Wildtierhilfe: Odyssee eines jungen Siebenschläfers

Der kleine Bilch auf dem Weg zu seiner Retterin.

Der kleine Bilch auf dem Weg zu seiner Retterin.

Auf dem kalten Kellerboden seines Elternhauses in Alt-Eppstein hat Benjamin Peschke Anfang September ein Siebenschläfer-Junges entdeckt. Das kleine Tierchen war noch blind und hatte noch kein wärmendes Fell ausgebildet.

Derart schutzlos muss es sich auf der Suche nach seinen Eltern von seinem Nest auf dem Dachboden durch Fertighauswände und Schornsteinschächte bis zum Keller geschleppt haben, vermutet Peschke.

Er habe eine Zeitlang gewartet, aber die Mutter kam nicht, um ihr Jungtier einzusammeln. Also holte er einen Karton mit Topflappen und Wärmekissen und packte das Junge darin ein. Danach suchte er im Internet nach Wildtierauffangstationen in der Region und rief den BUND an – ohne große Hoffnung, dort an einem Sonntagabend jemand zu erreichen. Doch der Rückruf kam prompt samt Hilfsadresse.

Eine Frau in Kröftel hat sich des kleinen Findlings angenommen. Peschke brachte das Siebenschläfer-Junge noch am gleichen Abend zu ihr. Die Dame, schreibt der Eppsteiner, habe in diesem Jahr schon rund 300 Gartenschläfer aufgepäppelt, die zu ihr gebracht wurden. Sie vermute, so Peschke, dass das Junge viel zu spät im Jahr geboren wurde, denn die Bilche bereiten sich jetzt schon auf den Winterschlaf vor. So habe die Mutter ihr Jüngstes beim Verlassen des Nestes entweder übersehen oder einfach zurückgelassen.

Daraufhin machte das blinde und unterkühlte Junge sich selbst auf die Suche nach seinen Eltern und schleppte sich vom Speicher bis hinab in den Keller. „Sowas von dramatisch!“, sagt Peschke, „ich hätte es so leicht übersehen können“. Aber so nahm die Odyssee des kleinen Siebenschläfers ein Happy-End. schreibt Peschke: „In der Hand seiner neuen Pflegerin wollte es nur noch kuscheln und hat nach Fressen gejammert.“

Bilche sind übrigens geschützt und mit ein wenig Geduld findet man im Internet etliche Notfalladressen für Wildtiere, vom Eichhörnchen bis zum Rehkitz. Die meisten sind Privatleute, die sich ehrenamtlich engagieren, stellte Benjamin Peschke erstaunt fest. Er jedenfalls war froh, „dass es jemanden gibt, der sich auskennt und mir das Tierchen abgenommen hat.“

Erste Infos zur Wildtierhilfe im Raum Eppstein bieten der BUND und der NABU Eppstein. Der NABU Niedernhausen hat eine ausführliche Liste mit Wildtierfund-Adressen unter: www.nabu-niedernhausen.de/wildtierfund-kontaktadressen/. Auf diesen Internetseiten gibt es weitere Links, beispielsweise zur Wildtierstation Hünfelden, zur Deutschen Gesellschaft für Mauersegler oder zur Fledermaus-Hotline. In diesem Fall vermittelte Eppsteins BUND-Vorsitzender Klaus Stephan den Kontakt. bpa

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