Auf den Spuren von Robert Michel und Ella Bergmann-Michel

Vorstellung am Stadtbahnhof – Mit dem Flyer auf den Spuren der „Michelmänner“ durch Vockenhausen streifen.Foto: Helga Mischker

Wie Perlen an einer Kette reihen sich die Stationen des Künstlerpaars am Bergmann-Michel-Weg in Vockenhausen aneinander. Der Spazier- und Radweg, der sich am Schwarzbach entlang schlängelt, verbindet Wohnsitz, Atelier und andere Orte des Schaffens von Robert Michel und Ella Bergmann-Michel.

Die beiden international beachteten Künstler der klassischen Moderne hatten von 1920 an ihren Wohnsitz in der Vockenhäuser Schmelz an der B455 gegenüber des Herrngartens. Wer auf den Spuren der beiden wandeln möchte, kann dies künftig mit Hilfe eines Flyers tun, den die Stadt Eppstein auf Wunsch einer Künstlergruppe nun ermöglichen konnte. Erste Stadträtin Sabine Bergold stellte ihn am Mittwoch vergangener Woche mit anschließendem Spaziergang auf dem Bergmann-Michel-Weg vor. „Wenn man das Faltblatt aufklappt, kann man gleich alle Stationen mit Bild und einer kurzen Erläuterung sehen“, erklärte Bergold, „außerdem gibt es sowohl zu Ella Bergmann-Michel als auch zu Robert Michel jeweils einen QR-Code, der detaillierte Informationen zu den Künstlern bereithält“. Ganz aufgeklappt biete der Flyer eine Übersicht über alle neun Stationen samt Bildern und ausführlicherem Text.

Treffpunkt und zugleich Station Nummer eins war das vor einem Jahr installierte Denkmal zu Ehren des Künstlerpaares am Stadtbahnhof. Teilgenommen haben auch die kreativen Eppsteiner Zwillinge: der Schöpfer des Denkmals, der Künstler Kai Wolf sowie sein Zwillingsbruder, der Grafiker Frank Wolf, Designer des Faltblatts.

Aller Augen richteten sich zunächst auf die raffinierte kinetische Installation hinter Glas mit dem Titel „Hommage an Robert Michel“ auf der einen Seite „und Ella Bergmann-Michel“ auf der anderen. Im drehenden Räderwerk kommt die Faszination des im Jahr 1897 in Eppstein geborenen Fabrikantensohns Robert Michel für Maschinen und mechanische Konstruktionen zum Ausdruck: Wolf hat Uhrwerke, Zahnräder und andere Elemente aus den Werken Roberts kunstvoll miteinander verwoben. Auf der Rückseite erinnern mit dem Räderwerk verbundene Solarzellen an Lithografien von Ella. „‚Seine Frau treibt das Räderwerk an“, erklärte Wolf. Wie sich herausstellte, sind die Solarzellen nicht die einzige Energiequelle für die bewegten Elemente auf Roberts Seite: Ein Bewegungsmelder ist eingebaut, der dafür sorgt, dass sich die Räder auch ohne Sonne drehen, vorausgesetzt, der Betrachter nimmt eine bestimmte Position ein. Von Leidenschaft für das berühmte Avantgarde-Künstlerpaar gepackt, will Wolf weiter an der Installation arbeiten und noch andere Elemente in Bewegung bringen.

Auch der Designer des Faltblatts Frank Wolf ist vom Ideenreichtum und fortschrittlichen Denken der Michels fasziniert: „1928 haben sie den Ring neuer Werbegestalter mit gegründet“. Robert betätigte sich während der Weimarer Republik als Architekt und Werbegrafiker, Ella als Fotografin und Filmemacherin.

An der Vockenhäuser Schmelz berichtete Museumsleiterin Monika Rohde-Reith, dass Atelier und Wohnhaus des Künstlerpaars noch erhalten sind, lediglich die angrenzende Betriebsstätte der Farbenfabrik Michel & Morell wurde Mitte der 1990er Jahre komplett abgerissen und an dessen Stelle eine Wohnanlage errichtet.

Der informative Spaziergang auf dem 2012 umbenannten Weg in „Bergmann-Michel“ führte am Geburtshaus Roberts vorbei über das von ihm gemeinsam mit Karl Hofmeister im Stil der Moderne entworfene Haus Am Heiligenwald 2 zum Friedhof. Dort liegt die gesamte Familie begraben, auch die Kinder des Paares Hans (*1920) und Ella genannt Putzi (*1927). Ein Schild weist zum Grab, das derzeit nur mit Wiese bedeckt ist. Bald soll eine Stele, an der der Künstler Walter Hertel noch arbeitet, an das Wirken der berühmten Künstlerfamilie in Eppstein erinnern.

Schlusspunkt der Tour ist die Mohrsmühle am Ortsende Vockenhausens. Im Nationalsozialismus mit Berufsverbot belegt, waren die von Freunden liebevoll genannten „Michelmänner“ auf Tauchstation gegangen und betrieben dort während des Zweiten Weltkrieges eine Forellenzucht. Ihre abstrakten Werke, Collagen, Montagen oder Grafiken galten damals als entartet.

Einige wenige Werke können im Stadtarchiv in Augenschein genommen werden, außerdem Kopien der Dokumentarfilme von Ella Bergmann-Michel sowie Ausstellungskataloge aus dem Sprengel Museum in Hannover und von Galerien in Paris.

Neugierig geworden? Der Flyer liegt aus im Bürgerbüro, in den Rathäusern sowie bei der Eppsteiner Zeitung.mi

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