Zu diesem Anlass bereitet der Vorstand fürs Jubiläum eine Ausstellung in Form von Bannern mit Fotos und kurzweiligen Texten vor. Schriftführerin Marina Nix hat uns für unseren Beitrag ihre Vereinschronik zur Verfügung gestellt. Einige Ergänzungen fanden wir in der von Ute Udluft, Heinrich Kaus und Günter Stanek ausgearbeiteten Chronik zum 125. Jubiläum im Jahr 2000.
Kulturelles Leben in Bremthal, das bestand laut Vereinschronik 1875 im Vortragen von Gedichten und Volksliedern, die in der Schule eingeübt wurden. An Festtagen traf sich Jung und Alt zu Gesang und Tanz unter der Dorflinde. Die 30 Gründer des ersten Bremthaler Vereins legten damals die Basis für das heutige Vereinsleben.
Ein Blick über Bremthals Grenzen hinaus zeigt, dass die Zeiten im noch jungen deutschen Kaiserreich unruhig waren: Deutschland war erst seit 1871 geeint. 1875 provozierte Reichskanzler Otto von Bismarck eine außenpolitische Krise mit Frankreich und setzte innenpolitisch im sogenannten „Kulturkampf“ auf die strikte Trennung von Staat und Kirche. Die Zivilehe durch einen staatlichen Standesbeamten wurde eingeführt, die Reichsmünzreform zum Jahresende abgeschlossen und 1876 die Deutsche Mark zu 100 Pfennig für das gesamte Deutsche Reich eingeführt. In Paris einigte sich die internationale „Meterkonfernz“ auf eine Vereinheitlichung der Maßsysteme.
In Spanien tobte der sogenannte Karlistenkrieg, den der spanische König Alfons XII ein Jahr später für sich entschied. Der Aufstand der christlichen Bevölkerung der Herzegowina gegen die osmanische Verwaltung führte zur Okkupation durch Österreich-Ungarn. Der Bau des Suezkanals – ein Jahrhundertprojekt–, hatte den Staatsbankrott des Osmanischen Reichs zur Folge. Groß Britannien wurde durch den Kauf der Suezkanal-Aktien zum Mehrheitseigner, Ägypten in Folge dieser Ereignisse besetzt. An allen Ecken und Enden flammten Unruhen auf. Aber auch das war 1875: Der englische Kapitän Matthew Webb schwamm als erster Mensch durch den Ärmelkanal.
In Bremthal sparte der neu gegründete Gesangverein für eine Vereinsfahne, die 1877 feierlich im Vereinslokal „Gasthaus zum Adler“, der heutigen Bäckerei Heck in der Wiesbadener Straße, eingeweiht wurde. 20 Pfennig bezahlten die Mitglieder als Monatsbeitrag. Zusätzliche Einnahmen brachten Familienfeste und Tombolas aus gespendeten Preisen. Seit 1880 sang der Chor auch vierstimmig und machte sich zu Fuß oder mit dem Pferdebespannten Leiterwagen auf den Weg zu Konzerten in den Nachbargemeinden. Im Jahr 1900 feierte der Verein sein 25-jähriges Bestehen und weihte am Festwochenende seine neue Fahne ein. Gefeiert wurde damals mit 15 Vereinen auf dem Waldfestplatz neben dem heutigen Modell-Flugplatz.
1911 starb die Wirtin des Vereinslokals und der Chor suchte eine neue Bleibe. Im „Schützenhof“ standen ihnen größere Räume zur Verfügung, die auch von den Turnern genutzt wurden. Im Saal mit Bühne gaben die Sänger Konzerte oder führten ihre Laien-Theaters-Stücke auf, die seit einigen Jahren im Liederkranz eingeübt wurden. Über 100 Jahre, bis zur Schließung 2014, blieb das Gasthaus das Vereinslokal.
Der Erste Weltkrieg brachte das Vereinsleben zum Erliegen. Erst 1920 erklangen die ersten Lieder wieder. 1925 feierte der Gesangverein sein 50-jähriges Bestehen. Fünf Gründer waren damals noch am Leben. Mit dem Überschuss von 490 Mark aus den Festeinnahmen kaufte der Verein einen Flügel für 1250 Mark. Die Differenz mussten die Mitglieder aufbringen – 10 Mark für jeden. Das neue, klangvolle Instrument scheint die Sänger beflügelt zu haben. Schon bald meldeten sie sich zu Gesangswettstreiten an.
Arbeitslosigkeit und die Gängelung durch den totalitären Staat bei Finanzen und Liedauswahl habe dazu geführt, dass das Vereinsleben endete, heißt es in der Chronik. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs kam es ganz zum Erliegen. Nach Kriegsende löste die Militärregierung sämtliche Vereine auf und beschlagnahmte das gesamte Vermögen. Dennoch wagten 64 Sänger 1947 den Neuanfang. Schon im Oktober 1949 gaben sie ihr erstes Chorkonzert, damals unter der Leitung von Fritz Herbert. Die damals eingeführten Familienabende in der Weihnachtszeit sind bis heute im Verein Tradition.
