Michael Ophelders band das Publikum virtuos in seine Show ein

Michael Ophelders als schrulliger Professor.Foto: Frauke Frerichs-Gundt

Vergangenen Freitagabend saßen die Zuschauer zwar im fast ausverkauften Bürgersaal, doch eigentlich befanden sie sich im Uni-Hörsaal von Professor Maximilian Busch, alias Michael Ophelders,…

…  und lauschten seiner herrlich humorig-verschrobenen Vorlesung über das Leben und Wirken von Heinz Erhardt im Stück „Warum Heinz mit Erhardt lacht“.

Schauspieler Ophelders kommt aus Essen, doch persönliche, freundschaftliche Beziehungen hatten das Band vor einiger Zeit zum Kulturkreis Eppstein geknüpft. So stand er am Freitag bereits zum zweiten Mal auf Eppsteins Bühne. Sein Auftritt mit dem Einakter „Der Kontrabass“ von Patrick Süskind hatte ihm bereits eine stabile Fangemeinde in Eppstein beschert. Ihre Erwartungen wurden mehr als erfüllt.

„Prof. Max Busch“ nutzte die chronologischen Lebensstationen von Heinz Erhardt als Roten Faden durch das Programm. Auf diese Gedanken-Schnur fädelte er die fein ausgewählten Perlen aus Erhardts Schaffen, bekannte Gedichte und Lieder, poliert durch den neuen Kontext. Auf ganz neue, aber logische Weise verwoben sich so die Stationen der Biografie mit den Werken. Er knüpfte eine Verbindung von der ersten Desillusionierung des kleinen Heinz bei seiner Geburt mit der Entstehungsgeschichte des Gedichtes über die einst süßen Zitronen, die aus Frust sauer wurden. Er zeigte den Einfluss des 1909 geborenen Komikers Erhardt auf Schützenvereinskultur, Musik und Sport.

Als launiger Professor eroberte er die Herzen der Zuschauer in einem Wimpernschlag und leitete danach wie ein Dirigent seine „Studierenden“. Er ließ sie rezitieren und singen, aber auch zuhören. Mit Elan widmete er sich seinem Sujet, band seine wohl vorbereiteten „Studierenden“ ein und schaffte im Saal eine angenehme Wohlfühl- und völlig ungezwungene Mitmachatmosphäre. Bei den musikalischen Einlagen sang Ophelders, begleitet von Winni Slüters am Flügel. Dabei kam ihm sein Musikstudium und seine Musical-Gesangsausbildung zugute. Manchmal griff er auch zum Sopransaxophon. „Das ist mein Krummhorn, das ich bereits gerade gespielt habe. So passt es besser in den Koffer“ scherzte er frei nach dem Motto des Abends: „Wer sich selbst auf den Arm nimmt, erspart anderen die Arbeit“.

Wie ein großer Chor stimmte der Saal in Ohrwürmer ein wie, „da sprach der alte Häuptling der Indianer“, „Theodor im Fußballtor“ oder das „Wicke-Wacke-Wucke-Lied“. Der Abend schwang im harmonischen Rhythmus zwischen lebendig, parodistischem Vortrag und lustig hintergründigen „Fallbeispielen“ aus Gedichten und Liedern der 1960er Jahre. Schon bei der gemeinsamen Rezitation der bekannten Made, die hinter eines Baumes Rinde mit ihrem Kinde wohnt, war das Eis gebrochen und der Saal war Teil der Vorstellung geworden.

Es gab einen „Wissensapplaus“ für Kommilitone Wilfried, der mit Uschi perfekt zusammenarbeitete. Ophelders schlüpfte mit schauspielerischer Erfahrung in seine Kunstfigur. Er gestikulierte pointiert und bei der situativen Mimik kamen Gesicht und Augen zum Einsatz. Dann war er wieder der „Herr Professor“, der in seinem hellblauen Sakko mit weißen Knöpfen, dem Pullunder mit Rautenmuster der 1960er Jahre, dem gelbgestreiften Schlips zur dunklen Hose und dem abgewetzten Arztkoffer den Prototypen des engagierten Wissenschaftlers verkörperte – inklusive der ersten Anzeichen einer gewissen Schrulligkeit.

Ophelders spielt „Warum Heinz mit Erhardt lacht“ bereits seit rund 16 Jahren. Das Stück entwickele sich kontinuierlich weiter, so Ophelders. Nachdem er mit seinen „Wilhelm Busch“-Abenden so großen Erfolg hatte, habe die Beschäftigung mit Heinz Erhardt für ihn nahegelegen. Zusammen mit dem Schauspielkollegen und Regisseur Jürgen Lorenzen entwickelt er das Programm.

„Die Menschen haben mich getragen, dabei entstand eine wunderbare Nähe und Kommunikation. Das war herausragend“, bewertete Ophelders nach der Vorstellung glücklich das Eppsteiner Publikum. Auch die Besucher waren begeistert. Friedel Siever fand den Mix sehr unterhaltsam. Seiner Frau Karin gefiel die Art besonders gut, wie Ophelders das Publikum mit Erhardts feinsinnigem Humor und seinem schauspielerischen Talent zu einem Gesamterlebnis verbunden habe. Das Paar aus Bad Soden hatte das Plakat gesehen und sich spontan zum Besuch der Veranstaltung entschieden. „Eine sehr gute Entscheidung“, da waren sich die beiden einig.ffg

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