In der „Babbelstubb“ sind alle Jugendlichen willkommen

Jonah Postweiler (l.) und seine Mitstreiterinnen in der Küche im Emmaus-Gemeindezentrum. In der Babbelstubb wird auch gemeinsam gegessen.

Eine für ihre Verhältnisse eher kleine Runde traf sich Ende April in der „Babbelstubb“, dem Jugendtreff der evangelischen Emmausgemeinde in Bremthal.

„Einige sind krank, die meisten stecken jedoch mitten in den Abiturprüfungen, sonst kommen in der Regel zu unseren Montagstreffen etwa zwölf bis 15 Leute“, sagt der 19-jährige Jonah Postweiler. Mit etwa 25 Mitgliedern sei die Jugendgruppe ziemlich groß, bestätigen auch Celine, Kristina, Minou, Chiara und Luise. Sie kommen regelmäßig zur Babbelstubb, die montags um 18.30 Uhr beginnt. Dennoch macht sich die Gruppe Gedanken um die Zukunft.

Denn so selbstverständlich wie früher sei es nicht mehr, die nächste Generation für die Gruppenaktivitäten zu gewinnen. Nach dem Schulabschluss bleiben einige der Gruppe treu, meist diejenigen, die in Eppstein wohnen bleiben, „einige gehen ins Ausland oder ziehen fürs Studium weg“, sagt Jonah, „viele halten den Kontakt und kommen so oft wie möglich vorbei“. Einige FSJ-ler, die in der Nähe bleiben, gehören dazu. Es sei schwierig, denn die Tendenz sei eindeutig, dass sich Jugendliche immer weniger für die Kirche interessieren. Dennoch will die Gruppe jüngere Jugendliche für die Babbelstubb gewinnen. Bislang sind es meistens die Konfirmanden-Jahrgänge, die den Kern des Jugendtreffs bilden.

In diesem Jahr bereiten sich aber gerade mal sechs Jugendliche in der Emmausgemeinde auf ihre Konfirmation vor. Erfahrungsgemäß folgen einige der Einladung der Jugendgruppe zur Babbelstubb, aber eben längst nicht alle. Während der Corona-Pandemie gab es überhaupt keine Neuzugänge aus den Konfirmanden-Jahrgängen. Zwar habe sich der harte Kern des Jugendtreffs online getroffen oder mit Maske und Test sobald dies möglich war, aber Werbung für den Treff war jahrelang nicht möglich. „Für uns war wichtig, dass wir den Kontakt zueinander nicht verloren haben“, betont Luise. „So sind wir ganz gut durch die Pandemie gekommen.

Nun wollen Jonah und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter die Werbetrommel rühren, denn willkommen sind alle Jugendlichen, die gern gemeinsam Zeit miteinander verbringen. „Die Babbelstubb ist zwar in der Emmausgemeinde zu Hause, „aber wir sind offen für alle Jugendlichen, ganz gleich, ob sie einer anderen Konfession oder Religion angehören oder gar keiner“, sagt Jonah. Wichtig ist, dass sie sich in der Gruppe wohlfühlen. Auch die von den Kirchenvorständen der beiden evangelischen Kirchen Eppsteins im Rahmen des Reformplans „EKHN2030“ geplanten neuen Gemeindegrenzen sollten aus ihrer Sicht nicht zwingend für die Jugendgruppen sein.

Die Jugendlichen der Eppsteiner Talkirchengemeinde seien genauso eingeladen, vorbeizuschauen und mitzumachen, wie Jugendliche aus den anderen Stadtteilen. „Wir freuen uns einfach über neue Gesichter“, sagt Luise schlicht, die in Alt-Eppstein wohnt. Sie besucht die Freiherr-vom-Stein-Schule und kennt andere Jugendliche aus Eppstein und bedauert: „Leider haben wir bei der Abstimmung über die künftige Ausrichtung der Gemeinden kein Mitspracherecht“.

Wie berichtet wollen die Eppsteiner Talkirchengemeinde und die Bremthaler Emmausgemeinde, die vor 26 Jahren aus der Talkirchengemeinde hervorging, auch künftig getrennte Wege gehen: Die Talkirchengemeinde tendiert zur Zusammenarbeit mit den Kelkheimer Kirchengemeinden, obwohl die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln schwierig ist, während Bremthal mit den Hofheimer Gemeinden Lorsbach, Langenhain und Hofheim zusammengehen möchte.

Für die Jugendlichen sind die inhaltlichen Unterschiede der Kirchengemeinden weniger wichtig als, „dass wir gut für Jugendliche ohne Führerschein erreichbar sind“. Hinzu komme, dass es in Eppstein kaum einen vergleichbar gut ausgestatteten Jugendraum wie die Babbelstubb gebe.

Die gute Anbindung Bremthals an die S-Bahn sieht die Gruppe eindeutig als Pluspunkt und wichtigen Faktor, um Jugendliche für die Babbelstubb zu interessieren. Denn selbstverständlich seien auch Jugendliche aus den anderen Stadtteilen oder Nachbarstädten willkommen. Die 16-jährige Minou beispielsweise kommt aus Lorsbach. Sie wurde von ihrer Freundin Kristina nach Bremthal eingeladen und ist inzwischen regelmäßig zu Gast. Die beiden kennen sich aus der Elisabethenschule in Hofheim.

„Übrigens gibt es bei uns etwa genauso viele männliche wie weibliche Mitglieder“, betont Luise, die wie Jonah auch Mitglied des Jugendbeirats der Emmausgemeinde ist.

Feste Rituale der wöchentlichen Treffen sind die gemeinsame Spielerunde mit klassischen Gesellschaftsspielen, das gemeinsame Essen, das zwei bis drei Jugendliche vorbereiten. An diesem Abend gibt es Dampfkartoffeln mit Quark, danach wird geredet oder in kleinen Gruppen weiter gespielt. Zum Beispiel Billard, Darts oder Tischfußball. Themenabende wie eine 80er-Jahre-Party mit Nebelmaschine richten die Jugendlichen in dem großen Raum mit der gemütlichen Theke ebenfalls aus. „Wir sind für neue Ideen offen!“, sagt Jonah. Demnächst sei ein Zukunftswochenende geplant, bei dem über die Ausrichtung des Jugendtreffs diskutiert wird.

Bei aller Offenheit ist den Jugendlichen die Bindung an die Gemeinde wichtig. So sei es selbstverständlich, „dass wir bei Gemeindefesten oder den Stiftungsessen mithelfen“, sagt Jonah, der wie Luise auch Mitglied in der Jugendvertretung der Emmausgemeinde ist und gerade mit zwei anderen Jugendlichen eine Ausbildung zum Jugendleiter absolviert. In diesem Sommer ist eine Jugendfreizeit am Ijsselmeer in Holland geplant. Auch bei der Kerzensammelaktion für die Ukraine-Hilfe hat die Jugendgruppe mitgeholfen. bpa

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