...am Samstag, 25. Januar, um 18 Uhr in der Talkirche Auszüge aus der Biografie der jüdischen Autorin Evelina Merová mit dem Titel „Lebenslauf auf einer Seite“. Die Lesung wird musikalisch vom Ensemble Cantarelli begleitet. Es spielen die Flötistinnen Mechthild Rupp und Katrin Jakobi, zudem Christine Schütz an Flöte und Klavier.
Die Befreiung von Auschwitz jährt sich im Januar zum 80. Mal. In Erinnerung daran und wegen der großen Nachfrage wiederholt der Kunstverein Bad Homburg Artlantis die Lesung. Sie findet im Rahmen einer Ausstellung mit Bildern und Objekten statt. Als besonderer Gast ist Viktor Naimark angekündigt, Evelina Merovás Sohn.
Als sich Evelina Moissejewna Mer im Jahr 1950 um ein Studium an der Shdanow-Universität Leningrad bewarb und einen Lebenslauf auf eine Seite schreiben sollte, ahnte sie, dass ihre Biographie nicht den Erwartungen der Kommission entsprechen würde. Bilder zogen an ihr vorüber: die glückliche Kindheit in Prag, das entbehrungsreiche Dasein im Ghetto Theresienstadt, ihr Leben als 14-jähriges Mädchen im Familienlager Auschwitz-Birkenau, die Begegnung mit dem russischen Militärarzt Doktor Mer, das Kriegsende in Sysran und das neue Leben als Adoptivtochter des Ehepaars Mer in Leningrad. Damals dachte die Autorin zum ersten Mal daran, ihre Kindheitserfahrungen während der nationalsozialistischen Diktatur niederschreiben zu müssen, nicht nur auf einer Seite. Ein halbes Jahrhundert verging, bis sie diesem Impuls folgte. Im damaligen Leningrad, dem heutigen St. Petersburg, wurde Evelina Merová Hochschullehrerin für Germanistik und gründete eine Familie. 1995 kehrte sie in ihre geliebte Heimatstadt Prag zurück, wo sie im Februar 2024 starb. Unzählige Male erzählte Evelina Merová ihre Geschichte. Tausende von jungen Menschen lernten sie kennen. Für ihre Verdienste erhielt Evelina Merová am 23. Mai 2018 das Bundesverdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland.
Der Eintritt zur Lesung ist frei. Die Veranstalter erbitten stattdessen eine Spende.
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