Gabriele Wittich: Als Kräuterfrau bleibt sie Eppstein erhalten

Gabriele Wittich vor einem ihrer Lieblingsorte auf der Burg: Die Bepflanzung des Altangartens ist ihr Werk.Foto: Beate Schuchard-Palmert

Seit 20 Jahren ist der Altangarten ihr Reich. Als der damalige Bürgermeister Ralf Wolter sie ansprach, ob sie die Beete nach mittelalterlichem Vorbild eines Apothekergartens anlegen könnte, war Gabriele Wittich sofort begeistert.

Längst kennen viele Eppsteiner ihr Gesicht in Verbindung mit ihrem spitzen roten Hut als „Kräuterhexe“, obwohl sie selbst sich als Kräuterfrau bezeichnet. Das Gewand, das sie bei ihren Führungen trägt, weiter Rock, Bluse und Mieder, habe sie für Veranstaltungen auf der Burg entwickelt und den Stil ans Mittelalter angelehnt. Grafikerin Dorothea Lindenberg hat daraus die kleine Werbefigur kreiert (siehe Bild).

Tatsächlich habe die intensive Beschäftigung mit der Gestaltung des Altangartens ihre Leidenschaft für Heilkräuter geweckt. Sie machte ein Diplom als Heilkräuterexpertin und entwickelte Konzepte für Veranstaltungen im Rahmen der Reihe „Garten Rhein-Main“. Die Kräuterernte im Altangarten mit Herbstmarkt im Burghof unter dem Motto. „Alles muss raus!“ ist inzwischen etabliert und zieht jedes Jahr etliche Besucher an. Auch auf anderen Festen im Stadtgebiet ist Wittich mit Spitzhut, ihrem Markenzeichen, und Kräuterkorb unterwegs und bietet eigene Kräuterprodukte an. Private Kräuterwanderungen organisiert sie ebenfalls, am kommenden Samstag, 25. Mai, sogar erstmals unter dem Dach des Kulturkreises. Start ist um 14 Uhr an der Dattenbachhalle. Anmeldungen sind über den Kulturkreis möglich, kk-eppstein.de.

Seit über 20 Jahren ist Wittich inzwischen die Fachfrau für Grünflächen bei der Stadt und zuständig vom Blumenkübel über Friedhöfe, öffentliche Anlagen und Straßenbankette bis zu den zahlreichen Spielplätzen. Etliche hat sie in den vergangenen über 26 Jahren mit geplant und Spielgeräte ausgesucht. Dabei war ihr wichtig, dass die Geräte möglichst aus Holz sind. „Das ist nachhaltig und passt besser in unseren ländlichen Raum als Metall und Plastik“, sagt sie. Jüngstes Projekt ist der neue Burg-Spielplatz in der Wooganlage.

Auch einen Blumenschmuckwettbewerb für private Gärten, Terrassen und Balkone schrieb sie einige Jahre lang im Namen der Stadt aus. Außerdem gibt es eine Zusammenarbeit mit dem örtlichen BUND: Die Umweltschützer pflegen den Niederjosbacher Beerengarten. Geplant ist weiterhin die Anlage einer Blühwiese in Eppstein Richtung Lorsbach. Das eigentlich als temporäre Einrichtung gedachte Staudenbeet in Holzpaletten am Bahnhof ist seit 2018 sommerlicher Hingucker am Bahnhof.

Ende Juni gibt sie nun die Verantwortung ab und geht in den Ruhestand. Ein besonderes Geschenk haben die Eppsteiner ihr bereits zum Abschied gemacht: Wegen der Haushaltssperre sollte es dieses Jahr keine Sommerbepflanzung in den städtischen Blumenkübeln geben. Dank eines Spenendaufrufs des Verschönerungsvereins in der Eppsteiner Zeitung kamen 2500 Euro für Blumenschmuck zusammen. „Wäre doch schade gewesen, wenn es in Eppstein ausgerechnet zu meinem Abschied nicht grünen und blühen würde“, sagt sie und spricht damit allen, die wie sie Blumen und Kräuter fürs Wohlbefinden schätzen, aus dem Herzen.

Gelernt hat die gebürtige Liederbacherin Verwaltungsangestellte in ihrer Heimatgemeinde. Damals hieß der Beruf noch „Stenokontoristin“, sagt sie. Nach ihrer Heirat zog sie nach Vockenhausen. Bei der Stadt Eppstein fing sie zunächst als Aushilfe an und wurde 1998 fest angestellt, als eine Stelle im damaligen Bauamt frei wurde. Inzwischen lebt sie seit 18 Jahren in Niederjosbach, die Kontakte nach Vockenhausen sind geblieben: Als Mitgründerin der Vockenhäuser Hexen gehört sie der Gruppe weiterhin an und treibt die Frauen bei Tanzauftritten mit ihren Rhythmuseinlagen auf dem Waschbrett an.

Auf der Burg gestaltete sie nach dem Altangarten weitere Zwingergärten, wie den Baumgarten auf der Südseite der inneren Burghofmauer oder die Rabatte neben dem Burgaufgang. Wittich pflanzte ursprüngliche Rosenarten wie die Apothekerrose und im sogenannten Baumgarten neben Apfel- und Birnbaum auch einen Mispelbaum, dessen Früchte Kräuterfrau Wittich besonders schätzt.

Die vier durch Wege begrenzten Beete im Altangarten wurden zunächst mit niedrigen Buchsbaumhecken eingefasst und je zwei mit Heil- und Würzkräutern bepflanzt und zwei mit blühenden Stauden. „Inzwischen haben die Pflanzen ein Eigenleben entwickelt. Einige Arten wie Zitronenmelisse, der großblättrige Alant oder Wermut haben sich durchgesetzt und sind zu hohen Stauden herangewachsen“, sagt Wittich. Die 63-Jährige erinnert sich daran, dass sie schon als Kind gern ihrer Oma im Garten geholfen habe.

Seit einigen Jahren hat sie einen kleinen Garten in Niederjosbach gepachtet. Dort dürfen die Pflanzen im Einklang mit der Natur wachsen. „Die Kräuter, die man braucht, kommen zu einem in den Garten“, lautet ihre Philosophie. So dürfen bei ihr Akelei und Löwenzahn, Spitzwegerich ebenso wie Gundermann wachsen „und sind ausdrücklich zum Pflücken freigegeben“, sagt Wittich. Als Gestaltungselemente hat sie einen Laubengang aus Hainbuchen angelegt und ein altes Stallfenster als Klettergerüst für eine Ramblerrose aufgestellt.

Endgültig verabschiedet sie sich noch nicht von der Burg: So will sie sich weiterhin um den Altangarten kümmern. Der Termin für den beliebten Herbstmarkt am 8. September steht auch schon fest. Außerdem können Interessenten bei ihr private Kräuterführungen buchen. Im Internet sind ihre Kontaktdaten bislang auf der Internetseite wildeskraut.net zu finden.bpa

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