Ausgesuchte Mosaiksteine der Bremthaler Geschichte

Helmut Kleindienst (vorne links) bedankte sich bei den Mitgliedern, die dem Verein seit 25 Jahren treu sind.Foto: Beate Schuchard-Palmert

Helmut Kleindienst (vorne links) bedankte sich bei den Mitgliedern, die dem Verein seit 25 Jahren treu sind.Foto: Beate Schuchard-Palmert

Auf ein Vierteljahrhundert blickt der Heimat- und Geschichtsverein Bremthal zurück. Gegründet „kurz vor der Jahrtausendwende“, erinnert sich Gründungsmitglied und Erster Vorsitzender Helmut Kleindienst bei der Jubiläumsfeier...

... mit geladenen Gästen im Emmausgemeindezentrum und fasste das Vereinsziel zusammen: „Unsere Heimat, ihre Geschichte, ihre Traditionen und ihr kulturelles Erbe bewahren und all das, was Bremthal besonders für uns macht.“

Glückwünsche überbrachte als Vertreterin der Gastgeberin Dorothea Lindenberg vom Kirchenvorstand der Emmausgemeinde. Sie hob die Gemeinsamkeiten hervor: Die Emmausgemeinde sei nur drei Jahre älter, beide Institutionen also eigentlich noch viel zu jung für Nachwuchssorgen, sprach sie ein Thema an, das Kirchen wie Vereine bewegt.

Schirmherr Stephan Kietzmann zählte mit Blick auf die Diaschau an der Wand etliche Meilensteine des Vereins auf: Bremthals 800-Jahr-Feier im Jahr 2004, die Gründung des Heimatmuseums, der Einsatz für den Erhalt von Flurkreuzen und Flurnamen und ganz aktuell die Wiederherstellung des alten Dorf-Backofens im Backhaus. „Da wird ganz konkret altes Wissen weitergegeben“, lobte er und wies darauf hin, dass Heimat auf gemeinsamen Werten und Traditionen beruhe. Er selbst sei auch in Bremthal aufgewachsen, war beispielsweise als Jugendlicher im Gesangverein Germania. Schon seine Großmutter stammte aus Bremthal, der Großvater kam nach dem Krieg eher zufällig nach Bremthal und wurde dort heimisch.

Bürgermeister Alexander Simon, dessen Familie mütterlicherseits ebenfalls aus Bremthal stammt, hob hervor, was der Verein in nur 25 Jahren bereits geleistet habe. Die Ersterwähnung Bremthals im Jahr 1204 sei der Startpunkt für die Vereinsgründung gewesen. Mit dem heutigen Ehrenvorsitzenden Richard Kaus sei ein erfolgreiches Team „sensationell schnell“ gestartet. Nach dem Jubiläumsjahr 2004 habe der Verein „ohne Verschnaufpause“ am Aufbau eines Heimatmuseums gearbeitet und feierte 2010 die Einweihung. Die umfangreiche Fotosammlung von Richard Kaus sei legendär. Mit nur zwei Vorsitzenden in 25 Jahren und etlichen langjährigen Mitgliedern sei der Verein inzwischen selbst ein Stück gelebter Geschichte, sagte Simon. Er hoffe, dass Bremthal 2026 ins Landesförderprogramm aufgenommen werde; als eine von etlichen Maßnahmen sei auch das Heimatmuseum mit angemeldet.

Peter Lange als stellvertretender Ortsvorsteher lobte die jüngsten Entwicklungen: Die Brotbackgruppe im Backhaus sei „eine tolle Sache“, ebenso die Idee, eine Jugendgruppe zu gründen.

Seit neuestem gibt es nämlich drei 16-jährige Mitglieder, die sich für die Arbeit des Geschichtsvereins interessieren: Die Bremthaler Jungs Erik Meyer, Maximilian Weishaar und Paul Ernst halfen bei der Jubiläumsfeier im Service mit, brachten Getränke zu den Tischen und warteten den Gästen am Buffet auf. Heimatgeschichte sei einfach interessant, sagen sie und ein guter Ausgleich zu ihren Ausbildungsberufen als Informatiker und Elektroniker.

Eppsteins Stadtarchivarin Monika Rohde-Reith hatte fürs Jubiläum in ihren Akten gestöbert, um herauszufinden, was Heimat sei: nicht nur ein Ort, sondern auch ein Gefühl. Sie spannte den Bogen von den bronzezeitlichen Funden, die erst beim Bau der ICE-Trasse 1998 zum Vorschein kamen, bis zu den teils dramatischen Veränderungen innerhalb weniger Jahrzehnte in der Neuzeit. Als drastische Beispiele legte sie Fotos vom Königsbachtal aus den vergangenen 90 Jahren vor: als Wiesenidyll um 1933, als aufgerissene Hanglandschaft während der Bauzeit der Terrassenwohnanlage in den 1990er Jahren und als rundherum mit Bäumen und Sträuchern eingewachsene Wohnlandschaft 20 Jahre später.

Am ehesten, so Rohde-Reith verbinde man wohl den Ortskern mit dem zentralen Kirchturm und den typischen Hofreiten mit Bremthal als Heimat. Deshalb zeigte sie Aussichten auf die ziegelrote Dachlandschaft aus luftiger Höhe vom Kirchturm aus und gelungene Sanierungsbeispiele in der Wiesbadener Straße.

Bis in die Gründungszeit reiche die Verbindung zwischen Bremthal und Eppstein, so Rohde-Reith, schließlich war der Ort eine Grenzbefestigung der Grafen von Eppstein zur Grafschaft Nassau. Schon um 1200 bauten die Bremthaler ihre erste Pfarrkirche. Als älteste Ansicht Bremthals gelte eine Karte von Wilhelm Dilich um 1607, die Bremthal als eine kleine Ansammlung von Häusern zeigt.

Die Archäologin lobte die Arbeit des Heimat- und Geschichtsvereins, seine Sammlung von Hausrat, Möbeln, Spielsachen, Kleidung, landwirtschaftlichen Geräten und tausenden von Fotos, die die Menschen bei der Feldarbeit, in den Straßen, bei kirchlichen Ereignissen und beim Feiern zeigen. Diese Sammlung dokumentiere das Leben in den vergangenen rund 150 Jahren. Die Internetseite – bremthaler-heimat.de – sei hervorragend gemacht und biete mit wenigen Clicks „ausgesuchte Mosaiksteine der Bremthaler Geschichte“.

Vor einigen Jahren ersteigerte der Verein historische Stockbücher und spendete sie dem Stadtarchiv – eine Fundgrube historischen Wissens, freute sich Rohde-Reith, und nun wieder alle im Archiv vereint.

Für den Ersten Vorsitzenden Helmut Kleindienst bot der Abend Gelegenheit, Danke zu sagen für die tatkräftige Hilfe bei Festen und Veranstaltungen und bei seinen langjährigen Mitstreitern, den Gründungsmitgliedern Alois Benedikt, Richard Kaus, Edwin Morgenstern, Veronika Schmidt, Horst Tonn, Ute Udluft und für 25-jährige Mitgliedschaft, Ursula Brandt-Geitner, Rolf Ferdinand, Helmut und Alfred Friedrich, Jürgen Ickstadt, Brigitte Jopp, Brigitte Kaus, Marianne und Reiner Menges, Elisabeth Repasch, Fabian Rohde, Elke Roth. bpa

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