Als Favorit gilt der amtierende Landrat Michael Cyriax von der CDU. Er ist seit 2011 Landrat und strebt seine dritte Amtszeit an.
Der 53-Jährige ist in einem Dorf bei Biedenkopf in Oberhessen aufgewachsen, studierte nach einer Ausbildung zum Industriekaufmann Jura und arbeitete als Rechtsanwalt für eine Frankfurter Unternehmensberatungsgesellschaft. Cyriax lebt mit Ehefrau Sandra und Tochter Sarah in Hofheim.
Im Landratsamt ist er Chef von inzwischen rund 1400 Menschen. Zu den wichtigen Themen der Zukunft zählt er die Sicherheitspolitik mit einer starken Polizei und ehrenamtlichem Präventionsnetzwerk, die medizinische Versorgung, soziale Sicherheit und die Anforderungen durch die ständig wachsende Zahl von Flüchtlingen, die im Kreis unterzubringen sind. Moderne Schulen mit guter digitaler Ausstattung seien notwendig für gute Bildungschancen und das neue Main-Taunus-Bad, damit jedes Kind schwimmen lernen könne.
Den Klimawandel will er durch Anpassung an die Auswirkungen abmildern – durch sorgsamen Umgang mit der Natur, regionale Lebensmittelerzeugung, mehr Grün in den Städten und lokale Energie-Erzeugung durch Photovoltaik und gasbetriebene Blockheizkraftwerke.
Zu seinen Herausforderern zählt die SPD-Spitzenkandidatin Özlem Bumin. Ihre Eltern stammen von der türkischen Schwarzmeerküste und kamen nach Köln, wo die drei Töchter aufgewachsen sind. Mit 14 Jahren starb ihr Vater, die Mutter zog die drei Kinder alleine groß. Özlem Bumin studierte nach dem Abitur in Gießen Betriebswirtschaft und lernte dort ihren späteren Mann kennen, mit dem sie ins Rhein-Main-Gebiet zog. Die 52-Jährige lebt mit Mann und zwei Kindern in Hattersheim, übernahm zunächst den Familienjob und engagierte sich ehrenamtlich. Sie gründete eine Spielschule, engagiert sich als Lesepatin für Kinder und in verschiedenen Vereinen.
Inzwischen arbeitet sie als Job-Profilerin im Job-Center der Landeshauptstadt Wiesbaden, wo sie vor allem Jugendliche bei der Ausbildungssuche unterstützt. Bildung ist eines ihrer Hauptthemen, deshalb will sie einen Ausbildungscampus fördern. Wirtschaftsförderung, vor allem von kleineren Unternehmen und Start-ups, ist ihr wichtig, aber auch der Ausbau von Pflegeplätzen sowie Mitbestimmung durch Seniorenbeiräte.
Politisch aktiv wurde Bumin nach den rassistisch motivierten Morden in Hanau. Sie trat der SPD bei und engagiert sich in ihrer Heimatstadt Hattersheim. Nun bewirbt sie sich als erste Frau um das Amt als Landrätin im Main-Taunus-Kreis.
Für die Linke kandidiert der 36-jährige Kreisvorsitzende Thomas Völker. Der gebürtige Berliner hat europäische Geschichte sowie Friedens- und Konfliktforschung studiert und wuchs im Osten Berlins auf, erlebte bewusst jedoch erst die Nachwendezeit. Geprägt hat ihn, dass ein Großteil seiner Familie mütterlicherseits in Auschwitz ermordet wurde.
Nach dem Studium begann er als wissenschaftlicher Referent der Linken Landtagsfraktion in Thüringen und zog später mit seiner Lebensgefährtin ins Rhein-Main-Gebiet, wo er seitdem bei der Linken-Fraktion im Hessischen Landtag arbeitet. Das Paar lebt inzwischen in Hofheim. Da er selbst aus gesundheitlichen Gründen auf den Öffentlichen Nahverkehr angewiesen ist, nennt er die Verbesserung des ÖPNV als eines seiner drei wichtigsten Ziele für den Kreis. An zweiter Stelle rangiert bezahlbarer Wohnraum für die Menschen, die im Kreis leben und an dritter der Umwelt- und Klimaschutz.
André Kruschke geht als Landratskandidat für die Partei „Die Basis“ ins Rennen. Der gebürtige Berliner wuchs im Stadtteil Reinickendorf auf, hat an der Humboldt-Universität Jura studiert und in Wirtschafts- und Steuerrecht promoviert. Seit 2010 lebt er im Rhein-Main-Gebiet, zunächst in Frankfurt, dann in Kelkheim. Er ist geschieden und Vater einer Tochter. Der 42-jährige Syndikus-Anwalt ist Experte für Finanzrecht. Er arbeitete zunächst bei der CDU Kelkheim als Parteiloser mit und fand im Herbst 2022 seine politische Heimat bei der noch jungen Partei „Die Basis“. Als „Säulenbeauftragter Freiheit“ arbeitet er im Vorstand der Partei mit, die aus einer Querdenker-Bewegung heraus entstanden ist und engagiert sich im Bundesvorstand.
Zurzeit befasst er sich mit Kommunalpolitik. Ein Programm mit festen Themen hat der Kandidat nicht formuliert, stellt aber die medizinische Versorgung, Pflegeeinrichtungen und einen besseren öffentlichen Nahverkehr in den Fokus.
Grüne und FDP haben als Koalitionspartner der CDU darauf verzichtet, eigene Kandidaten aufzustellen. Die im Kreistag vertretene AfD und „Die Partei“ stellen ebenfalls keine Kandidaten zur Wahl.bpa
Podiumsdiskussion mit zwei Kandidaten
Das Bündnis „Main-Taunus – Deine Stimme gegen Rechts“ hatte zur Podiumsdiskussion zur Landratswahl eingeladen. Anwesend waren zwei der vier Kandidaten, SPD-Kandidatin Özlem Bumin und der Kandidat der Linken, Thomas Völker. Landrat Michael Cyriax hatte wegen anderer terminlicher Verpflichtungen abgesagt. Der vierte Kandidat, André Kruschke, der für die Bartei „Die Basis“ antritt, war nicht eingeladen worden mit der Begründung, die Partei Die Basis stehe Hofheimer rechten Gruppen nahe.
Die beiden Kandidaten appellierten, dass möglichst viele Wahlberechtigte am 4. Juni ihre Stimme abgeben sollten. Bei der vorigen Landratswahl gingen nur 28 Prozent, also nicht einmal ein Drittel der Wahlberechtigten, an die Urne.
Vor rund 70 Zuschauern referierte der Politikwissenschaftler Sascha Schmidt über Rechtsextremismus in Hessen und mahnte: Seit 2018 gebe es einen Anstieg rechtsextremer Gewalt in Hessen. Zwar gebe es im MTK keine Strukturen extrem rechter Gruppen wie NPD oder der III. Weg, aber immer wieder zeigten Hakenkreuz-Schmierereien, dass es auch im Kreis rechte Sympathisanten gebe.
Kommentare