Bremthals Bewerbung: Von Lauschtour bis Schwammstadt

Bremthal bewirbt sich um Förderung aus dem Landesprogramm „Zukunft innenstadt“.

Bremthal bewirbt sich um Förderung aus dem Landesprogramm „Zukunft innenstadt“.

Aus Eppsteiner Sicht hat die Teilnahme am Förderprojekt „Zukunft Innenstadt“ einiges bewirkt. Auch wenn das Konzept „Ein Dach für Eppstein“ nicht so umgesetzt wurde, wie geplant, ...

... hat die Stadt in den vergangenen Jahren 250 000 Euro an Fördergeldern investiert, um die Innenstadt zu beleben. Das ursprünglich vorgesehene flexible Dach für den Marktplatz ließ sich nicht realisieren. Es scheiterte unter anderem an Vorgaben des Denkmalschutzes. Stattdessen schaffte die Stadt flexibel aufstellbare Marktschirme an, gestaltete den Spielplatz an der Burg und die Wooganlage um, ließ ein Verkehrsgutachten erstellen, das zumindest teilweise umgesetzt wurde, und gab Zuschüsse zur Sanierung privater Altstadt-Häuser.

Nun will sich die Stadt für die Neuauflage des Förderprogramms „Zukunft Innenstadt“ des Landes bewerben. Diesmal mit Bremthal. Insgesamt fünf Projekte mit rund 20 Einzelmaßnahmen hat der Bürgermeister in etlichen Telefonaten mit Ortsvorsteher Guido Ernst zusammengestellt. „Wir müssen schnell handeln und die Förderunterlagen bis zum 25. September zusammenstellen“, führte Simon im Stadtentwicklungsausschuss aus, warum diesmal die Bürgerinnen und Bürger und auch die Fraktionen erst nach der Bewerbung beteiligt werden. Sollte Bremthal einen Zuschlag bekommen, sei noch reichlich Zeit, konkrete Vorschläge auszuarbeiten. Auch Ortsvorsteher Guido Ernst betonte: „Diese Projekte sind nicht in Stein gemeißelt. Es geht um grundsätzliche Verbesserung für Bremthal.“

Die Fördersumme des Landes beträgt maximal 200 000 Euro, weitere rund 20 Prozent sind aus kommunalen Mitteln beizusteuern. Aktuell schätzt die Stadt Eppstein die Kosten für alle 20 angemeldeten Maßnahmen auf 705 000 Euro. Das ist deutlich höher als der mögliche Förderbetrag, damit die Stadt im Fall einer Zusage eine Auswahl treffen kann, gemeinsam mit weiteren Akteuren aus Bremthal.

Mit rund 4400 Einwohnern sei Bremthal der größte Stadtteil und blicke auf eine über 800-jährige Geschichte zurück, erläutert Simon in seiner Begrünung für die Bewerbung. Diese Geschichte spiegele sich auch in der gewachsenen Siedlungsstruktur Bremthals wider mit mehreren Einzeldenkmälern und einer denkmalschutzrechtlichen Gesamtanlage des alten Ortskerns mit der katholischen Kirche als Zentrum und einigen Höfen in typischer Zweiseit-Anlage mit großen Fachwerkscheunen entlang der Wiesbadener Straße, bis in die Niederjosbacher Straße oder Bornstraße hinein.

Zentrales Thema ist die Wiesbadener Straße als viel befahrene innerörtliche Hauptdurchgangsstraße, die zudem steil und eng ist und vielfach kaum Begegnungsverkehr von Kraftfahrzeugen zulässt. Viele Autofahrer weichen deshalb auf die angrenzende Ortsmitte aus, was zu einer zusätzlichen und unnötigen Verkehrsbelastung führt und andere Nutzung einschränkt. Ein Mobilitätskonzept, Kostenpunkt 60 000 Euro, soll Lösungen finden und Ideen zur Umsetzung entwickeln.

Ein Rundweg durch und um die Ortsmitte könnte Bremthal erschließen und auch den Skulpturenweg in der Heinrich-Anton-Ickstadt-Anlage mit einbeziehen. Eine Lauschtour wie in Alt-Eppstein, die zu einzelnen Stationen führt, soll Bremthals Geschichte und bekannte Persönlichkeiten zum Leben erwecken. Ergänzend zum Mobilitätskonzept schlägt Simon die Einrichtung von Abstell- und Lademöglichkeiten für Elektroautos und E-Bikes vor, beispielsweise am S-Bahnhalt.

Simon führt in dem Maßnahmenkatalog die Revitalisierung ganzer Gebäude-Ensembles im alten Ortskern an, die zum Teil leer stehen oder bei denen Besitzerwechsel anstehen. Dort könnte dringend benötigter Wohnraum geschaffen werden, möglicherweise in Verbindung mit Begegnungsstätten oder kulturellen Einrichtungen. Für die Konzeption solcher innovativer Lösungen möchte die Stadt 100 000 Euro bereitstellen.

Auch für die öffentlichen Gebäude der Stadt sieht das Konzept eine Auffrischung vor: So könnte die 1903 gebaute Alte Schule, das spätere Rathaus, durch Renovierung und Umgestaltung des Innenraums aufgewertet und der Hof samt Vorplatz ansprechender gestaltet werden. In dem Gebäude sind Vereins- und Sitzungsräume untergebracht sowie Mädchencafé und Jugendclub und ein Lokal. Renovierung und Neugestaltung des benachbarten Heimatmuseums des Heimat- und Geschichtsvereins sind ebenfalls aufgeführt. Mit ihrer guten Erreichbarkeit sei die Alte Schule in der Bornstraße ein Garant für das örtliche Gemeinschaftsleben und bilde mit dem Heimatmuseum und dem vom Kulturkreis genutzten Backhaus ein kulturelles Zentrum.

Am Dorfplatz möchte die Stadt neue Pflanzkübel aufstellen oder weitere Grünflächen anlegen, die Bänke renovieren, große quadratische Marktschirme aufstellen und den Dorfbrunnen, dessen Wasserverluste aktuell zu hoch sind, renovieren und zum Trinkwasserbrunnen umfunktionieren.

Unter dem Stichwort Schwammstadt sieht die Stadt viel Potential beim Starkregenschutz: Bremthal liegt am Hang mit einem Gefälle von bis zu 19 Prozent. Bei extremen Regenfällen fließt das Wasser schnell und unaufhaltsam in die tiefer gelegenen Ortslagen. Geprüft wird nun, ob an geeigneten Stellen das Wasser künftig direkt vor Ort gestaut werden kann, um dort zu versickern. Auch die Öffnung von versiegelten Flächen komme in Betracht.

Ehrenamtliches Engagement in Vereinen, Stiftungen und Kirchengemeinden soll mit einer Grundförderung bezuschusst werden, für Lokale und Restaurants Fördermittel für wichtige Anschaffungen bereitstehen.

Im Projekt 5 führt Simon soziale Treffpunkte auf, die aufgewertet werden sollen: Jeweils 75 000 Euro für Spielplätze und für den Festplatz, der schon jetzt mit Basketballanlage, Skater- und Boulebahn von Jung und Alt genutzt werde. Lagerräume für Vereine stehen auf der Liste, ebenso ein Regiomat mit regionalen Lebensmitteln wie in Ehlhalten und Niederjosbach. bpa

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