Gemeindesäle, Pfarrhäuser und eine Kirche auf der Streichliste

Pfarrkirche in Hofheim ist gesetzt

Von Bremthals Gemeindesaal (li) und Pfarrhaus (re.) auf einem Grundstück unterhalb der Kirche St. Margareta will die Pfarrei sich möglichst bald trennen.Foto: Beate Schuchard-Palmert

Von Bremthals Gemeindesaal (li) und Pfarrhaus (re.) auf einem Grundstück unterhalb der Kirche St. Margareta will die Pfarrei sich möglichst bald trennen.Foto: Beate Schuchard-Palmert

Die Pfarrei St. Elisabeth Hofheim-Kriftel-Eppstein hat in den vergangenen Monaten ihren Immobilienbestand von 48 Gebäuden in zwölf Kirchorten intensiv betrachtet und in der sogenannten Kirchlichen Immobilienstrategie des Bistums Limburg (KIS) herausgestellt, ...

... welche Gebäude auch in Zukunft von der Pfarrei für die Gemeindearbeit genutzt werden und welche in absehbarer Zeit aus der Nutzung fallen. Viele Kirchen und Gemeindehäuser der Pfarrei weisen hohe Instandhaltungskosten auf, werden aber kaum noch genutzt. Zudem habe sich die Zahl der Gemeindemitglieder in den vergangenen 15 Jahren halbiert, informierten Pfarrer Helmut Gros und Vertreter des Bistums mit der AG KIS die Ortsausschüsse, den Pfarrgemeinderat, den Verwaltungsrat, das Pastoralteam sowie das Verwaltungsteam kürzlich in einer gemeinsamen Sitzung im Gemeindehaus in Hofheim. Vorgestellt wurde das neue Gebäudekonzept „Zukunft sichern“.

„Wie kann kirchliches Leben unter veränderten Bedingungen gelingen und wie kann die Pfarrei handlungsfähig bleiben?“, lautete eine der Kernfragen. Eine Arbeitsgruppe, in der Gremienmitglieder aus allen zwölf Kirchorten vertreten waren, arbeitete in 13 Treffen diese Themen heraus und suchte nach einem zukunftsfähigen Gebäudekonzept für die Pfarrei im Rahmen der Immobilienstrategie (KIS). Verwaltungsleiterin Yvonne Giesen dankte der Arbeitsgruppe, die sich der schwierigen Herausforderung gestellt, viel gerungen und dennoch konstruktiv zusammengearbeitet habe. Von Bistumsseite begleiteten Architektin Verena Schäfer sowie Susanne Gorges-Braunwarth von Pastoral und Bildung den Prozess.

Die AG KIS hat jede Immobilie der Pfarrei individuell betrachtet und bewertet und in einem zweiten Schritt noch einmal im Blick auf die Gesamtpfarrei überprüft. Gesetzte Gebäude, die schon vor der Fusion der Pfarrei in den Gremien beschlossen wurden und auf jeden Fall erhalten bleiben, sind die Pfarrkirche St. Peter und Paul Hofheim, das Zentrale Pfarrbüro in Hofheim sowie das neue Pfarrhaus in der Herderstraße. Das ehemalige Pfarrhaus St. Vitus Kriftel, das als Pfarrarchiv genutzt werden soll, ist ebenfalls gesetzt.

Die übrigen Immobilien wurden in fünf Kategorien eingeteilt: Gebäude mit langfristiger oder befristeter Perspektive (Kategorie A/(A)), mit bedingter Perspektive (Kategorie B), Gebäude, die mittelfristig oder zeitnah aufgegeben werden sollen (Kategorie C und D), sowie Gebäude mit Sonderstatus (Kategorie E).

Eppstein behält vorerst vier Kirchen

Langfristig oder befristet erhalten bleiben in Eppstein die Kirchen St. Laurentius und St. Margareta als wichtige Gottesdienst-Orte, in den anderen Kirchorten die Kirchen St. Vitus Kriftel, St. Georg Marxheim. Die großen Gemeindehäuser St. Michael Niederjosbach in der nördlichen Hälfte der Großpfarrei ebenso wie St. Vitus Kriftel im südlichen Teil entsprächen mit vielen Räumen, barrierefreien Zugängen und ausreichend Parkplätzen den Ansprüchen der Gemeindezentren der Zukunft und sollen erhalten bleiben. Sie stehen in der Kategorie A/(A) und werden als notwendig angesehen. Als langfristig oder befristet wurden auch die Gemeindehäuser St. Michael Ehlhalten und St. Jakobus Vockenhausen eingestuft. In Vockenhausen ist im gleichen Gebäude der Kindergarten untergebracht.

