Karten, Baumsatzung und neue Ideen für eine Akademie

Vorstellung der Fließpfadkarten vor der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt.Foto: Stadt Eppstein

In einer Bürgerinformation vor der jüngsten Ausschusssitzung stellte die Stadt, wie berichtet, die neuen, beim Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) angefertigten Fließpfadkarten vor und bat die Eppsteiner um Mithilfe. Denn aktuell seien die Karten noch Entwürfe.

Nicht nur die Prüfung der Stadt soll ergänzt werden. „Entdecken Sie eine Unschlüssigkeit oder eine fehlerhafte Darstellung, teilen Sie uns dies bitte mit. Bitte kontaktieren Sie in diesem Fall unseren Fachbereich Straßen, Wasser & Bauhof“, so Ansprechpartnerin Sarka Breburdova. Kontakt per E-Mail: Sarka.Breburdova[at]eppstein[dot]de.

Die Karten sind unter dem Link www.eppstein.de/de/rathaus/aktuelles/archiv-mitteilungen/fliesspfadkarten-stadt-bittet-buerger-um-unterstuetzung/ zu finden und werden derzeit geprüft. Dabei seien auch Informationen aus den Stadtteilen wichtig, betonte Breburdova. Bei den Fließpfadkarten handelt es sich um eine topografische Analyse der Oberfläche und um einen daraus resultierenden Wasserverlauf bei Regen. Die Karten sind anhand eines Geländemodells und der Nutzung der Flächen erstellt worden und zeigen, welche Flächen bei einem Regenereignis besonders gefährdet sein könnten und wie das Wasser fließt. Die Fließpfadkarten stellen potenzielle Überflutungsrisiken dar und können deshalb als Grundlage für präventive Maßnahmen dienen, um Schäden durch Starkregen zu minimieren. Aber sie berücksichtigen keinerlei hydrologische Daten. So werden beispielsweise in Bremthal die Kanäle in der Ortsmitte nicht berücksichtigt, obwohl hauptsächlich sie in den vergangenen Jahren für Überschwemmungen gesorgt haben. Je mehr Beobachtungen mitgeteilt würden, desto genauer können am Ende die Karten sein, erklärte Breburdova den Zuhörern des Infovortrags.

In vielen Punkten waren sich die Fraktionen im Stadtentwicklungsausschuss einig. Zum Beispiel beim SPD-Vorschlag für eine Baumsatzung. Die Stadtverordneten wollen zunächst den Rat von Experten einholen. „Wir müssen genau prüfen, ob wir wirklich so eine Satzung brauchen und welche Folgen sie haben kann“, betonte Bürgermeister Alexander Simon. So befürchtet FWG-Sprecher Peter Mohr, die Satzung könne kontraproduktiv sein, wenn etwa private Grundstücksbesitzer Bäume künftig fällen lassen, bevor sie wegen Größe oder Alter unter die Baumschutzsatzung fallen könnten. FDP-Sprecher Thomas Uber warnte vor dem enormen Verwaltungsaufwand. Einig waren sich alle, dass die Stadt einen Experten in den Ausschuss einladen solle.

Baumsatzungen seien in großen Städten sinnvoll, um alten Baumbestand in großen privaten Parks und Gärten zu schützen, sagte Diplom-Forstwirt Matthias Bauer von MB Baumdienste im Gespräch mit der Eppsteiner Zeitung. In kleinen Städten mit vielen kleinen Grundstücken ist seiner Meinung nach der bürokratische Aufwand höher als der Nutzen.

Für den SPD-Antrag, eine Zisternensatzung einzuführen, gab es mehrheitlich Stimmen von SPD, CDU und Grünen. Nur die FDP- und FWG-Vertreter enthielten sich. Ausnahmsweise waren sich Christdemokraten und Sozialdemokraten darüber einig, dass der Bau von Zisternen eine wichtige Ergänzung zum Grundwasserschutz darstelle, aber viel zu selten bei privaten Bauvorhaben umgesetzt werde. Bisher gebe es in den meisten Bebauungsplänen der Stadt nur die Empfehlung, eine Zisterne zu bauen, keine Pflicht. Geht es nach der Mehrheit im Ausschuss, soll sich dies künftig ändern, zumindest bei Neubauten, aber auch bei Gebäuden im Bestand, sofern der Bau einer Zisterne in der Praxis umzusetzen sei.

