheim. Dabei habe sie eigentlich davon geträumt, in einem Museum zu arbeiten, sagt die junge Frau. Die Corona-Jahre haben wohl mit dazu beigetragen, dass sie nach dem Studium keinen Job als Archäologin fand, dann folgten Energiekrise und Inflation.
„Als erstes fielen die Jobs für Werksstudenten weg“, sagt sie und fügt hinzu: „Weltweit haben angeblich zehn Prozent aller Museen im Laufe der Pandemie zugemacht – dauerhaft! Und die verbleibenden Museen besetzen frei werdende Stellen nicht mehr neu.“ Eine Eppsteiner Nachbarstadt habe vor kurzem eine Stelle für Museumspädagogik ausgeschrieben – als Minijob auf 450 Euro-Basis – führt sie ein Beispiel aus der Region an, wie in der Kultur gespart werde. So habe es sich ergeben, dass sie trotz der vielen städtischen und staatlichen Museen in Frankfurt, Mainz, Wiesbaden und in der Region ihren Lebensunterhalt nicht mit ihrem eigentlichen Beruf verdienen könne.
Dennoch bereitet sie sich auf ihre Doktorarbeit vor, auf der Grundlage ihrer Masterarbeit über die Latènezeit-Siedlung und den Funden in Weißenburg. „Allerdings fehlt mir im Moment die Zeit, mich darum zu kümmern“, sagt sie, denn außer ihren Ehrenämtern bei TSG und Stadtmuseum organisiert sie im Nebenjob bei der Niedernhausener Agentur Kiez&Ko Bildungsangebote für nachhaltige Entwicklung (BNE). Sie ist zuständig für das Kulturangebot bei Ausflügen und Bildungsreisen. Da die Agentur aus einem Weinfachhandel heraus entstand, lag der Fokus zunächst auf Themen rund um Weinbau und Spirituosen. Inzwischen hilft Speck bei der Organisation von Bildungsurlauben, Kongressen und Schulungen im Sinne der BNE.
Weinführung auf der Burg
Nun hatte sie die Idee, Wein und Geschichte bei einer Burgführung miteinander zu verbinden. Ein halbes Jahr lang habe sie zu den Weinbergen der Herren von Eppstein im Mittelalter recherchiert, sagt Maria Antonia Speck. Am kommenden Samstag führt sie die Teilnehmer über einen Rundgang vom Wingert im Südzwinger bis zur Ausgrabungsstätte im Kelterhaus.
Mundschenk Ramon Olivella bietet passend zum Thema eine Weinverkostung an. Treffpunkt ist am 16. September um 14 Uhr vor dem Burgtor. Anmeldungen sind im Burgmuseum möglich per E-Mail an monika.rohde-reith[at]eppstein[dot]de oder telefonisch unter 305-131.
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