Auch das war 2024

Burg Eppstein war auch 2024  Baustelle – und Mittelpunkt des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens. Zu ihren Füßen in der Wooganlage wurden Spielplatz und Boulebahn neu eingerichtet, und zum Jahresabschluss leuchteten die Adventsfenster in der frisch sanierten Nordmauer.

Foto: Walter Adler/adler-photoart.de

Burg Eppstein war auch 2024  Baustelle – und Mittelpunkt des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens. Zu ihren Füßen in der Wooganlage wurden Spielplatz und Boulebahn neu eingerichtet, und zum Jahresabschluss leuchteten die Adventsfenster in der frisch sanierten Nordmauer.

Foto: Walter Adler/adler-photoart.de

Bürgermeister Alexander Simon gibt in seinem Gastbeitrag für die Neujahrsausgabe einen Rückblick auf 2024:

Liebe Eppsteinerinnen und Eppsteiner,

die Voraussetzung für Demokratie, so hat es Kardinal Marx einmal gesagt, sei, dass die Menschen mehr füreinander tun würden, als sie müssten. Nicht nur das „Ich“ sei das Maß aller Dinge, sondern auch das „Wir“. Wir erleben allgemein ein Abnehmen des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Vereine lösen sich auf, leider auch in Eppstein, wie im vergangenen Jahr der 1998 gegründete Verein „Miteinander-Füreinander“. Auch Orte der Geselligkeit sind verschwunden. Gab es früher in allen unseren Stadtteilen mehrere renommierte Gasthäuser, in denen man abends oder nach der Kirche beim Schoppen zusammen saß, so erinnert heute nur noch eine Führung wie beim Bremthaler Höfefest an die längst umgebauten Standorte. Oder die neuen Hinweistafeln am Dorfplatz in Ehlhalten, die alte Fotos von Traditionsgasthäusern zeigen. So waren wir froh, dass das Burg-Café in Alt-Eppstein 2024 wieder eröffnete. Im ehemaligen Restaurant Peking, auch das musste nach vielen Jahren schließen, gibt es nun ein Eltern-und-Kind-Café. Und das Restaurant Da Domenico in Vockenhausen wird als „Madera“ weiter geführt. So bleiben uns und den vielen Wanderern und Ausflüglern, die nach Eppstein kommen, geliebte Orte der Einkehr erhalten.

Denn es ist wichtig, sich persönlich zu treffen, ob im Verein, in der Kirchengemeinde oder bei den vielfältigen Festen und Veranstaltungen, die Eppstein in all seinen Stadtteilen zu bieten hat. Wer nur noch im Internet auf Gleichgesinnte stößt, lebt in einer Blase und wird nicht mehr mit anderen Meinungen und Weltbildern konfrontiert. Das gefährdet das Verständnis für Demokratie. Geselligkeit, Zusammenhalt und Gemeinsinn sind in Eppstein von großer Bedeutung. Wir sind in der glücklichen Lage, dass sich viele Bürgerinnen und Bürger ehrenamtlich in Stiftungen, Vereinen und Kirchengemeinden engagieren. Ob man nun zusammen musiziert, Sport treibt oder Kultur genießt, sich für die Burg, die Heimat oder die Förderung der Schule oder die Sicherheit anderer einsetzt, immer treffen Menschen aufeinander und vernetzen sich. Durch die Neubürgertreffen versuchen wir, Menschen, die nach Eppstein gezogen sind, einzubinden und Kontakte zu Vereinen zu vermitteln.

2024: Jubiläen, Vereinsfeste, Kultur-Events und ein „Gerechter unter den Völkern“ aus Vockenhausen

Ein Verein, der aus bürgerlichem Engagement zur Erhaltung der Burg entstanden ist, feierte 2024 sein 50-jähriges Bestehen. Was 1974 mit 70 Mitgliedern angefangen hat, ist heute eine starke Gemeinschaft mit über 700 Mitgliedern. In seinem Jubiläumsjahr hat der Burgverein zwei Traditionen etabliert: Da die Stadtwache das Prangerfest nicht mehr anbieten kann, übernahm der Burgverein den Himmelfahrtstag und hat das erste Fest der Vereine organisiert. Mit Luise I. (Luise Victoria Genseke) wurde die Tradition des Burgfräuleins, das Eppstein und seine Burg repräsentiert, ins Leben gerufen.

