„Mit Herz und Hand für die Burg“

Gekrönte Häupter: Burgfräulein Málva I. aus Königstein (2. v.l.) mit ihrer Hofdame Victoria (l.), Burgfräulein Nathalie I., Junker Patrick, Luise I., Junker Daniel und Nicole Mackovic (v.l.).
            Foto: Walter Adler/adler-photoart.de

Gekrönte Häupter: Burgfräulein Málva I. aus Königstein (2. v.l.) mit ihrer Hofdame Victoria (l.), Burgfräulein Nathalie I., Junker Patrick, Luise I., Junker Daniel und Nicole Mackovic (v.l.).

Foto: Walter Adler/adler-photoart.de

Ritter standen am Pallas Spalier und ließen die Ehrengäste zur Tafelrunde vor der offiziellen Eröffnung des 53. Burgfestes am Samstagabend eintreten.

Vorsitzender Ramon Olivella begrüßte den Schirmherrn, Philipp Fürst zu Stolberg-Wernigerode, und überreichte ihm einen weißen Schirm mit Burgvereins-Logo, den er bei schönstem Spätsommerwetter nicht aufspannen musste. Burgfräulein Luise I. und ihre Nachfolgerin Nathalie Wolz plauderten mit Leonille Fürstin zu Stolberg-Wernigerode, für die Eppstein und der Burgverein „etwas ganz Besonderes sind. Man spürt den Esprit“, sagte sie beim Sektempfang, zu dem auch die Vorsitzende des Burgvereins Königstein, Birgit Becker, und Hofmarschall Martin Orlopp gekommen waren.

Bei der Eröffnung erinnerte Olivella auf der Bühne im Burghof an eine tragende Säule, die bei diesem Burgfest fehlt: „Der im Februar verstorbene Peter Lepke von den Landsknechten hätte dieses Jahr sein 25-Jähriges beim Burgverein feiern können.“ Dafür und für die mehr als 100 Helferinnen und Helfer beim Festwochenende gab es großen Applaus, der bis ins Lager der Landsknechte im Ostzwinger zu hören war. Und dann würdigte Olivella „zwei, die nicht viel Aufhebens um sich machen, zwei mit Herz und Hand für die Burg“. Heinz Reinisch, seit dem ersten Burgfest unermüdlicher Grillmeister und guter Geist, hatte noch für den historischen Vortrag am Vorabend Spundekäs und Schmalzbrote für die Gäste zubereitet, sollte zum Ehrenritter des Burgvereins geschlagen werden. Der 81-Jährige musste aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig absagen. Ebenfalls einer, der seine Urlaube nach dem Burgfest ausrichtete, und Beweis dafür, dass man nicht in Eppstein wohnen muss, um für die Burg zu brennen, ist Helmut Krause aus Kelkheim. Der Mann mit dem Handwerkerkoffer ist zur Stelle, wenn beim Burgverein etwas repariert werden muss. Für alle augenfällig ist die kleine Spendenburg am Westaufgang, die Krause gebaut hat. Er wurde feierlich zum Ehrenritter geschlagen.

Nathalies Inthronisierung – Referenz an die emanzipierte Agnes

Danach nahmen die Musiker Maurice, Leon For Murs und die Königsteiner Band „Mangold“ die Bühne in Beschlag und traten das Erbe der langjährigen Festband „Faltenrock“ und „Bassweg“ an. Die Meinungen über die Musik der jungen Musiker waren geteilt, sicher war, dass weniger getanzt wurde als in früheren Jahren. Im Halsgraben beim Container Cube wummerte Techno-Sound, und die Menschen genossen Cocktails und das bunte Lichtspiel .

Wie ein musikalischer Teppich schwebte am Sonntag Jazzmusik von der Burg über die Altstadt. Die Sonne schien und Besucher strömten in Scharen zum Burgfest. Schon im Kassenhäuschen prophezeite Gudrun Souverein, Monika Rohde-Reith zitierend: „Die Burg macht etwas mit uns.“ Ihre Freundin versprach die köstlichsten Kuchen und motivierte, augenzwinkernd, mit den Worten: „Viel Kuchen zieht die Falten glatt!“ Tatsächlich spendeten die Eppsteinerinnen 43 Kuchen fürs Buffet in der Kemenate. Die Tradition wird inzwischen von Töchtern und Enkelinnen der Kuchenbäckerinnen der ersten Burgfeste übernommen. Selbstverständlich gab es dazu Kaffee.

Nur die Flammkuchen waren am Sonntag schon gegen 11 Uhr ausverkauft. Stattdessen verköstigte das Team aus der Küche des „Fischbachtals“ die Besucher mit Bratwurst, Pommes frites und Nudelgerichten.

Ramon Olivella moderierte das Bühnenprogramm. Er eröffnete den Jazzfrühschoppen mit der Hot Four Creole Jazzband, welche die Burg fröhlich in Schwung brachte, und anschließend die heiß ersehnte Inthronisierung des neuen Burgfräuleins einleitete. Luise I., Burgfräulein zu Eppstein, betrat mit ihrem Junker die Bühne und tauschte ihre Krone gegen ein Diadem. Vorsichtig legte sie die Krone auf einem Samtkissen ab. In einer emotionalen Abschiedsrede bedankte Luise sich „für die vielen fröhlichen Kindergesichter“, die ihr im Lauf des vergangenen Jahres begegnet seien – und vor allem dankte sie Nicole Mackovic: „Sie ist eine echte Freundin geworden“.

