Im Idealfall hätte das beiden Seiten genutzt: Die Klinikleitung hätte eine Lösung für die immer noch offene Frage eines neuen Standorts für ihre Pflegeschule gefunden, denn der aktuelle Standort an der Hattersheimer Straße in Hofheim muss aufgegeben werden. Mit der Pflegeschule in der Akademie würde der geltende Bebauungsplan erfüllt, der an dieser Stelle eine Bildungseinrichtung vorsieht, und eine intensive Wohnbebauung verhindert.
Daraus wird nichts. In der Stadtverordnetenversammlung legte der Magistrat die Antwort der Klinikleitung auf seine Anfrage zu einem Umzug der Pflegeschule nach Eppstein vor: Die Klinikleitung habe die ehemalige Akademie als potenziellen Standort geprüft und auch intensive Gespräche mit dem Eigentümer geführt, heißt es in dem Schreiben. Sogar ein Mietangebot habe vorgelegen. Allerdings habe sich herausgestellt, dass die Sparkassenakademie für die Zwecke der Pflegeschule nur bedingt geeignet sei und die Klinikleitung andere Alternativen weiter verfolgen werde.
Auf diesen Brief hin meldete sich umgehend die Anwohnerinitiative mit einer Stellungnahme: „Dies bedauern wir sehr, da die Sparkassenakademie nach unserer Einschätzung einen geeigneten Standort dargestellt hätte.“ In der Anwohnerschaft wachse die Sorge, dass die Interessen des Eigentümers stärker auf eine umfassende Wohnbebauung ausgerichtet sei als auf eine gemeinwohlorientierte Nutzung des Geländes. Sie weisen darauf hin, dass die Gemeinde vor gut 50 Jahren schon die Nutzung des Geländes im Bebauungsplan sehr eng gefasst und explizit für eine Bildungsstätte der Sparkasse ausgewiesen haben. Solange die Stadt im Regionalen Flächennutzungsplan, der gerade für die nächsten Jahrzehnte festgeschrieben wird, keine Änderung beantragt, bleibt das auch so.
Aus Sicht der Anwohnerinitiative sei mit dem Antwortschreiben die Ausgangslage für die weiteren Überlegungen deutlicher geworden. Aufgabe des neu gebildeten Arbeitskreises Sparkassenakademie sei es nun, Vorschläge für die künftige Nutzung des Areals zu erarbeiten, betonen die Anlieger. Der Arbeitskreis gewinne eine zentrale Rolle, denn die Entscheidung über die künftige Nutzung liege allein bei der Stadt, heißt es weiter mit Hinweis auf die Planungshoheit der Stadt.
Einig sind sich Anwohner und Mandatsträger darüber, dass jegliche Bebauung einen Mehrwert für die Stadt und ihre Bürger bringen und eine Lösung für den Verkehr gefunden werden müsse. Wie ein solcher Mehrwert aussehen kann, ist demnächst Thema in der Arbeitsgruppe. Dort will Bürgermeister Alexander Simon auch das Ansinnen der GWH vortragen, ein Verkehrsgutachten in Auftrag zu geben. Aus seiner Sicht wäre ein solches Gutachten eine solide Basis für weitere Diskussionen.
Da die Eigentümerin GWH dort nicht vertreten ist, stellt sich erneut die Frage, wie das Angebot aussehen könnte, damit es auch für die Eigentümerin lukrativ ist.
Bislang sieht es nicht danach aus, dass diese sich zu irgendeinem Schritt zwingen lässt. Schon gar nicht, wenn dieser planerische Mehrarbeit bedeutet und eine geringere Neubaufläche im Vergleich zur ursprünglichen Absicht, alles abzureißen und neu zu bebauen.bpa
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