Wie Flüchtlinge ihre neue Heimat sehen

Gertrud Löns und Dieter Falk (2. und 3.v.li.) beim Konversationskurs.
            Foto: privat

Gertrud Löns und Dieter Falk (2. und 3.v.li.) beim Konversationskurs.

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Der Asylkreis Eppstein hat eine lange Tradition an Kursen zum Erlernen der deutschen Sprache für nach Deutschland gekommene Geflüchtete. Nach einigen Monaten des Mitwirkens am regelmäßig stattfindenden „Freitags unter Freunden“

im Familienzentrum der Talkirchengemeinde in der Burgstraße stellte Dieter Falk, einer der Sprachcoachs, der von der früheren Lehrerin Gertrud Löns dazu gebeten worden war, einen Mangel an Sprechmöglichkeiten für die Teilnehmer fest. Die meisten sind Ukrainer und Ukrainerinnen, aber auch aus Afghanistan Geflüchtete sind dabei. Deshalb bietet Falk seit dem Frühjahr mit Unterstützung der Ukrainerin Alla Serhiieva zweimal wöchentlich dienstags und freitags von 14.30 bis 17 Uhr Konversationskurse an. Dort werden Vokabeln, Redewendungen und Satzbau geübt.

In Eppstein leben aktuell 297 Menschen aus der Ukraine, weitaus die meisten von ihnen sind Frauen. In den Flüchtlingsunterkünften des Main-Taunus-Kreises in Eppstein sind derzeit rund 100 Menschen aus unterschiedlichsten Nationen untergebracht.

In den Konversationsrunden wird immer wieder auch über aktuelle Themen diskutiert. So auch am Freitag, den 3. Oktober, an dem trotz des Feiertags eine größere Gruppe von Menschen fast jeden Alters im Familienzentrum in der Burgstraße zusammenkam. Nach einigen einfacheren Übungsrunden wurden Stichwörter abgefragt zum Thema „Was gefällt euch an Deutschland?“. Die Antworten waren für Falk durchaus überraschend, denn manches, was von vielen Deutschen dieser Tage kritisiert oder in Abrede gestellt wird, wurde von den aus anderen Teilen der Welt Zugezogenen als positiv dargestellt: Vor allem die Freiheit, aber auch die Menschen, die Natur, Versicherungen und sogar die Pünktlichkeit.

Ein Mittelschüler hob das iPad hervor, das er an der Freiherr-vom-Stein-Schule gestellt bekommt, wobei er das Handyverbot im Unterricht so sehr schätzt. Als weitere negative Aspekte wurden die Kälte und der Regen angeführt, was wohl dem Herbstwetter geschuldet war, aber auch Bürokratie, komplizierte Behördenbriefe und die Vergabe von Arztterminen.

In ihren Herkunftsländern sah man vor allem Korruption, Krieg, schlechte Straßen, Armut und Männerherrschaft kritisch. Positive Erinnerungen hatten die meisten an leckeres, selbst angebautes gesundes Essen, die Mädchen und Frauen und die große Gastfreundschaft – alles in allem ein informativer Nachmittag, auch für die Leiter der Konversationsrunde. EZ

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