Frühstück fair und regional

Tomaten aus dem eigenen Garten, selbst gemachte Dips und Marmelade, Bio- und Fairtrade-Aufstrich: Die Teilnehmer sorgten für ein reichhaltiges Angebot beim Altstadtfrühstück.	Foto: bpa

Tomaten aus dem eigenen Garten, selbst gemachte Dips und Marmelade, Bio- und Fairtrade-Aufstrich: Die Teilnehmer sorgten für ein reichhaltiges Angebot beim Altstadtfrühstück. Foto: bpa

Fairtrade-Gruppe und Eine-Welt-Kreis werben zwar in der Regel für fair gehandelte Waren aus aller Welt, dennoch stand das Altstadtfrühstück mit Fairtrade-Produkten am Samstagvormittag auf dem Gottfriedplatz auch unter dem Motto „Heimatshoppen“

– denn auf dem Buffet standen Körbe mit Waren aus dem örtlichen Lebensmittelhandel oder vom Wochenmarkt. Auch die gut 40 Teilnehmer brachten Leckeres fürs Buffet mit: Therese Heidenreich aus Bremthal kam mit Bananen aus dem Weltladen in Hofheim und selbstgebackenem Bananenbrot, Beate Rasper-Benirschke hatte Tomaten „von alten Sorten“, wie sie betonte, aus ihrem Garten in Bremthal dabei.

Die Stadt stiftete einen riesigen Korb voller Brötchen, die Fairtrade-Gruppe Kaffeesorten, die auch auf dem Wochenmarkt verkauft werden. Winfried Heinz vom Eine-Welt-Kreis wies darauf hin, dass der Wochenmarktstand der Initiative jedes Jahr rund 4000 Euro Überschuss erwirtschaftet, der Menschen in den vom Klimawandel besonders stark betroffenen Regionen zugute komme. Seine Ehefrau stellte eigene Marmelade aus Niederjosbacher Erdbeeren auf den Tisch.

Ricarda Prinz, Chefin der Fairtrade-Gruppe, freute sich, dass auch einige Familien mit Kindern am Samstagmorgen den Weg in die Altstadt fanden und zitierte das Motto „Fair und kein Grad mehr“ der diesjährigen Fairtradewoche. Sie warb dafür, dass faires Verhalten sichtbarer werde. So schenke die TSG beim Burglauf oder der Burgverein beim Burgfest fair gehandelten Kaffee aus, lobte sie: „Das sind doch tolle Initiativen, die wir als Vorbilder herausstellen sollten.“ Auch wenn jeder Einzelne objektiv betrachtet wenig ausrichten könne, „so liegt die Entscheidung darüber, ob die Klimaerwärmung zumindest verlangsamt werden kann, hier im globalen Norden“, mahnte sie.

Mit Ehemann und drei Kindern kam Franziska Melk aus Bremthal zum Altstadtfrühstück. Seit etwa zehn Jahren wohnt sie in Eppstein und erzählte, warum sie sich in der Initiative Foodsharing.de engagiert. Nach dem Umzug nach Bremthal kam sie über neue Nachbarn, die selbst Foodsharer seien, zu der Initiative. Ziel ist es, dass Lebensmittel nicht achtlos weggeworfen, sondern mit anderen geteilt werden. So bieten auf der Plattform Privatpersonen überschüssige Lebensmittel an, die sogenannten Foodsafer holen Lebensmittel von Betrieben oder Lebensmittelhändlern ab und verteilen sie dank sozialer Medien schnell an andere Foodsharer weiter. Hygiene sei Pflicht.

Ihr oberster Grundsatz beim Abholen laute: „Ich hole nur das, was ich selbst auch essen würde.“ Mit Tafelkunden kämen die Foodsharer nicht in Konflikt, betonte Melk: „Wir nehmen nur mit, was die Tafeln nicht abholen können.“

Beim Altstadtfrühstück über Foodsharing informiert

Schnell verderbliche, frische Ware zum Beispiel könne oft nicht bis zum Ausgabetag der Tafel aufbewahrt werden, erläutert sie als Food­sharer, „aber wir können meistens schnell reagieren und jemand losschicken“. Die Waren vom Handel holen sogenannte Foodsafer in großen Kühlboxen ab. „Über die örtlichen Gruppen teilen sie in den sozialen Medien mit, was es gibt und wo es abgeholt werden kann“, sagte Melk. Das Abholen funktioniere gut und schnell. Anders als bei der Tafel, die nur an Bedürftige ausgibt, könne beim Foodsharing jeder mitmachen. Melk betonte: „Wir sind eine Umweltinitiative, keine Hilfsorganisation.“

Klaus Stephan vom BUND forderte die Menschen beim Altstadtfrühstück auf, bei einem Quiz mehr über den persönlichen CO2-Fußabdruck zu erfahren. Denn nicht nur mit fair und nachhaltig erzeugten Nahrungsmitteln müsse der Klimaerwärmung entgegengesteuert werden. Es gebe noch etliche Ansatzpunkte im Alltag. So seien Textil- und Modebranche durch den Fast-Fashion Trend extrem ökofeindlich, berichtete Klaus Stephan. Rund 1,5 Millionen Tonnen Altkleider wandern jedes Jahr auf den Müll, sagte er und warb für ein bewussteres Marktverhalten der Käufer. Apropos Müll: Nach dem Altstadtfrühstück lud er schon zur nächsten Umweltaktion, eine Müllsammelaktion in allen Stadtteilen (siehe Bericht auf dieser Seite)

Gute Nachrichten für die Fairtrade-Initiative brachte Bürgermeister Alexander Simon mit: Eppstein bleibt weiterhin Fairtrade-Stadt und erhielt die entsprechende Urkunde. bpa

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