Wie das Heimatmuseum zum Spiegel der Geschichte wird

Vorstand und Schirmherr (v.li.): Andreas Friedrich, Helmut Kleindienst, Elvira Driessler, Bernd Pastowski, Brigitte Sauer, Stephan Kietzmann und Lothar Herrmann mit der Vereins-Chronik.Foto: Beate Schuchard-Palmert

Vorstand und Schirmherr (v.li.): Andreas Friedrich, Helmut Kleindienst, Elvira Driessler, Bernd Pastowski, Brigitte Sauer, Stephan Kietzmann und Lothar Herrmann mit der Vereins-Chronik.Foto: Beate Schuchard-Palmert

Wie ein Streifzug durch 25 Jahre Heimatgeschichte liest sich die neue Chronik, die der Heimat- und Geschichtsvereins (HGV) zu seinem 25. Jubiläum herausgegeben hat. Rechtzeitig zur Jubiläumsfeier für geladene Gäste am 24. Oktober liegen die 500 Exemplare druckfrisch auf dem Tisch.

Am Dienstag stellte der Vereinsvorstand das wie ein Magazin gefertigte Heft vor. In Kurzfassung mit vielen Fotos und Zeitungsausschnitten lässt der HGV seine ersten 25 Jahre und gleichzeitig ein Vierteljahrhundert Ortsgeschichte Revue passieren – eine Seite für jedes Jahr, nur das Ortsjubiläum „800 Jahre Bremthal“ 2004 bekommt eine Doppelseite. Offiziell ist die Chronik erst nach dem Festakt am 24. Oktober erhältlich, dann entweder im Heimatmuseum, jeweils am letzten Sonntag des Monats, oder über die Internetseite bremthaler-heimat.de.

Wie der Vereinszweck vermuten lässt, zeigt der Rückblick auf die ersten 25 Jahre des neuen Jahrtausends gleichzeitig Streiflichter auf noch weiter zurückliegende Ereignisse. Die zahlreichen Themen-Ausstellungen, historischen Vorträge und weiteren Veröffentlichungen spiegeln Bremthals Geschichte wider: Wie die Bremthaler in früheren Jahrhunderten Fastnacht, Ostern, Weihnachten oder Hochzeiten gefeiert haben, wie der Schulalltag aussah oder womit die Bremthaler Kinder gespielt haben, wie am Waschtag große Wäscheberge bewältigt wurden, warum Apfelwein wichtiger war als Bier, wie er in Bremthal aus Bremthaler Äpfeln hergestellt wurde und dann in die Bembel gelangte, wo im Mittelalter Eisenerz abgebaut wurde und warum in der Neuzeit Quarzit, über Kriegsjahre und Kriegsende bis hin zu Berichten von Zeitzeugen oder dem Buch „Über Flüchtlinge und Heimatvertriebene“, das Edwin Morgenstern, eines der sieben Gründungsmitglieder des Vereins, 2008 herausgab.

Auch für die Ortseingangsschilder, die Besucher und Rückkehrer „herzlich Willkommen“ heißen, zeichnete der Geschichtsverein verantwortlich. Aufgestellt wurden sie 2003, also noch rechtzeitig vor der 800-Jahr-Feier 2004.

2010 feierte der Verein die Eröffnung seines Heimatmuseums am Dorfplatz. Planung, Umbau und Konzeption übernahm der Verein und trägt auch über die Mitgliedsbeiträge die Nebenkosten. Seitdem hat sich das Museum zum beliebten monatlichen Treff entwickelt und ist Ziel vieler Kindergarten- und Schulausflüge. 2016 wurden die ersten Flurschilder aufgestellt: In weißer Schrift auf grünem Grund nennen sie alte Flur- und Wegebezeichnungen. 2020 überarbeitete der Verein seine Internetseite und ergänzte sie um eine interaktive Karte und viele Fotos. Auch an die beliebten Bremthaler Grenzgänge entlang der Gemarkungsgrenze erinnert die Chronik und an die sieben Gründungsmitglieder, unter ihnen der aktuelle Vorsitzende Helmut Kleindienst und Ehrenvorsitzender Richard Kaus.

