Für vierte Reinigungsstufe ist es noch zu früh

Klärbecken der Anlage des Schwarzbachverbands im Bereich Guldenmühle Niedernhausen.Foto: EZ-Archiv

Klärbecken der Anlage des Schwarzbachverbands im Bereich Guldenmühle Niedernhausen.Foto: EZ-Archiv

Wenige Tage nachdem eine vierte Reinigungsstufe in der Kläranlage im Hessischen Bickenbach in Betrieb gegangen ist, beantragte die Eppsteiner SPD, in der Stadtverordnetenversammlung, dass der Abwasserverband Main-Taunus den Bau einer vierten Klärstufe in den Klärwerken in Eppstein prüfen solle.

Ziel einer vierten Reinigungsstufe ist der Abbau von anthropogenen Spurenstoffen aus dem Abwasser. Darunter sind von Menschen künstlich hergestellte Verbindungen zu verstehen, wie sie in modernen Industriegesellschaften nahezu überall verwendet werden, Zum Beispiel als Rückstände aus Arzneimitteln oder Kosmetika, Pestizide oder Chemikalien wie die aktuell diskutierte „Ewigkeits-Chemikalie“ PFAS. Die zusätzliche Reinigungsstufe in Bickenbach kostete 12 Millionen Euro und wurde vom Land mit knapp 5 Millionen Euro gefördert.

Bürgermeister Alexander Simon warnte angesichts der hohen Kosten in seiner Stellungnahme vor einem „Schnellschuss“ oder Vorauseilen. Denn bislang gebe es noch gar keine rechtlichen Vorgaben für den Bau einer vierten Reinigungsstufe. Eine ausschließliche Prüfung der Kläranlagen auf Eppsteiner Gemarkung, bevor die vierte Reinigungsstufe gesetzlich vorgeschrieben sei, könne unter Umständen dazu führen, dass Eppstein die Kosten dafür komplett übernehmen müsse. Deshalb rate die Stadt davon ab.

Der Abwasserverband wies darauf hin, dass in der gerade verabschiedeten EU-Kommunalabwasserrichtlinie zeitlich gestaffelte Ausbauziele bis zum Jahr 2045 vorgegeben seien. Dabei würden zunächst größere Anlagen für mehr als 150 000 Einwohner in den Fokus genommen oder kleinere Anlagen in Risiko-Gebieten. Beides treffe für den Abwasserverband nicht zu. Die Abwasserreinigungsanlagen im Vordertaunus sind ausgelegt für Kommunen ab 1600 Einwohner wie etwa in Kröftel bis hin zu knapp 50 000 Einwohnern in Kriftel. Die Liste für sogenannte „bestimmte“ Gebiete mit Risiken liegen voraussichtlich erst 2030 vor. Im Fokus stünden aktuell das Hessische Ried und Anlagen bei Darmstadt, Langen oder Mörfelden-Walldorf. Anlagen, die ohne rechtliche Anforderung ausgebaut werden, erhalten keine Förderung und müssten über die Gebühren finanziert werden, warnt der Abwasserverband.

Pharmahersteller werden laut einer neuen Richtlinie herangezogen für den Ausbau der vierten Reinigungsstufe, allerdings im Rahmen der gesetzlichen Anforderungen.

Der Verband räumt ein, dass der Schwarzbach bisher nicht die Anforderungen der EU-Wasserrahmenrichtlinie für einen „guten ökologischen Zustand“ erfülle. Einzelne Qualitätskomponenten würden allerdings schon als „gut“ oder zumindest „mäßig“ bewertet.

Die Eppsteiner Stadtverordneten folgten der Empfehlung abzuwarten und lehnten den Prüfantrag der SPD ab.bpa

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