In die Kategorie B mit bedingter Perspektive fallen die Kirchen St. Michael Niederjosbach und St. Michael Ehlhalten, die wegen größerer finanzieller Rücklagen vorerst erhalten bleiben.

Mittelfristig aufgegeben werden die Kirchen St. Jakobus Vockenhausen, St. Bonifatius Marxheim, und Herz Jesu Lorsbach sowie weitere Gemeindehäuser und Wohngebäude in Hofheim. Zu den Gemeindehäusern und Pfarrhäusern, von denen sich die Pfarrei St. Elisabeth eher kurzfristig trennen möchte, zählen die Gemeindehäuser St. Laurentius Eppstein und St. Margareta Bremthal sowie die Pfarrhäuser in St. Jakobus Vockenhausen und St. Margareta Bremthal.

Unter den Sonderstatus E fallen Rendite- und besondere Objekte wie die Bergkapelle, das Marxheimer Kapellchen oder die Bonifatiuskapelle und einige Wohnhäuser. Sie bleiben im Pfarreibesitz.

Generalvikar Wolfgang Pax sagte in der Versammlung, Kirche könne die gesellschaftlichen Entwicklungen nicht verhindern, aber sie könne sich in den Entwicklungen verändern, um handlungsfähig zu bleiben. Pfarrer Helmut Gros bekräftigte: „Wir machen heute gute Erfahrungen von Kirche-sein an neuen Orten“, und wies auf zwei Beispiele der vergangenen Wochen hin: Die Pfarreimesse auf Burg Eppstein, die viele Menschen neu anzieht, und der monatliche Gottesdienst im evangelischen Gemeindehaus in Wildsachsen.

Auch die Vorsitzende des Pfarrgemeinderats, Dagmar Hirtz-Weiser aus Vockenhausen, wies auf die Notwendigkeit von Veränderungen hin: „Wir müssen diese Schritte leider gehen, um als Pfarrei zu bestehen.“ Sie verstehe die Emotionen der Menschen sehr gut. Als sie Mitte der 1990er Jahre mit ihrer Familie nach Vockenhausen zog, wurde die St. Laurentius-Kirche samt Gotteshaus und Gemeindesaal schnell zu einer neuen Heimat für die gebürtige Kölnerin. Seit 1997 ist sie Mitglied im Pfarrgemeinderat, zunächst in Vockenhausen, später in der Pfarrei Eppstein und jetzt in der Großpfarrei St. Elisabeth.

Nun stehen Pfarrhaus und Kirche ihrer Heimat-Gemeinde zur Disposition. Nur das Gemeindehaus mit dem Kindergarten hat Bestand. St. Laurentius soll zur Anlaufstelle für den Sonntagsgottesdienst der Vockenhäuser Gläubigen werden – mit allen organisatorischen Folgen. Ein Fahrdienst für die älteren Gemeindemitglieder sei dabei nur einer von vielen neuen Aspekten. Sie tröste der Gedanke, dass die St. Jakobus-Kirche dennoch als sichtbares Zeichen des Glaubens auch weiterhin im Ortsbild Bestand habe, sagte Hirtz-Weiser. Als denkmalgeschütztes Gebäude müsse die Kirche erhalten werden. Noch wichtiger sei für sie die Erfahrung, die sie in all den Jahren in der Kirche gemacht habe: „Kirche ist Gemeinschaft. Wir gestalten sie mit anderen Menschen und gehen dabei immer wieder auf andere Menschen zu.“

Im Rahmen der KIS-Beratungen habe sie die anderen elf Kirchorte besser kennengelernt, um die Menschen und ihre Wünsche zu verstehen und die Folgen der anstehenden Entscheidungen besser abwägen zu können. „Die Entwicklung ist für uns alle schwierig, aber das Geld wird knapper und auch die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer immer weniger“, sagte Hirtz-Weiser Denn die vielen Gebäude müssten auch gewartet, gepflegt und technisch überprüft werden.

Deshalb stünden auch etliche Gebäude, die jetzt noch unter Kategorie A oder (A) stehen in den kommenden Jahren immer wieder auf dem Prüfstand. Der Erhalt der Gebäude stehe und falle nun mal mit den Menschen und wie sie sie nutzen und sich um sie kümmern.

Die Pläne werden nun in den Gremien der Pfarrei beraten und dort entschieden. Das beschlossene Gebäudekonzept wird in einer Pfarrversammlung am Dienstag, 18. November, um 19 Uhr im Gemeindehaus St. Peter und Paul vorgestellt. Anschließend folgt die nächste Phase, in der konkrete Maßnahmen umgesetzt werden.bpa

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