Viele kennen das Treiben auf dem Gottfriedplatz freitags zur Marktzeit, aber ein Brunch am stillen Samstagmorgen um 9.30 Uhr?
Immerhin zählte Volker Pottmann, Sprecher der Eppsteiner Steuerungsgruppe für Fair-Trade der Stadt Eppstein, etwa 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Zwei lange Tische waren mit geselligen Morgenmenschen besetzt. „Es sind die gekommen, die wir persönlich kennen“, bemerkte Stadtverordnetenvorsteher Bernhard Heinz und wunderte sich, dass bei der guten Werbung für die Veranstaltung nicht mehr Teilnehmer mobilisiert werden konnten. Zwei weitere Tische warteten auf Freundeskreise, Vereine und andere Interessenten am Thema Fair Trade.
Nach der Corona-bedingten Pause war es die zweite Veranstaltung dieser Art, um das Thema stärker ins Bewusstsein der Menschen zu rücken. Denn wer beim Einkaufen auf fair gehandelte Produkte achtet, leistet nicht nur einen wichtigen Beitrag für eine gerechtere Entlohnung, bessere Produktionsbedingungen und verlässliche Handelsbeziehungen der Bauern in den Erzeugerländern, sondern tut auch sich selbst etwas Gutes: „Mit fairen und zertifzierten Produkten ernähre ich mich gesünder und bewusster“, erklärte Volker Pottmann. Er stellte beim Frühstück Ricarda Prinz vor, die demnächst als Sprecherin der Steuerungsgruppe seine Nachfolge antreten wird. Prinz will der Fair-Trade-Initiative der Stadt Eppstein neue Impulse geben und das Thema sichtbarer machen. Im kommenden Jahr soll es daher wieder ein Frühstück geben.
„Wer möchte vom Holunderblüten-Gelee?“, bot eine Teilnehmerin ihr Selbstgemachtes an, andere teilten deftige Wurst oder würzigen Käse mit der Runde. Edeka Baßler, der im Sortiment fair gehandelte Produkte hat, spendete die Brötchen sowie den Kaffee und Bananen von Demeter. Die Steuerungsgruppe hatte Milch, Trauben und fair gehandelten Saft bei Rewe besorgt. Joachim Souverein, der den Stand des Eine-Welt-Kreises mit fair gehandelten Produkten betreut, bewegte die Handelsorganisation GEPA zu einer Spende von Erdnusscreme und anderen Aufstrichen für das Frühstück.
Eppstein ist seit 2018 Fair-Trade-Stadt. Die Verleihung des Siegels soll insbesondere den Absatz fair gehandelter Produkte erhöhen. Bisher waren solche Erzeugnisse um ein Vielfaches teurer als andere, doch im Zuge der Inflation haben sich die Preise angeglichen, beobachtete Prinz. Um die Fair-Trade-Kriterien zu erfüllen, mussten nicht nur die Konsumenten, sondern auch die Schulen, die Stadtverwaltung, die Kirchengemeinden sowie die örtlichen Geschäfte und Märkte eingebunden werden. Eppstein hatte beispielsweise den Nachweis zu erbringen, dass vier Einzelhandelsgeschäfte mindestens jeweils zwei fair gehandelte Produkte anbieten und zwei Gastronomiebetriebe ebenfalls mindestens zwei Produkte. In den Rathäusern wiederum wecken seitdem nur noch fair gehandelte Kaffeesorten die Lebensgeister. Demnächst will die Stadtverwaltung auch fair gehandelte Berufskleidung anschaffen, so Pottmann.
Der Kauf fair gehandelter Produkte sichere den Bauern in den Erzeugerländern nicht nur faire Preise, sondern wirke sich auch positiv auf andere Bereiche wie Umwelt und Gesundheit aus. „Die Erträge fließen beispielsweise in Kampagnen für Bildung“, erläuterte Prinz, „in einem anderen Projekt wird an Verfahren gearbeitet, Wasser und Tau aufzufangen“. Der Klimawandel zwinge die Bauern dazu, ihre Produktion an die veränderten Bedingungen anzupassen. Optimierte Anbaumethoden sollen bei gleichem Einsatz von Ressourcen mehr Ertrag bringen, unterstrich Pottmann.
Er wies auf einen für kommenden Samstag geplanten Stand bei Edeka Baßler hin. Zwischen 10 und 14 Uhr können sich Interessenten dort über fair gehandelte Artikel im Sortiment informieren.
Am Rande sorgte Klaus Stephan vom BUND dafür, dass sich der Nachwuchs nicht langweilte: Er bastelte unter anderem sogenannte Insektenglocken, mit Stroh gefüllte Tongefäße, die Marienkäfern, Ohrenkneifern oder Florfliegen im Winter eine Zuflucht bieten.mi
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