Auch Enttäuschungen erlebte der Verein in seinen ersten 25 Jahren. So habe man jahrelang Rücklagen geschaffen, um das Untergeschoss des Heimatmuseums zu einem weiteren, vor allem barrierefreien Ausstellungsraum für größere Ausstellungsobjekte vor allem aus der Landwirtschaft und dem Handwerk auszubauen. Eine große Glastür sollte eingesetzt werden. Doch dann entschied die Stadt vor zwei Jahren, den Bremthaler Vereinen diese Fläche als Lager zur Verfügung zu stellen. „Damit hat sich dieser Traum vorerst erledigt“, sagte Kleindienst. Der Verein blicke dennoch nach vorn.

Zur Vorstellung der Chronik lud der Verein den Schirmherrn des Jubiläums ein: Stephan Kietzmann, Bremthaler Bub und zugleich Leiter des Privatkundengeschäfts der Nassauischen Sparkasse. „Die Verbindung lag für uns auf der Hand“, sagt Kleindienst. Die Naspa fördere den Verein seit seiner Gründung mit wechselnden Beträgen. 1000 Euro gab es jetzt für den Druck der Jubiläumsbroschüre. Außerdem, si Kleindienst, sei Kietzmann in Bremthal aufgewachsen wie schon seine Eltern und Großeltern und lebe mit seiner Familie ebenfalls in Bremthal.

Auch bei den Sponsoren, so Kleindienst, sei die menschliche Seite wichtig: Fast alle sind ortsansässige Betriebe oder haben eine enge Verbindung zu Bremthal, wie die lange Liste am Ende der Broschüre zeigt. Noch wichtiger als die Sponsoren sind die Mitglieder. Von anfangs knapp 60 wuchs deren Zahl auf zuletzt 125. In den vergangenen Monaten habe es einige Eintritte gegeben, freute sich Kassenwartin Brigitte Sauer. Vor allem in der neuen Brotbackgruppe im alten Backhaus gebe es einige Interessenten. Erst vor wenigen Tagen seien drei Jugendliche eingetreten. „Mal sehen, ob wir eine Jugendgruppe aufbauen können“, denkt Kleindienst laut nach.

Die Wiederbelebung des Backhauses in der Bornstraße sei der jüngste Erfolg des Vereins. Die ersten Brote wurden schon im Steinbackofen gebacken. Die Gruppe will sich künftig regelmäßig treffen und den Ofen anheizen. Ob es jemals wieder ein Backesfest gibt, wie noch 2001, steht in den Sternen. Selbst eine Verkostung am Tag des offenen Denkmals scheiterte zuletzt an Auflagen des Ordnungsamts. Initiator Andreas Friedrich vom Vereinsvorstand ist dennoch sehr zufrieden: „Der Ofen funktioniert und die ersten Ergebnisse waren super.“ Jetzt fehle nur noch eine Nutzungsvereinbarung mit der Stadt.

Friedrich zeigte auch für das Layout und die endgültige Auswahl von Fotos und Presse-Ausschnitten in der neuen Chronik verantwortlich: „Er ist noch nicht so lange dabei wie ich und hat deshalb noch einen unvoreingenommenen Blick“, stellte Kleindienst fest, der die Vorauswahl aus seinem Vereins-Archiv mit rund 25 000 Fotos traf. Er würde bei der nächsten Wahl gern den Vorsitz abgeben und sich künftig mehr um das Ordnen seines Archivs kümmern. Häufig fehle zu den alten Fotos eine genaue Ortsangabe oder die zeitliche Einordnung, sagte Kleindienst. Außerdem gebe es noch etliche Ordner durchzuarbeiten, alte Pläne und Niederschriften. Mittelfristig soll daraus eine Fortschreibung der „Bremthaler Ortsgeschichte“ von 2004 entstehen. Auch dafür suche der Verein junge Menschen, die sich für die Geschichte ihres Ortes interessieren.

Als weitere Veranstaltungen im Jubiläumsjahr wird am 8. November der Ofen im Backhaus zum nächsten Brotback-Termin angeheizt. Voraussichtlich am 23. November lädt der HGV zu seinem beliebten Handkäs-Essen in der benachbarten Alten Schule ein. bpa

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