Um die Mittagszeit war der Betrieb dann sehr „entspannt“. Die Zahl der Flaneure von Stand zu Stand nahm mit zunehmender Hitze stetig ab, auch mancher Händler packte vorzeitig ein.
Arno Müller, Organisator des Repair-Cafés und Veranstalter des Flohmarkts, hatte auf mehr Publikum gehofft. Er bedauerte, dass die Veranstaltung wegen der fehlenden Genehmigung der Stadt von Mai auf Ende Juni verlegt werden musste. Sicherheitsbedenken gaben den Ausschlag: Der Flohmarkt musste diesmal so abgesichert werden, dass kein Amokfahrer Schaden hätte anrichten können. „Rund herum finden heute außerdem viele andere Veranstaltungen statt, sei es das Entenrennen in Vockenhausen oder der Flohmarkt in Kriftel“, so Müller.
„Die besten Geschäfte habe ich um halb Zehn gemacht, berichtete Ursula Kunze aus Niederjosbach, eine halbe Stunde vor Eröffnung des Flohmarkts. „Ausgefuchste“ wissen: Vor Eröffnung des Flohmarkts ist die Auswahl noch groß, wenn auch die Preise hoch gehalten werden. Die Flohmarkt-Teilnehmer, die ihre Regale, Kleiderschränke, Dachböden, Keller, Scheunen oder Schmuckschatullen auf der Suche nach Verwertbarem durchsucht hatten, waren jedenfalls froh, wenn sie ihre gut erhaltenen Sachen verkaufen und einem zweiten Leben zuführen konnten. „Das ist Nachhaltigkeit leben: Man ist froh, etwas loszuwerden und andere freuen sich darüber“, so brachte es Maike Kapahnke aus Niederjosbach auf den Punkt. Manchmal wurde am Ende auch etwas verschenkt.
Für die zehnjährige Mara und den elfjährigen Leo war es der erste Flohmarkt. Sie boten günstig ihr ausrangiertes Spielzeug an: Barbieflugzeug, Pokemon-Karten, Heftchen, ein Baby-Duplo- oder Matrosenauto. „Wenn man sich überlegt, was die Sachen mal gekostet haben“, schlug deren Mama die Hände über den Kopf zusammen, „jetzt müssen wir erst einmal die Standgebühr hereinholen“. Für Familien solle eine Ausnahme gelten, schlug sie vor.
Der Veranstalter berechnete für den ersten Quadratmeter 6 Euro, für jeden weiteren 5 Euro. „Die Standgebühr ist gerechtfertigt“, sagte Nicole Köhler vom Repair-Café, „wir haben ja auch Ausgaben, zum Beispiel für die Ankündigung und Plakatierung der Veranstaltung und die Absicherung des Geländes“.
Sie betrieb mit Holger Küst gemeinsam den Stand des ADFC und betreute den Fahrradflohmarkt des Repair-Cafés. „Wir geben die Fahrräder gegen Spenden ab und versuchen damit, die Reparaturkosten zu decken“, berichtete Köhler, die sich bei der Initiative „Bike Kitchen“ in Vockenhausen engagiert. Zehn Fahrräder gingen über den Tresen.
Sylvia Weise, Bewohnerin der Embsmühle, hatte ein paar schöne Stücke aus ihrem Schmuckkästchen in der Auslage. „Die Einnahmen gehen an die Aktion ‚1000 Bücher für die Stadtbücherei’ zur Beschaffung von Neuerscheinungen“, berichtete sie. Außerdem waren bei ihr Anstecker und Stoffbeutel mit der Aufschrift „Eppstein gegen Rassismus“ zu haben. In Abstimmung mit dem Bürgermeister laute der neue Slogan „Eppstein ist bunt“.
Wer auf der Suche nach etwas Besonderem war, konnte auch am Stand von David Cason fündig werden. Der Brite, seit 2017 in Eppstein, ist vielen bekannt als der samstägliche Wächter der Grünschnittanlage, bei Europart zuständiger Ansprechpartner für die englische Partnerstadt Kenilworth und Mitglied der Integrationskommission. Er bot selbst gemachte Orangenmarmelade an oder Gedrechseltes aus der eigenen Werkstatt, darunter auch Honiglöffel. Eine schmale an den Seiten ausziehbare Konstruktion aus Sperrholz drapiert mit einer Weinflasche, einem Weinglas und einem Buch gab Rätsel auf. „Das ist ein Tablett für die Badewanne“, lächelte er, „das sieht man doch an der Dekoration. Das nächste Mal muss ich wohl eine Badewanne mitbringen.“
Für das leibliche Wohl sorgten Saskia Büchs und Joschka Mader von der Wunderbar Weite Welt mit Würstchen und kalten Getränken. Im Foodtruck, der mobilen Crêperie, schwitzte Serge aus Okriftel – weit entfernt vom Geschäft seines Lebens. Er nahm es mit Humor: „Das Wetter ist zu schön“.mi
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