Märchen „Rumpelstilzchen“ endet mit lehrreichem Kompromiss

Gabi Mohr als Rumpelstilzchen und Gieselbert Hoffmann mit den Tierfiguren Hase und Fuchs.Foto: Frauke Frerichs-Gundt

Gabi Mohr als Rumpelstilzchen und Gieselbert Hoffmann mit den Tierfiguren Hase und Fuchs.Foto: Frauke Frerichs-Gundt

„Vorhang drüber, schwupp ist die Kulisse für die nächste Szene fertig. Genau auf diese Weise spielen Kinder“, erklärte Gabi Mohr vom L’Una Theater am vergangenen Sonntagnachmittag bei der Kindertheateraufführung des Kulturkreises auf der Burg Eppstein.

Dort schlüpfte Mohr zusammen mit Gieselbert Hoffmann in verschiedene Rollen des Märchens „Rumpelstilzchen – aber so heiß’ ich gar nicht“.

Die Bühnenadaption erklärte, warum das Rumpelstilzchen überhaupt das Königskind haben wollte. Der Waldwichtel hatte bei Fuchs, Hase und der Müllerstochter das Spielen und Herumtoben kennengelernt. Das Spielen gefiel dem Rumpelstilzchen außerordentlich gut und deshalb wollte es einen eigenen Spielkameraden haben. Und weil die Tochter des Müllers von ihrem ehrgeizigen Vater in die unlösbare Situation gebracht worden war, dass sie aus Stroh Gold spinnen musste, sah es seine Chance gekommen. Denn der magische kleine Kerl konnte die Aufgabe lösen. So blieb die Müllerstochter am Leben und wurde Königin. Der verlangte Lohn für seine Dienste war das erste Kind der Königin.

Die frischgebackene Königin liebte aber ihr Kind und wollte es keinesfalls dem Waldwichtel überlassen. Deshalb holte sie sich Rat und Hilfe bei ihren Freunden, dem Hasen und dem Fuchs. Vor allem der Fuchs war ein kleiner Running-Gag der gesamten Aufführung. Er tauchte sofort auf, wenn er das Wort „Fuchs“ hörte. Im Nachbarort wurde während der Chorprobe „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“ intoniert, der Fuchs flitzte dorthin. Jemand ließ die Bemerkung fallen: „Du bist aber ein schlauer Fuchs“ und schon erschien der Fuchs auf der Bühne. Hoffmann baute hierfür mit großem handwerklichem Geschick die Kulissen. Vielleicht regen sie Eltern zum Nachbau an, denn sie sind mit einfachen Mitteln, aber viel Kreativität gestaltet und überaus vielseitig. Neue Szenenbilder entstehen mit übergeworfenen Tüchern, mit Hilfe von Stäben thronte plötzlich das Schloss auf dem Gipfel des gemalten Bergs und der Mond ging darüber auf. Das Spiel lief auch während des Umbaus weiter. Leider waren die Schattenspiele, die in dieser Zeit den Blick auf sich ziehen sollten, wegen des strahlenden Sonnenscheins im Burghof nicht zu sehen. Mohr und Hoffmann schlüpften in weit mehr als nur zwei Rollen gleichzeitig. Dann übernahmen Handpuppen diesen Part und der Handlungsstrang spann sich nahtlos mit vielen Figuren weiter.

Die Kulisse, die Handpuppen, die wechselnden Rollen mit fliegendem Kostümwechsel, all das waren tragende Bestandteile der Faszination des Live-Auftritts, der die Kinder sofort in seinen Bann zog. Mohr liebt die lebendige Interaktion mit ihrem Publikum, sie animierte zum Mitmachen und Mitsingen. Sie kennt ihr Publikum genau, weiß wie es normalerweise reagieren wird und mit welchen hilfreichen Zurufen sie von den vorderen Reihen zu rechnen hat. Das Märchen vom Rumpelstilzchen ist meistens allen Kindern gut bekannt. Und deshalb hatten sich Mohr und Hoffmann bei der Inszenierung des Stückes schon von Anfang an entschieden, dem Rumpelstilzchen einen neuen Namen zu geben. „Denn sonst hätte ich die Kinder und ihre Zurufe, wie das Waldmännlein heißt, ignorieren müssen und das hätte mir und den Kindern nicht gefallen“, freute sich Mohr darüber, dass ihr Plan aufgegangen war. Im Stück stimmte der grün gewandete Wicht im Wald sein bekanntes Lied an: „Heute back’ ich, morgen brau’ ich, übermorgen hole ich mir der Königin ihr Kind. Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß’“. Hier riefen erwartungsgemäß die Kinder seinen Namen. Genau für diese Situation hatte Mohr einen weiteren Liedtext geschrieben, in dem das Rumpelstilzchen die Buchstaben seines Namens auf einer Magnettafel durcheinanderwirbelt und für die neue Zusammensetzung ein Rätsel erfindet. Der Spannungsbogen war wieder wie ein Flitzebogen gespannt. Mit vereinten Kräften lösten die Kinder zusammen mit der Königin das Rätsel. Das Rumpelstilzchen hatte verloren, die Königin behielt ihr Kind. Im Märchen zerreißt sich der um seinen Lohn geprellte Wichtel voller Wut. „Doch dieses Ende hat mir schon als Kind nicht gefallen“, verriet Gieselbert Hoffmann. Das Rumpelstilzchen hätte schließlich der Müllerstochter in ihrer ausweglosen Situation geholfen und sie sei dadurch zur Königin geworden.

In der Inszenierung bittet die Königin deshalb das Rumpelstilzchen, sich nicht zu zerreißen. Es solle vielmehr zum Spielen vorbeikommen, wann immer es Lust dazu habe. Dann könne man wie früher mit Fuchs, Hase und ihrem Kind gemeinsam spielen. Sogar der König wollte mitspielen. Das Märchen nahm damit ein versöhnliches Ende und die Kinder erfuhren ganz nebenbei, wie ein tragfähiger Kompromiss aussehen kann. Nach der Aufführung standen die Kinder Schlange, um sich mit dem Hasen, dem Fuchs und dem Rumpelstilzchen fotografieren zu lassen.

Das L’Una Theater hatte bereits im vergangenen Jahr viele Herzen erobert. Jochen Schäfer beispielsweise war extra angereist, um Christine Baum beim Getränkeverkauf zu unterstützen. „Die Märchenaufführungen bringen Kindheitserinnerungen zurück und ich liebe es, wie das L’Una Theater Geschichten zum Leben erweckt.“

Auch beim Kulturkreis sah man zufriedene Gesichter über einen gut gefüllten Burghof. Monika Dahms-Nather vom Fachbereich Kindertheater freute sich zusammen mit ihrem Team Natalie Birnbaum, Jasemin Can und Nicole sowie Oskar Behrendt an der Technik über einen recht entspannten Nachmittag.ffg

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