Peter Mohr kritisierte die „Regulierungswut“ der Stadt und FDP-Sprecher Uber plädierte dafür, auf Freiwilligkeit zu setzen und lieber finanzielle Anreize zu schaffen, statt einer Satzung. Davon hielt der Bürgermeister nichts. „Spätestens, wenn mit der Zisterne Wassergebühren und Regenwassergebühren eingespart werden, hat sich der Einbau schon gelohnt.“ Nun soll die Verwaltung eine praktikable Satzung entwerfen und prüfen, ob eine Förderung sinnvoll sei.

Kommentarlos aufgenommen wurde die Bekanntgabe, dass die Präsentation der GWH, der neuen Besitzerin der Sparkassenakademie, nun auch auf der Stadtseite zur Information veröffentlicht werden solle. Keinen Platz auf der Stadtseite erhalten die Argumente, die Anwohner vorgebracht haben.

Auch SPD und FDP haben das Thema erneut aufgegriffen: Die Sozialdemokraten setzen sich für den Bau einer gymnasialen Oberstufe ein und erinnern daran, dass es einen einstimmigen Stadtverordnetenbeschluss dafür gebe.

Laut Schulentwicklungsplan des Main-Taunus-Kreises ist dies für die Freiherr-vom-Stein-Schule nicht vorgesehen. Unter anderem, weil sie nicht die erforderliche Schülerzahl von 80 pro Jahrgangsstufe habe, um eine Oberstufe einrichten zu können. Im Durchschnitt der vergangenen 20 Jahre wurde diese Zahl nie erreicht. Deshalb sei nicht mit der Genehmigung für eine neue Schule durch das Land zu rechnen, heißt es beim Kreis.

Durch den Verkauf des Areals an die GWH, ein Wohnungsbauunternehmen der Hessischen Landesbank, sei eine Vorentscheidung gefallen, befürchten viele Anwohner und halten eine ergebnisoffene Diskussion gar nicht mehr für möglich. Sie kritisieren, dass die Stadt auf ihrer Internetseite keine Diskussion oder Alternativen zulasse.

FDP-Sprecher Thomas Uber zauberte nun, allen Widrigkeiten zum Trotz, eine neue Vision aus dem Hut – nicht als Beitrag im Ausschuss, sondern unter „Parteien berichten“ in dieser Ausgabe. Er plädiert dafür, das Areal samt Gebäudekomplex weiterhin für Schulungen zu nutzen. Auch wenn es für eine Oberstufe nicht geeignet sei, könne man es beispielsweise für eine Zukunftsakademie nutzen, wo junge Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten zu Schulungen oder Workshops zusammenkommen, um Ideen zu entwickeln und sich zu verbessern. Als Beispiele zählte er eine Musikakademie auf, wo junge begabte Musiker gemeinsam ein Konzert einüben oder ein Gastronomie-Highlight mit den besten Jungköchen, die unter der Anleitung von Sterneköchen ein Menü kreieren. Auch naturwissenschaftliche und technische Kompetenzen könnten dort gefördert werden, ist Uber überzeugt.

Er plädiert dafür, die GWH beim Wort zu nehmen, dass sie das Areal verkaufen würde, falls sich ein neuer Betreiber für eine Akademie fände. Diese Einrichtung, so Uber, müsste über Sponsoren oder Stiftungen finanziert werden. Dazu müssten einschlägige Institutionen gefragt werden, damit eine solche Akademie für Sponsoren attraktiv sei – selbst die Sparkassen-Organisation, so Uber, könnte an Organisation und Umsetzung beteiligt werden. Das Gebäude biete, so Uber, gute Voraussetzungen für „aus dem Berufsalltag herausgehobene Qualifizierung und persönliche Entwicklung“ – in einer Zukunftsakademie dann für die unterschiedlichsten beruflichen Sparten. bpa

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