Politisch aktiv war er 36 Jahre lang – zunächst von 1989 bis 2004 als Stadtverordneter, davon acht Jahre im Ortsbeirat. 2004 wechselte er als ehrenamtlicher Stadtrat in den Magistrat.
Jetzt hat er sein Amt abgegeben. Aus gesundheitlichen Gründen. Im März traf ihn ein Schlaganfall, von dem er sich gerade erst erholt. Er sehe darin ein Zeichen: „Wenn man seine eigenen Anforderungen nicht mehr erfüllt, ist es Zeit, sich zurückzuziehen“, sagt der 77-Jährige. Sein Nachfolger steht schon fest: Dieter Falk aus Alt-Eppstein, der dem Gremium ebenfalls schon einmal angehört hat.
Zur SPD kam Eulenberger schon 1970. Willy Brandt war Bundeskanzler und viele schlossen sich der SPD an. Niederjosbach und Bremthal, damals SPD-regiert, träumten davon, zusammen mit Wildsachsen die neue Gemeinde Waldenau zu gründen. Eulenberger war 23 Jahre alt, hatte seine Ausbildung zum Chemielaborant und seinen Wehrdienst absolviert und heiratete im gleichen Jahr Ehefrau Elisabeth – „inzwischen arbeiten wir schon auf unser 60. Ehejubiläum hin“, stellt er erstaunt fest. Die Söhne Frank und Marc wurden 1975 und 1990 geboren. 1989 wurde Eulenberger in die Stadtverordnetenfraktion gewählt, sieben Jahre lang war er Fraktionsvorsitzender und fasst sein Engagement in der Fraktion so zusammen: „Mein Leben in der Opposition zielte darauf ab, anders zu investieren.“ Zum Beispiel in kostenlose Kita-Plätze. „Dieser Traum hat sich nicht erfüllt“, sagt er rückblickend und fügt hinzu: „Aber sechs Stunden kostenfrei für die Eltern sind doch auch schon etwas.“
Ob es richtig war bei Neubaugebieten ausschließlich auf das Einfamilienhäuschen zu setzen, stellt er rückblickend in Frage. „Heute wohnen so viele Senioren allein in ihren großen Häusern und als Alternative gibt es für die meisten nur teure Plätze in Seniorenwohnheimen.“ Deshalb müsse es mehr betreute Wohnprojekte für Senioren geben, sagt er und nennt als Beispiel den alten Ortskern von Niederjosbach. Dort wolle heute keiner mehr wohnen und mindestens zwei große Hofreiten stünden leer. Er selbst genieße es sehr, dass die beiden erwachsenen Söhne in eigenen Wohnungen, aber auf dem Grundstück der Eltern wohnen.
Sein zweites Herzensthema sei die Stadtentwicklung. Die müsste anders aufgebaut sein, vorausschauender, mit einer Vision für Eppstein in 30 oder 50 Jahren. Die Stadt müsse wachsen mit Wohnungsbau für alle Generationen. 15 000 Einwohner wären eine wichtige Schwelle, so Eulenberger, um höhere Zuweisungen zu erhalten. Mögliche Baugebiete sieht er auch rund um Niederjosbach. Die landwirtschaftlichen Flächen seien ohnehin nicht sehr ertragreich.
Auch hofft er, dass seine bisherigen Kollegen künftig mehr auf erneuerbare Energien setzen: Freiflächensolaranlagen seien nicht nur ökonomisch sinnvoll sondern auch ökologisch wertvoll. Dass die Stadt auf die Windvorranggebiete zwischen Bremthal und Wildsachsen verzichtet habe, hält er wie seine Kollegen von der SPD für einen Fehler: „Zumindest die Option hätte die Stadt sich erhalten sollen.“ Er hofft, dass die Stadt mit dem Windpark bei Niedernhausen kurzfristig neue Einnahmen erzielt.
Vier Bürgermeister habe er als politischer Akteur erlebt. Richard Hofmann habe sich einfach um alles selbst gekümmert. Da blieb wenig Spielraum. Unter Ralf Wolter wechselte er in den Magistrat und blieb dort auch unter Peter Reus. Mit Alexander Simon sei die Arbeit sehr kollegial: „Er delegiert Aufgaben, die man auch als ehrenamtliches Mitglied umsetzen kann.“ Die Arbeit im Magistrat habe ihm viel Spaß gemacht. Denn dort habe man ausreichend Zeit, Probleme zu diskutieren, und auch die Stimmen der Opposition würden, anders als bei den Fraktionen, angehört.
Er selbst wird die weitere Entwicklung der Stadt allerdings nur noch als Zuschauer erleben. Wie schon beim Sport. Heute verfolgt er gern die Spiele der Eintracht am Bildschirm. Früher stand er beim TuS selbst im Tor – seine bevorzugte Position, wie er sagt: „Alle anderen laufen und man selbst behält das Spielfeld im Blick“. Obwohl er durchgehend Mitglied im TuS ist, gab er in den 1970er Jahren ein kurzes Gastspiel beim FC Lorsbach: „Ich wollte einfach mal Meister werden“, blickt er schmunzelnd auf zwei gewonnene Titel beim FC Lorsbach zurück.
Beruflich arbeitete Eulenberger zunächst im analytischen Labor der Höchst AG, bis das Labor unter seiner Verwaltung aufgelöst wurde „und ich schließlich allein im Büro saß“, erinnert er sich. Deshalb wechselte er nach 52 Jahren bei der Höchst AG zu Degussa und baute dort eine neue analytische Abteilung auf, zunächst als Marketing Manager, schließlich gründete er die eigene Aqura GmbH. „Das Geschäft blühte, wir boten unsere Leistungen weltweit an, von Shanghai bis Brasilien saßen unsere Kunden.“
Das analytische Denken habe ihm in vielen anderen Lebenssituationen geholfen, sagt er rückblickend. Auch in der politischen Auseinandersetzung oder in den vielen anderen ehrenamtlichen Tätigkeiten. Zum Beispiel als Elternbeirat an den Schulen seiner Söhne – insgesamt 17 Jahre an Comenius-Schule, Freiherr-vom-Stein-Schule und an der Hofheimer Main-Taunus-Schule. Acht Jahre war er als Schöffe am Landgericht Frankfurt tätig und habe Einblicke „in eine ganz andere Welt“ bekommen. Viele Rauschgiftdelikte standen dort auf der Tagesordnung, so Eulenberger: „Da war allerdings weniger analytischer Verstand als Lebenserfahrung gefragt.“ bpa
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