Unsere Burg hat diese Unterstützung dringend nötig. Nach der Sanierung des Bergfrieds wurde nun an der Schildmauer gearbeitet, auch hier war Feuchtigkeit ins Mauerwerk eingedrungen. Gegen Jahresende konnte, pünktlich zur Öffnung der Adventsfenster, das Gerüst an der Außenseite wieder abgebaut werden. Auch unterhalb der Burg hat sich einiges getan. Dort gibt es nun auch eine kleine Ritterburg für die Kinder, die sich ein solches Spielgerät gewünscht hatten. Und da ein Ritter ein Pferd benötigt, hat sich ein Holzpferd mit langer Mähne hinzugesellt. Neu ist aber nicht nur der umgestaltete Spielplatz. Die Wooganlage wurde mit dem Anlegen der von Ruhebänken und einem Tisch gesäumten Boulebahn zur Mehrgenerationenanlage. Nun rollen hier die Boulekugeln, während nebenan im Sandkasten „Kuchen“ gebacken wird. Auch daran waren wieder viele Förderer beteiligt und ein Verein: die TSG Eppstein hat sich angeboten, die Verantwortung für die Boulebahn zu übernehmen. Beim vorigen Neujahrsempfang warben wir um Spenden und diese sind gekommen: vielen Dank.

Dank einer Erbschaft konnte die Stadt Eppstein auch im vergangenen Jahr weitere „Wünsche“ erfüllen. Das Vermächtnis einer Bürgerin aus Ehlhalten ermöglichte auf Beschluss der Stadtverordneten die Infotafeln zur Geschichte Ehlhaltens und zur Tradition des Kohlemeilerfestes sowie die Renovierung des Bistros „Altes Spritzenhaus“ samt Anschaffung einer Markise. In Bremthal erhielt der Wertstoffhof eine Teerdecke, und die der Kita Am Vogelgesang konnte energetisch renoviert, die Sanitärräume saniert werden. Auch die geplanten Regiomaten in Ehlhalten und Niederjosbach können so finanziert werden und werden im Frühjahr in Betrieb genommen. Zudem können weitere Maßnahmen in der Dattenbachhalle durchgeführt werden. Auch der Bolzplatz in Ehlhalten wurde aufgewertet. Das alles wäre ohne das Engagement der Bürgerin, die unsere Stadt mit ihrem Erbe bedacht hat, nicht möglich gewesen, und dafür sind wir dankbar.

Auch in den Ortsbeiräten, den Ausschüssen und in der Stadtverordnetenversammlung sind Eppsteiner Bürgerinnen und Bürger ehrenamtlich engagiert. Im vergangenen Jahr trat nach 41 Jahren, die Bernhard Heinz das Amt innehatte, Andrea Sehr an die Spitze der Stadtverordnetenversammlung. Ihr Amt als Ortsvorsteherin in Niederjosbach übernahm Dr. Christoph Striedter. Christian Heinz, ebenfalls Stadtverordneter in Eppstein, wurde 2024 hessischer Justizminister. So gilt mein Dank allen, die sich kommunalpolitisch in Eppstein engagieren, die ihre Zeit in die vielen Sitzungen und Ausschüsse investieren oder jetzt als Wahlhelfer antreten.

Demokratieverdrossenheit ist eine gefährliche Strömung, weil sie es allzu leicht macht, das, was wir errungen haben, in Misskredit zu bringen. Ich kann nur dafür werben, sich in unserer Stadt einzubringen. Jeder hat die Möglichkeit, sich über die Arbeit in der Kommune zu informieren, indem er Sitzungen besucht oder auf der Website die Niederschriften liest oder sich von der Berichterstattung in den Medien informieren lässt. Auch die Arbeit im Vorstand eines Vereins ist ein Stück gelebte Demokratie. Sie ist zeitaufwändig, macht auch nicht immer nur Freude, ist aber wichtiger Bestandteil unseres gesellschaftlichen Zusammenhalts. Daher möchte ich zudem allen, die Verantwortung in Vereinen übernehmen, die anderen Mitbürgerinnen und Mitbürgern helfen, ob beispielsweise im Asylkreis, bei den Digital-Lotsen oder in Schiedsämtern, ganz herzlich danken. Unsere Feuerwehr ist dabei gut aufgestellt: hier engagieren sich zahlreiche Mitbürgerinnen und Mitbürger ebenso altruistisch, jedoch mit dem Zusatz, sich notwendigenfalls selbst in Gefahr zu bringen, um anderen zu helfen.

