Alex Schulman ist in Deutschland als Autor noch wenig bekannt, in seiner Heimat Schweden hat er sich als Autor aber bereits einen Namen gemacht. Sein Roman „Die Überlebenden“ ist ein intensiver, wie ich finde großartiger, wenn auch beklemmender Familienroman mit einer Rahmenhandlung, die rückwärts verläuft und einer Rückblende, die der Rahmengeschichte chronologisch entgegen kommt.
Drei Brüder, einander entfremdet, begegnen sich beim Tod der Mutter nach 20 Jahren wieder. Die Vorbereitungen der Beerdigung führen sie zum Sommerhaus der Familie, in dem sie als Kinder alle Sommer verbracht haben. Zwischen Langeweile, Erkundungstouren und nicht aufmerksamen Eltern verging damals die Zeit ihrer Kindheit.
Vater und Mutter sind zu sehr mit sich und ihren Problemen beschäftigt. Sie können Liebe und Anerkennung, die die drei Brüder suchen, durch Zuneigung selten zeigen. Das Bild der schwedischen Familienidylle trügt.
Das Gefühl der Isolation im abseits der Zivilisation gelegenen Sommerhaus beschreibt der Autor sehr intensiv. Seit vielen Jahren bis zum Tod der Mutter war niemand der Familie mehr dort gewesen. Die Gründe dafür enthüllt der Roman nach und nach.
Das Buch ist einfühlsam und berührend geschrieben, teils sprachgewaltig, teils poetisch und zart, so dass ich trotz der Themen Trauer, Verzweiflung und der in der Familie herrschenden Unfähigkeit miteinander reden zu können, das Buch gerne bis zum Ende gelesen habe – Ein Ende das überrascht und schockiert und der ganzen Erzählung nochmals eine Wendung gibt. Mein Fazit: emotional herausfordernd und spannend.Marianne Fricke
Alex SchulmannDie Überlebenden2021, 304 Seiten, dtv Verlag München
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