Als Grund gibt die Bahn an, nur so könne sie den Fahrplan in Frankfurt einhalten. Bis zu einer Stunde müssen die Fahrgäste dann oft genug warten, bis die nächste, weiterfahrende S-Bahn kommt. Wie berichtet, hat Bürgermeister Alexander Simon bereits im Oktober einen Brief zu den Ausfällen der S-Bahnlinie 2 an den Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) geschrieben. Darin fordert er unter anderem, dass die S-Bahnen nur dann in Hofheim wenden, wenn Ersatzverkehr sichergestellt ist, und, dass die Regionalbahn außerplanmäßig in Lorsbach und Eppstein hält oder ein Ersatzzug ab Hofheim die Fahrt nach Niedernhausen übernimmt.
Außerdem kündigte Simon an, dass die Stadt die Kostenbeteiligung für die ausgefallenen Fahrten entsprechend kürzt und wiederholte die langjährige Forderung der Stadt, dass Eppstein als regulärer Halt der Regionalbahn in den Fahrplan aufgenommen wird.
In der Stadtverordnetenversammlung im Dezember legte Simon die Antwort des RMV vor mit dem Kommentar: „Nichts als Worthülsen und viele nette Worte!“ Darin spricht der RMV verharmlosend davon, „dass es in der letzten Zeit vereinzelt zu Ausfällen“ gekommen sei und lehnt sämtliche Vorschläge der Stadt ab: Ersatzfahrten durch die Regionalbahn nach Limburg seien nicht möglich, Ersatzzüge ab Hofheim auch nicht, unter anderem wegen der „bestehenden Engpässe“.
Für diese Zustände habe die Stadt kein Verständnis mehr, sagte Simon, räumte aber auch ein, dass die Stadt nichts machen könne. „Wir sind die Leidtragenden, haben aber außer den finanziellen Kürzungen keine Druckmittel, mit denen das Problem zu lösen wäre“, sagt Simon. Der Kreistag habe Sanktionen beschlossen und zahle dem RMV deutlich weniger als vereinbart. Trotz der genannten Kürzungen steigen die Umlagen für den ÖPNV an den Kreis 2025 deutlich: Um über 260 000 auf knapp 740 000 Euro für Busse und Bahnen. Ein Grund dafür seien die Neuausschreibung des Busverkehrs und die höheren Betriebskosten.
Schon seit März 2024 werden etliche Fahrpläne im Rhein-Main-Gebiet nur eingeschränkt eingehalten. Als Grund dafür gab die Bahn schon vor einem Jahr Personalmangel in den wichtigen Stellwerken Frankfurt und Hanau an. Denn Fachpersonal ist knapp. Fallen in einem Stellwerk Mitarbeiter aus, können sie häufig nicht einfach von Kollegen aus anderen Stellwerken ersetzt werden. In der Regel müssen Stellwerksmitarbeiter über mehrere Wochen eingearbeitet werden. Fällt ein Stellwerk aus, weil der 24-Stunden-Schichtdienst nicht eingehalten werden kann, sind leicht hunderte von Fahrgästen betroffen.
Hinzu komme, dass viele Stellwerke in Deutschland veraltet seien und deshalb zu viel Personal binden, behauptet der Fahrgastverband Pro Bahn. Die Auswirkungen auf das Rhein-Main-Gebiet mit seinen verkehrsintensiven Knotenpunkten sind fatal. Nicht nur die S2, auch etliche Regionalbahnen Richtung Friedberg und Nordhessen seien betroffen.
Glaubt man den Ankündigungen der Bahn, werde die Personalmisere noch einige Monate andauern. Bis September will die Bahn neun Prozent mehr Stellwerksmitarbeiterinnen und Stellwerksmitarbeiter einstellen. Nach Recherchen der Hessenschau gibt es in Hessen rund 1300 Zugverkehrssteuerinnen und -steuerer, so die offizielle Berufsbezeichnung. Die Zeit bis September benötige die Bahn, nach eigenen Angaben, um neue Beschäftigte zu qualifizieren. Der Fahrgastverband Pro Bahn sieht das Datum kritisch und schlägt vor, die Bahn solle nicht nur auf frisch ausgebildete Stellwerker des nächsten Abschlussjahres setzen, der im September fertig werde. Das habe schon 2024 nicht funktioniert. Stattdessen solle die Bahn schon jetzt erfahrenes Personal aus anderen Teilen Deutschlands abziehen und in Frankfurt und Hanau einarbeiten, damit die Bahn schon im Frühjahr wieder in einem der wichtigsten Schienenknotenpunkte Deutschlands rollt. Darüber hinaus fordert Pro Bahn, dass das Schienenverkehrswesen neu strukturiert werde, damit mittelfristig sämtlich Missstände beseitigt werden.bpa
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