Bestnote für Jan Frömlings sechseckiges Gesellenstück

Geselle Jan Frömling (l.) mit den Lehrlingen Thomas Draber und Benedikt Mager hinter der Montagewand mit seinem Gesellenstück.Fotos: Beate Schuchard-Palmert

Die vergangenen Jahre waren auch für Schreinermeister Markus Schmidt nicht einfach: Die auf Messebau und gehobenen Innenausbau spezialisierte Firma im Valterweg musste quasi über Nacht auf eine wichtige Sparte, den Messebau, verzichten. Zwei Jahre lang ruhte der Messebetrieb.

Als die Auftragslage langsam wieder besser wurde, starb vor gut einem Jahr Bruder Jochen mit gerade einmal 60 Jahren. Beide führten das Traditionsunternehmen bis dahin zusammen. Auch Vater Berthold Schmidt, der die Schreinerei vor gut 30 Jahren vom alten Ortskern in den Valterweg verlegt hat, ist nach wie vor im Betrieb. „Wir haben die schwierigen Jahre gemeistert“, sagt Markus Schmidt rückblickend. Vier Gesellen beschäftigt er derzeit in der großen Werkstatt, vor Corona waren es bis zu acht Mitarbeiter.Seit einigen Tagen gehört auch der frisch gebackene Schreinergeselle Jan Frömling dazu. Der 21-Jährige Nauroder hat seine Lehre direkt nach dem Abitur im August 2020 begonnen und Ende Februar eine vorgezogene Prüfung abgelegt.

Für sein Gesellenstück, ein ausgefallenes TV-Board aus Eiche Natur mit weiß lackierten Fronten, bekam er die Bestnote: 97 von 100 möglichen Punkten. Besonders aufwändig gemacht sind die sichtbare Zinkung der Seitenwände und die liegende, sechseckige Form mit einem langgezogenen Korpus und zwei asymmetrischen Schubladen. Das Stück weist fast keine rechten Winkel auf.

Er habe schon als Kind gern mit Holz gearbeitet und dem Vater geholfen, wenn der etwas am Haus repariert habe, erzählt Jan. Nach dem Abitur wollte er „praktisch arbeiten“. Die Bremthaler Möbelschreinerei habe er übers Internet gefunden. Ihm habe der Internetauftritt sehr gut gefallen. Außerdem sei es von Naurod aus nicht weit. In der Ausbildung habe er es sehr geschätzt, dass er bereits kleinere Möbel- oder Ausstellungsstücke selbstständig entwerfen und bauen durfte. „Jetzt freue ich mich, dass ich als Geselle auch eigenverantwortlich auf Montage fahren darf“, sagt der Jung-Geselle.

Über so viel Motivation freut sich der Meister: Denn an Verantwortungsbewusstsein und dem Willen, etwas aus eigener Kraft zu schaffen, fehle es vielen der Jugendlichen, die sich im Laufe der Jahre bei ihm für eine Schreinerlehre beworben haben. „Um ein guter Schreiner zu werden, muss man vor allen Dingen Geduld mitbringen und erst einmal einige Monate Durchhaltevermögen beim Schleifen und anderen einfachen Arbeiten beweisen. Das fällt vielen jungen Leuten schwer“, fügt Seniorchef Berthold Schmidt hinzu.

Zurzeit hat Markus Schmidt fünf Lehrlinge, einer macht im Sommer seine Abschlussprüfung, drei Lehrlinge sind im zweiten Lehrjahr und einer im ersten. Gerade macht eine Realschülerin ein Praktikum in seinem Betrieb. Sie würde gern im Sommer eine Schreinerlehre beginnen. Und Jan? Einige seiner Mitschüler wollen direkt die Meisterschule anschließen. Davon hält er wie sein Lehrmeister nicht viel. Er will zunächst einige Jahre Praxiserfahrung im Betrieb sammeln und vielleicht dann den Meister machen. bpa

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