In einer gemeinsamen Erklärung sprechen sie sich einhellig gegen eine dichte Bebauung mit mehrgeschossigen Mehrfamilienhäusern aus und lehnen auch den jüngsten Vorschlag der Grundstücksbesitzerin GWH ab. Eine singuläre Nutzung rein zu Wohnzwecken erfülle nicht die Anforderungen, heißt es in der gemeinsamen Stellungnahme der Parlamentarier und weiter: Für eine Änderung des bestehenden Bebauungsplans gebe es derzeit keinen Anlass. Mit dieser Erklärung, so Stadtverordnetenvorsteherin Andrea Sehr, setze die Versammlung „Leitplanken“ für die künftige Entwicklung.
Bisher hat die Stadt auf Sehrs Vermittlung Studierende der Universität Mainz eingeladen, Ideen für das rund 5 Hektar große Areal zu entwickeln. Vor wenigen Wochen legten die angehenden Architekten und Stadtplaner erste Entwürfe vor. Ende Januar wollen sie in Eppstein die fertigen Semesterarbeiten mit ihren Projektideen vorstellen. Eigene Vorschläge oder Anregungen seitens der Stadt gibt es bislang nicht.
Auch das Bestandsgebäude mit seiner ungewöhnlichen wabenartigen Architektur und den in den Hang hinein geschmiegten, halbrunden, mehrgeschossigen Baukörpern bleibt weiterhin eine große Unbekannte. Denn bislang gibt es nur ein Gutachten der GWH, das für Abbruch plädiert, aber keine unabhängige, nicht von Interessen geleitete Untersuchung.
Wie berichtet wurde das Gebiet 1974 für eine Sondernutzung für eine Bildungseinrichtung ausgewiesen. Daran hält die Stadt fest und kann jegliche andere Bebauung verhindern. Dreh- und Angelpunkt, das wird auch in der Erklärung deutlich, ist es, eine Lösung für die Zufahrt zu dem Gelände über die Bergstraße zu finden: In Höhe der Weingasse ist sie so schmal, dass der Gegenverkehr warten muss.
Jede künftige Nutzung, heißt es in der Erklärung, müsse eine tragfähige Lösung für die daraus resultierenden Verkehrsströme finden – schon während der Bauphase. „Es müssen klare Belastungsgrenzen für die betroffenen Stadtteile Vockenhausen und Eppstein definiert werden“, heißt es in dem Schreiben der Stadt an die GWH. In ihrer Erklärung beauftragen die Stadtverordneten den Magistrat, eine Arbeitsgruppe zu gründen mit Fachleuten aus der Verwaltung, Vertretern der Fraktionen, Ortsbeiräten, aus der Bürgerschaft und mit externen Experten. Darin sollen alle Vorschläge diskutiert und auf Umsetzbarkeit und Finanzierbarkeit geprüft werden.
Die GWH, so die Stadtverordneten weiter, habe mit dem Kauf des Geländes und der Gebäude nicht nur Eigentum erworben, sondern auch Verantwortung übernommen. Sie werde deshalb aufgefordert, für Gebäude und Gelände alle notwendigen Sicherungs- und Erhaltungsmaßnahmen zu ergreifen.
Die Bürgerinitiative zur Sparkassenakademie nahm die gemeinsame Erklärung mit Erleichterung zur Kenntnis. Einige Besucher der Stadtverordnetenversammlung applaudierten sogar, ganz entgegen der üblichen Gepflogenheiten des Hauses. Sie hatten allerdings in den vergangenen Monaten sehr wechselhafte Eindrücke zu verarbeiten: Im Oktober legte die GWH ihre überarbeiteten Vorschläge vor, mit vierstöckigen Gebäuden für bis zu 250 Wohneinheiten, einer Tiefgarage für fast doppelt so viele Autos und dem Abriss des markanten Akademie-Gebäudes. Erleichtert registrierte die BI, dass die Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung sich distanzierten und schließlich in der gemeinsame Erklärung verdeutlichten, dass ein Massenquartier auf dem Sparkassengelände für Eppstein keinen Mehrwert ergebe.
Nun erhoffen sie sich, dass die politisch Verantwortlichen in Eppstein gemeinsam mit den Anwohnern „mit Augenmaß und Bedacht“, so das Redaktionsteam der BI, die Zukunft der Sparkassenakademie gestalten.bpa
Kommentare