Danken möchte ich auch Pfarrer Moritz Mittag von der Emmausgemeinde, der nun in den Ruhestand verabschiedet ist, und dem Eppstein mit seinen Bürgerinnen und Bürgern viel Gutes zu verdanken hat. Eine ganz besondere Auszeichnung erhielt posthum Waldemar Steingötter aus Vockenhausen, der als „Gerechter unter den Völkern“ benannt wurde. Der Lederfabrikant hatte im Zweiten Weltkrieg in Lublin Lederfabriken geleitet und jüdische Arbeiter vor dem Abtransport in den Tod bewahrt. Auch heute, angesichts der aktuellen Kriege und vieler Bedrohungen gilt: Gutes zu vollbringen und zusammen zu stehen, kann uns helfen, Krisenzeiten besser zu bewältigen.

Das gilt ebenso für Veränderungen, die auch uns in Eppstein betreffen und verunsichern. Viele Menschen befürchten, dass die Bauvorhaben für Stromtrassen, Ultranet und Rhein-Main-Link, unser Stadtgebiet und unsere kommunalen Handlungsmöglichkeiten beinträchtigen und so auch einen Einfluss auf die Lebensqualität haben werden. Die Stadt Eppstein fordert die notwendigen Verbesserungen ein und versucht auf allen Ebenen, die aus unserer Sicht notwendige Berücksichtigung der lokalen Gegebenheiten zu erwirken.

Auch der geplante Radwegebau wird die Landschaft, so wie sie uns am Herzen liegt, verändern. Jedoch sollten wir hier den Nutzen sehen: eine sichere Anbindung.

Viele bewegt die Zukunft des Geländes der ehemaligen Sparkassenakademie, das zeigen uns die Bürgerdialoge, zu denen wir im vergangenen Jahr eingeladen haben. Mit dem Vorhaben, hier auf 5 Hektar Gelände Wohnungen und Häuser zu errichten, können sich nur wenige anfreunden, da sie die erhöhte Verkehrsbelastung befürchten. Auch hier wird man im Dialog bleiben und nach Lösungen suchen müssen. Interessant dürften die Ideen der Studierenden der Hochschule Mainz sein, die sich mit der Stadtentwicklung von Vockenhausen und auch dem Areal der Sparkassenakademie beschäftigt haben.

Schnelles Handeln war im vergangenen Jahr angesagt, als sich Probleme rund um die Trägerschaft des Kindergartens in Ehlhalten entwickelten. Die Stadt Eppstein übernahm die Trägerschaft und änderte den Namen der Einrichtung in „Ringelsocke“, so wie der Kindergarten bereits früher hieß. Der Übergang ist gelungen, auch Personal ist übernommen und neu eingestellt worden, so dass der Betrieb wie gewohnt weiter laufen kann. Beendet werden konnten die Erschließungsarbeiten für den Bau einer neuen Kinderbetreuungseinrichtung An der Embsmühle in Vockenhausen. In wenigen Monaten werden die Arbeiten zur Errichtung des neuen Gebäudes beginnen. Aber nicht nur in der Kinderbetreuung soll Eppstein gut aufgestellt sein. Wir müssen uns auch gegen Bedrohungen wie Starkregen wappnen, die in anderen Orten bereits große Schäden hinterlassen haben. 2024 wurden daher Starkregengefahrenkarten erstellt. Es fanden zwei Bürgerversammlungen statt, die auf reges Interesse stießen, weshalb zehn weitere Vor-Ort-Beratungen und ein digitaler Beratungstermin angeboten wurden. Dabei wurden die Entwürfe der Starkregen-Gefahrenkarten vorgestellt und Maßnahmen für den Hochwasserrückhalt aufgezeigt.