1950 feierte der Liederkranz im Vereinslokal Schützenhof sein 75-jähriges Bestehen mit zwölf Gastvereinen. In den Jahren bis 1965 begleitete Fritz Herbert die Sänger auf der Geige und der damals noch junge, spätere Dirigent Alois Ickstadt den Chor am Flügel. Nach über 90 Jahren öffnete sich der Gesangverein auch für Frauen: 1969 beschlossen die Sänger mit 38 Ja- zu vier Neinstimmen und neun Enthaltungen, einen Frauenchor zu gründen.
1972 gründete sich der Jugendchor, Dirigent Johannes Eisenberg begeisterte die jungen Menschen durch seine geschickte Auswahl an Chorliteratur. In der gleichen Zeit bereitete sich der Verein auf sein 100. Jubiläum vor. Fünf Tage lang wurde 1975 gefeiert. 44 Chöre kamen zu Freundschaftssingen und Festkommers, 24 Chöre traten beim Punktwertungssingen an.
Mit dem Bau der Comenius-Turnhalle eröffneten sich dem Chor und allen anderen Vereinen ganz neue Möglichkeiten, Feste und Veranstaltungen auszurichten – zum Beispiel mit den gemeinsamen Kappensitzungen mit der SG Bremthal, die sich vor über 15 Jahren zur gemeinsamen Fastnachtsparty „Kölle meets Brendel“ wandelte oder den großen Chorkonzerten des Projektchors „20vor8Chorisma“ wie „Kreuzfahrt – mit Band an Bord“ (2014), „Konzert im Dschungel“ (2016), Casino (2019). Auch auf der Burg rockte der Liederkranz zuletzt 2023 die Mauern.
Mit der Öffnung für Frauen änderte sich auch das Vereinsleben: Ganze Familien beteiligten sich nun aktiv. Mehrtägige Ausflüge mit Gesangsdarbietungen wurden organisiert. 1981 kamen 55 Kinder zur ersten Probe des neuen Kinderchors. Der Auftritt des Männerchors beim Galakonzert „Aus Oper und Operette“ in der Alten Oper Frankfurt gehört zu den besonderen Erlebnissen der Sänger, die dort zusammen mit 400 Sängern der „Hauck’schen Chorvereinigung“ von Chorleiter Wolfgang Hauck auftraten.
1994 feierte der Frauenchor sein 25-jähriges Bestehen mit 37 Vereinen beim Chorwettbewerb. Himmelfahrt 2000 ließ es der Chor zum 125-jährigen Bestehen im Festzelt auf dem Festplatz an der Wildsächser Straße krachen. Obwohl sich Jugendchor und Kinderchor längst aufgelöst haben, gelang des dem Jubiläumsverein auch im neuen Jahrtausend immer wieder junge Menschen für den Chorgesang zu begeistern.
Der Gesangverein entwickelte unter Chorleiter Ulrich Diehl, der die Liederkranzchöre 2008 von Thomas Leber übernahm, neue Formate: 2009 entstand der Projektchor „20vor8Chorisma“, der 2012 mit seinem ersten Deutsch-Pop-Rock-Konzert für Furore sorgte.
2019 feierte der Frauenchor mit einem Jubiläumskonzert im Eppsteiner Bürgerhaus sein 50-jähriges Bestehen. Kurz darauf musste der Verein eine schwierige Zeit überstehen: Proben in Zeiten von Corona waren entweder digital oder nur im Freien mit großem Abstand möglich. 2021 kehrte der Liederkranz „Zurück auf die Bühne“, 2024 feiert er mit seinem Frauenchorprojekt „Deutsch Pop Rock“ einen so großen Zulauf neuer Sängerinnen, dass der Chor seitdem unter einem eigenen Chornamen „Melomanie“ auftritt.
Jetzt bereiten sich Sängerinnen und Sänger auf das nächste große Fest vor: 150 Jahre Liederkranz im Festzelt auf dem Festplatz an der Wildsächser Straße. bpa
Die Vorfreude steigt und die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren.
Vorstand und Helferteam wünschen sich fürs große Festwochenende zum 150-Jährigen des Gesangvereins Liederkranz vom 13. bis 15. Juni viele Gäste, insbesondere zu den Abendveranstaltungen.
Eintrittskarten bekommen Vereinsmitglieder ab sofort jeden Montag vor und nach den Chorproben. Darüber hinaus wird es zwei feste Termine geben, um Karten zu kaufen: am Samstag, 31. Mai und 7. Juni, jeweils von 10 bis 13 Uhr im Probenraum in der ehemaligen Verwaltungsstelle Bremthal, Alte Schulstraße 2. Der Online-Vorverkauf läuft weiter unter https://gvl1875.vereinsticket.de/.
Das ausführliche Programm wurde als Flyer mit der Eppsteiner Zeitung verteilt und kann auf der Internetseite www.eppsteiner-zeitung.de unter „Aktuelle Beilagen“ heruntergeladen werden.
Kommentare