Es wurde still im Burghof als das designierte neue Burgfräulein die Bühne betrat und ein unerwartetes Spektakel auslöste: Nathalie Wolz sollte von Schirmherr Philipp Fürst zu Stolberg-Wernigerode inthronisiert werden, als plötzlich Hagen von Nassau (alias Benjamin Peschke) dazwischen platzte und erklärte, Nathalie zur Frau nehmen zu wollen, „da ein Weib nicht ohne Mann leben könne!“. Es ergab sich ein Wortgefecht mit einem zweiten Mannsbild, Heinrich aus Kronberg (alias Tom Keseberg), der Hagen beschimpfte: „Ein Frosch kann schöner furzen, als ihr sprechen könnt!“ Der Zwist artete in einen Schwertkampf aus, doch Nathalie trat resolut zwischen die Streithähne und beendete den Zwist: „Mein Junker soll Patrick sein!“ Unter tosendem Applaus erklärte sie: „Zieht von dannen, ansonsten lasse ich euch in den Bettelbub werfen!“ Dieses kurze Schauspiel wurde von den Burgschauspielern mit erfundenen Figuren als Einblick in die damalige Zeit erdacht. Nathalie zu Eppstein stellte eine Referenz an die historische Agnes von Eppstein dar. Nathalie erklärte, dass sie als ehemalige Frankfurterin seit vier Jahren im Burgverein aktiv sei: „Es ist mir eine Ehre und erfüllt mich mit Stolz, die Burg sowie die Stadt Eppstein zu repräsentieren. Ihre Kirche, Altstadt und die Burg haben sich in mein Herz geschlichen.“

Lob gab es für Friseur und Visagisten Markus Meiners, der die Burgfräulein unentgeltlich nach mittelalterlichen Vorlagen frisierte. Auch dankte sie Nicole Mackovic für ihre hervorragende Organisation und Schneiderin Ela van der Heijden vom Königsteiner Burgvereins-Atelier. Anschließend wies Olivella das Publikum darauf hin, dass alle Kinder, Eltern und Junggebliebene sich im Pallas Autogramme des Burgfräuleins holen können. Die Jüngsten wies er auf das bevorstehende Kaspertheater hin.

Die Big Band Hofheim übernahm mit 13 Musikern, einem Dirigenten und einer Sängerin das Bühnenprogramm und brachte Burg und Stadt zum Schwingen, während alle Kinder zur ersten Vorstellung des Kaspertheaters drängten. Benjamin Peschke beruhigte die herbeiströmenden Kinder: „Wir geben so viele Vorstellungen, dass alle das Stück sehen können!“ Erstmals bauten Bertold und Hilde Picard ihre Kaspertheater-Kulisse in der Juchhe der Burgschauspieler auf und führten, wegen des sensationellen Erfolgs, das sagenhafte Improvisationstheater mit einigen helfenden Händen gleich dreimal hintereinander auf.

Der Kasper, alias Benjamin Peschke, begrüßte die lustige Kinderschar mit dem beinahe klassischen Gruß „Gude! – Also da, wo ich herkomme, sagt man: Gude! Seid ihr alle da?“

Die spannende Geschichte in Anlehnung an die Gründungssage der Burg begann. Jochen Souverein übernahm die Rolle des alten Grafen von Bremthal. Des Weiteren traten seine Tochter Bertha, ein Zwerg, der tapfere Ritter Eppo und ein abscheulicher Riese auf. Der Kasper warnte, „dieser sei gar fürchterbar“ und wer leicht Angst bekäme, solle besser den Raum verlassen.

Im Ostzwinger bot die Eppsteiner Rotte mittelalterliche Spiele und Rüstungen sowie allerlei historische Gebrauchsgegenstände zum Anfassen an. Ein schönes Reaktionsspiel mit Seilen und Holzstäben, vermutlich nicht aus dem alten Mittelalter, dennoch sehr beliebt, zog Jung und Alt zum Spielen an. Auffallend gut gelang es den Kindern, dieses Spiel zu meistern, und sie machten dabei ihren Eltern etwas vor. Einige Meter weiter durften die Kinder mit Pfeil und Bogen schießen.

Schon der Flohmarkt in der Wooganlage, der am Sonntagmorgen zwei Stunden früher als das Burgfest öffnete, war sehr gut besucht. Deutlich mehr Anbieter als in den vergangenen Jahren bauten auf der Wiese unterhalb der Burg ihre Stände auf und viele Familien kamen zum Stöbern und Kaufen. Organisatorin Stefanie Fichtner war sehr zufrieden mit den geänderten Bedingungen.

Auch Kassierer Stefan Sperzel zog am Montag zufrieden Bilanz: Rund 1300 Besucher an beiden Tagen und knapp 20 000 Euro Umsatz sind etwas weniger als voriges Jahr. Aber dennoch rechnet er mit einem satten Plus für die nächsten Burgprojekte. ccl/jp

Burgverein sucht Lager

Während der kommenden Monate will die Stadt den Mainzer Keller komplett sanieren. Die Stadtwache hat den Raum aus Altersgründen an den Burgverein abgegeben, der ihn als neues Hauptquartier einrichten will. Für die Dauer von etwa einem Jahr sucht der Burgverein deshalb ein Lager, etwa von der Größe einer Garage, für die sperrigen Einrichtungsgegenstände aus dem Mainzer Keller.

Der Verein ist bereit, Miete zu zahlen, bittet aber um eine moderate Summe, da alle zusätzlichen Kosten für den Verein bei der Sanierung der Burg fehlen, laut Satzung der einzige Vereinszweck des Burgvereins. Vermieter wenden sich an den Ersten Vorsitzenden Ramon Olivella, E-Mail: ramon.olivella[at]burgverein-eppstein[dot]de

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