Begrüßt wurde die Delegation der IHK Frankfurt und der Leiter der Wirtschaftsförderung des Kreises, Frank Otters, in Eppstein von Bürgermeister Alexander Simon, Erster Stadträtin Sabine Bergold und der SWE-Geschäftsführerin Sibylle Yaakov vor Federica Vincentis Cafè del Corso und dem Kiosk von Gülnaz Can in der Hauptstraße 97 in Vockenhausen, die beide an der Heimatshoppen-Aktion teilnehmen.
Der Eppsteiner Gewerbeverein IHH hatte zuvor bei den Geschäften für diese Aktion geworben. Vorstandsmitglied Regina Martin berichtete, dass sich im Stadtgebiet rund 30 Geschäfte und Restaurants beteiligen, erkennbar an den Heimatshoppen-Einkaufstüten, Aufklebern, Luftballons oder Bierdeckeln.
Gülnaz Can und ihr Mann Murat eröffneten ihren ersten Kiosk vor 28 Jahren im gleichen Gebäudekomplex an der Ecke Hauptstraße/ Am Bündelberg und zogen nach der Schlecker-Pleite 2012 in die Räume der ehemaligen Drogerie um. Längst ist der Laden mit DHL-Filiale, Toto-Lotto, Änderungsschneiderei, Reinigungsservice, Schmuck, Lederwaren und Damenbekleidung eine Institution im Ort.
Dort trifft man sich, tauscht Nachrichten aus, holt sich die neuesten Zeitschriften oder bringt Briefe zur Post. Der kleine Bistrotisch und die beiden Stühle vor der Tür verraten, dass der ein oder andere Besucher auch etwas länger verweilt. Auch der Bürgermeister lobte: „Der Kiosk ist ein Mini-Zentrum und wichtiger Treffpunkt.“ Die IHK-Vertreter ließen sich das Geschäftsmodell erklären.
Als die benachbarte Parfümerie und die Damenboutique Am Herrngarten schlossen, übernahm Gülnaz Can deren Regale und Verkaufsschränke und erweiterte ihren Kiosk um eine Boutique mit ausgewähltem Modeschmuck, Lederhandtaschen und Damenbekleidung. Ihre Stammkundinnen wüssten Qualität und Service zu schätzen, erklärte die Geschäftsfrau. Seit der Pandemie sei es allerdings schwierig, neue Kundinnen und Kunden zu gewinnen.
Unter der Pandemie und der darauf folgenden Inflation hat auch ihr Geschäft gelitten, räumte Gülnaz Can ein. Die Kosten steigen, aber der Umsatz sinkt. Die meisten Kunden kämen wegen der Poststelle, Zeitschriften oder Rauchwaren. Für sie ein Grund, bei der Aktion „Heimatshoppen“ auch für ihre anderen Angebote zu werben: „Alle reden von nachhaltig: was ist nachhaltiger, als im eigenen Ort einzukaufen, wo man nur kurze Wege zurücklegen muss“, appelliert sie auch an das ökologische Gewissen ihrer Kunden. „Wir wollen hier bleiben“, sagte Can, „aber dafür brauchen wir die Unterstützung der Menschen vor Ort!“
Sie ist besorgt über die Entwicklung der vergangenen Jahre. Viele Kunden erledigen ihre Einkäufe inzwischen online. Selbst Lottoscheine werden im Internet ausgefüllt – einst ein Kerngeschäft – und Briefmarken zu Hause gekauft. „Ihre Post bringen die Menschen dann zu uns“, sagt Can. In der Nachbarschaft machen nach und nach immer mehr kleine Geschäfte zu. „Deshalb halten wir guten Kontakt zu unseren Nachbarn“, sagte sie und zählte neben dem unmittelbar angrenzenden Eiscafé auch Blumengeschäft, Metzgerei, Kosmetik-Studio, Friseursalon, Fahrservice, China-Restaurant und Getränkehandel auf. Auf die Frage, was sie sich für ihr Geschäft wünsche, antwortet sie ohne zu zögern: „Unser Traum wäre ein neuer Laden in der künftigen Ortsmitte rund ums Rathaus.“
IHK-Chef Caspar lobte das Engagement des Ehepaars. Ihr Laden sei ein gutes Beispiel dafür, dass Geschäfte auch Begegnungsstätten seien. Mit der Heimatshoppen-Aktion will die Handelskammer daran appellieren, dass es in der Verantwortung der Menschen selbst liege, wie sich die Ortszentren entwickeln. Deshalb laute die Botschaft der IHK: „Jeder von uns trägt durch sein Einkaufsverhalten dazu bei, ob seine Stadt attraktiv bleibt“, sagte er. bpa
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