Für die Gemeinschaft und den Zusammenhalt wichtig sind die vielen Veranstaltungen, die es vom Neujahrsempfang bis zum Weihnachtsmarkt zum Jahresende in allen Stadtteilen Eppsteins gibt. 2024 fand bei bestem Wetter wieder das Höfefest in Bremthal statt, die Burgfestspiele boten unvergessliche Momente in der bezaubernden Kulisse unserer Burg. Burgfest, Weinfest, Kaisertempelfest, die Adventsfenster oder der 40. Eppsteiner Weihnachtsmarkt lockten viele Besucherinnen und Besucher an, die zusammen in bester Stimmung feierten. Es gebe so viele Angebote, dass man gar nicht überall sein könnte, höre ich oft. Das ist gut so. Es zeigt, wie lebendig unsere Stadt ist, wie engagiert die Veranstalter sind, die Traditionen hochhalten, zugleich aber viele neue Ideen entwickeln. Es zeigt, dass viele in Eppstein mit Herzblut bei der Sache sind und Eppstein damit zu einer liebenswerten Stadt machen.

Dieses Netzwerk schützt uns vor all dem, was sich im world wide web oft aufgrund falscher Behauptungen anonym und ungestüm entwickelt. Wenn Informationen aus den Medien nicht mehr als wahr empfunden werden und alternative Fakten aus dem Netz genauso viel zählen, dann entsteht eine Desorientierung. Der vernünftige Austausch untereinander wappnet uns dagegen genauso wie die Meinungsbildung durch seriöse Zeitungen und Medien.

Im vergangenen Jahr feierte unsere Eppsteiner Zeitung ihr 100-jähriges Bestehen. Es ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr, dass eine Stadt eine Lokalredaktion oder gar einen Zeitungsverlag im Ort hat. Viele Redaktionen wurden aufgelöst, verlegt oder gar aufgekauft. Darunter leidet die Vielseitigkeit der Berichterstattung. Diese aber ist in einer lebendigen Demokratie wichtig. Ebenso wichtig ist es auch, Originalquellen einsehen zu können, wie sie in öffentlichen Archiven – auch seit 100 Jahren in unserem Stadtarchiv – vorgehalten werden.

In finanziell schweren Zeiten ist es schön, wenn man Förderung erhält. Dank engagierter Sponsoren konnten beispielsweise die Burgfestspiele oder die Sonderausstellung des Burgmuseums stattfinden. Im Oktober hat der Kulturfonds FrankfurtRheinMain mit einem Sponsor komplett die Veranstaltung WALD de-symphonic auf der Burg finanziert. Ein ganz außergewöhnliches Erlebnis mit Klängen von Beethoven, dazu Tierstimmen, die im Burghof und im Museum in immer neuen Varianten zu hören waren, umrahmt von einer fantastischen Laser-Show.

Noch in der letzten Stadtverordnetensitzung 2024 wurden wichtige Weichen für 2025 gestellt. Der Bürgerbus wird nun als „Colibri“ fortgeführt und kann per App, aber auch telefonisch gebucht werden. Die enge Eppsteiner Altstadt, die immer noch auf dem mittelalterlichen Wegesystem beruht und dem modernen Verkehr kaum gewachsen ist, soll einen erweiterten verkehrsberuhigten Bereich erhalten und eine Neuausrichtung des Parkplatzangebotes.

Die finanzielle Lage bleibt auch im neuen Jahr angespannt. Dabei erscheinen Steuererhöhungen unausweichlich, wenn wir nichts am liebgewonnenen Standard ändern wollen. Die übergeordneten Gebietskörperschaften und Verbände haben ihrerseits die von den Kommunen zu tragenden Umlagen deutlich erhöht und die wiederkehrenden Kosten sind – wie auch für die Privathaushalte – für die öffentliche Hand gestiegen.

Meine herzliche Bitte ist: Tun wir auch im Jahr 2025 erneut ein wenig mehr für unsere Gemeinschaft, als wir tun müssten. Nicht nur persönliche Entfaltungsfreiheit macht eine Gesellschaft aus, sondern eben auch ein Gemeinsinn, der darüber hinaus reicht. Wer sich engagiert, erhält zudem viel zurück. Wir wissen heute, dass soziale Beziehungen, gegenseitiger Austausch oder das Gefühl, mit anderen verbunden zu sein, Stabilität geben können. Gerade in ungewissen Zeiten ist es wichtig, Geselligkeit und persönliche Kontakte zu pflegen.

In diesem Sinne bitte ich Sie: Bleiben Sie gesellig und frohen Mutes. Ich wünsche Ihnen von Herzen alles erdenklich Gute, ein friedvolles Zusammenleben und ein gesegnetes glückliches neues Jahr!

Ihr

Alexander Simon,

Bürgermeister

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