...das rund 75 Minuten andauerte und die Zuhörer auf eine spannende, lustige und stimmungsvolle Reise mitnahm.
Die 1928 erbaute Kirche bot mit ihrer grandiosen Akustik die perfekte Bühne für den warmen und kraftvollen Klang des im Jahre 2000 gegründeten Quintetts. Die Musiker, die sich durch ein präzises Zusammenspiel auszeichneten, brachten viel Emotion, Timing und Technik in ihre Darbietungen ein – kombiniert mit viel Humor in den Ansagen zwischen den Stücken.
Das Programm des Abends war wie ein exquisites Menü in einem edlen Restaurant aufgebaut. Die einzelnen Stücke wurden dabei nicht nur gespielt oder serviert, sondern auch mit Anekdoten, sowie Geschichten rund um ihre Herkunft und ihre Komponisten „gewürzt“. So führte die musikalische Reise unter anderem nach Argentinien – bekannt für Steak, Kaffee und Tango – mit dem 3er Tango Medley „Esampas de Palermo“ von Jose Carli. Schweden, unter anderem bekannt für Surströmming (ein absolut geruchsintensiver „Gammelfisch“) und Abba, wurde durch „Abba goes Brass“ von Alan Fernie repräsentiert – ein Medley aus Abba-Klassikern wie „Mamma Mia“, „I Have a Dream“ und „Thank You for the Music“. Auch England und einige weitere Stationen standen auf dem Speiseplan.
Das Quintett stellte sich selbst humorvoll vor: Lukas Stolz – Trompeter mit Angelschein, Jakob Knauer – „rasender Pizzabote“ am Horn, Nikolai Kähler – „Kellner“ an der Tuba, Lars Proxa – der den „Restaurantmanager“ an der Posaune spielte – und Christian Scholz – der „ambitionierteste Koch“ an der Trompete, der auf der Hinfahrt wohl auch mit „Autobahnraststättenessen zufrieden war“, so Kähler scherzhaft.
Die Musiker zeigten ihre Vielseitigkeit mit Stücken von Johann Sebastian Bach, Olav Kröger und anderen Spitzenkomponisten, die sie hervorragend interpretierten. Die musikalische Auswahl reichte von Filmmusik – oder Klängen, die an solche erinnerten – über Broadway und jazzige Sounds bis hin zu Tango, Walzer und Klassik. Als Zugaben wurden „Puttin’ on the Ritz“ von Irving Berlin und „Nachtlied“ von Max Reger gespielt. Die Anekdote über Reger, der „massenweise Weißwurst gefressen und Badewannenweise Kaffee getrunken“ hatte, sorgte für Heiterkeit im Publikum.
Bei „Puttin’ on the Ritz“ sorgte Christian Scholz noch einmal für Gänsehaut und ein gewisses Broadway- oder Jazzgefühl, als er einen sogenannten „Plunger“ zum Einsatz brachte – eine Art „Kunststofftopf“, der vor das Schallloch der Trompete gehalten wird, um einen gezielt kratzigen Klang zu erzeugen. Eine Technik, die nicht einfach zu meistern ist und die man nicht alltäglich zu hören bekommt.
Es mag zwar kein physisches Essen serviert worden sein, aber dass es dem Publikum geschmeckt hat, war nicht nur an dem regen Treiben am Stand mit CDs, Taschen und Schaukelbechern nach dem Konzert zu erkennen, sondern auch am begeisterten Applaus: Die mehrheitlich älteren Konzertbesucher, zeigten ihre Wertschätzung mit einem Applaus, der fast die Lautstärke der Aufführung erreichte: gemessen wurden von unserem Reporter 88 Dezibel. Die Musiker selbst erreichten mit ihrer Performance ohne jegliche Verstärkeranlagen eine beeindruckende Lautstärke von bis zu 91 Dezibel – gemessen in den hinteren Reihen der Kirche. Sie spielten nicht so laut, dass es unangenehm wurde, aber laut genug, um für eine wirklich gute Stimmung zu sorgen – eben „gut abgeschmeckt“!
Bedauerlich, dass nur wenige junge Menschen den Weg zum Konzert fanden – selbst wenn die Musikauswahl nicht dem Geschmack der jungen Generation entsprechen mag, bot das Quintett dennoch die Chance auf ein einzigartiges Musikerlebnis: handgemachte Musik von fünf Musikern, die mit Leidenschaft und Können einmalige Klänge und Stimmung erzeugen, nicht zu vergleichen mit „Autotune-CopyPaste-Einheitsbrei“, der einfach am Computer programmiert wird, und zunehmend in den Charts und im Radio zu hören ist.“
Das Leipziger Blechbläserquintett „emBRASSment“ hat mit seiner Tour „Delikatessen“ ein außergewöhnliches Konzert in der St. Michael-Kirche Niederjosbach geliefert, das den Zuhörern ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat.js
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