Swingend durch einen regnerischen Herbstabend getanzt

17 Paare tanzten beim Lindy Hop-Workshop des Kulturkreises.Foto: Ute Mauer

17 Paare tanzten beim Lindy Hop-Workshop des Kulturkreises.Foto: Ute Mauer

Schon vor Beginn der Veranstaltung war klar, dass es für diesen trüben, verregneten letzten Samstag im Oktober kaum einen besseren Platz geben könnte, als den Blauen Saal in Eppstein.

Ganz ungewöhnlich hatte der Kulturkreis ab 17 Uhr zu einem Tanzworkshop eingeladen. Anstelle von Kleinkunst und Kabarett sollte mal etwas Neues ausprobiert werden: Lindy Hop. Die Idee schlug voll ein. „Unser Angebot war innerhalb kürzester Zeit ausgebucht, bevor überhaupt großartig Werbung gemacht werden konnte“, so Therese Heidenreich, eine der drei Organisatorinnen, die mit ihren Partnern ebenfalls teilnahmen.

Während draußen vor den Fenstern trostlose Schauer niedergingen, begrüßten drinnen schwungvolle Musik und die Aussicht auf Spaß und Bewegung die neugierigen 17 Paare.

Das erfahrene Trainerpaar Lisa-Marie Rogge und Stuart Mitchell startete ganz entspannt mit ersten lockeren Bewegungen zum Aufwärmen in diesen für die meisten Anwesenden noch fremden Tanzstil.

Lindy Hop belegt in Deutschland eher einen Nischenplatz, obwohl der Tanz bereits in den 1930er Jahren in den Jazz-Clubs in den USA entstand. Stark geprägt vom Jazz und Swing der amerikanischen Big Bands, galt er in den 1940er Jahren als einer der beliebtesten Tänze weltweit, bis der Rock’n’Roll ihm den Rang ablief. Seit den 1980er Jahren wurde Lindy Hop dann in vielen Ländern wiederentdeckt und wer ein bisschen sucht, findet tatsächlich auch Tanzclubs, Events und Kurse in ganz Deutschland.

Im Blauen Saal erlernten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen unter geduldiger Anleitung die Bewegungen zu dem ungewohnten Takt, bei dem immer der zweite Schlag betont wird. „Traut euch einfach, auch mal falsch zu sein, wir sind hier zum Lernen“, ermutigte Stuart im Rhythmus der Musik. Ganz nebenbei erklärten die beiden Experten auch die Ursprünge des Tanzes und seine Besonderheiten. Denn dabei gehe es nicht um einstudierte Abfolgen, es geht um Ausdruck und Energie, um Spaß an der Bewegung, aber auch um Freiheit, Spontaneität und Improvisation.

Während bei den klassischen Tänzen das Erlernen fester Schrittfolgen im Vordergrund steht, und es in der Regel nur einen Partner gibt, der stets die Führung übernimmt, ist eine feste Rollenverteilung dem Lindy Hop fremd. Hier kann jede mit jedem tanzen, und auch wenn stets eine Person die führende und eine die folgende ist, können diese Rollen auch immer wieder getauscht werden. Er gilt als einer der sozialsten Paartänze überhaupt, denn bei den Veranstaltungen kann man auch problemlos die Partner wechseln, durch die Tanzhaltung lässt sich immer die gewünschte Distanz halten, so dass sich jeder wohlfühlt. „Dann heißt es, sich wieder neu in einen gemeinsamen Rhythmus einzugrooven, denn alle dürfen dabei ihren eigenen Stil einbringen“, ergänzte Lisa-Marie.

Dass das nicht immer ganz einfach und durchaus schweißtreibend sein kann, merkten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen sehr schnell, während sie sich bemühten, zu bouncen, zu schnipsen, zu grooven und zu drehen und die Quick- und Slow-Schritte im richtigen Takt, teils spiegelbildlich zum Gegenüber, aufs Parkett zu bringen. Und trotzdem leuchteten die Gesichter, denn dieser Energie konnte sich niemand entziehen.

Schon in der geselligen Pause bei Pizza und Wein kamen Wünsche nach einer Fortführung des Angebots auf. Insgesamt also ein sehr gelungener Versuch des Kulturkreises, der aus einem ungemütlichen Oktobersamstag einen rundum „beswingten“ Abend zauberte.um

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