Der Verbrauch war so hoch, berichtete Bürgermeister Alexander Simon in der Stadtverordnetenversammlung am vorigen Donnerstag, dass am gleichen Tag Maßnahmen zur Schnell-Befüllung der Wasserhochbehälter ergriffen wurden, weil mehr Wasser entnommen wurde als regulär nachläuft. Der Wasserstand sank fast auf den Stand der Minimalbefüllung. „Bedenklich wird die Situation, wenn wir die Löschwasserreserve nicht mehr vorhalten können“, führte Wassermeister Harald Mager aus.
„Wir dachten zunächst an ein Riesen-Leck und begannen schon mit der Ortung“, ergänzte der Leiter des städtischen Wasserwerks, Daniel Nebe. Relativ schnell stellte sich heraus, dass ein Leitungsschaden ausschied und entweder extensiv Gärten bewässert oder noch wahrscheinlicher mehrere Pools in Bremthal zur gleichen Zeit befüllt wurden.
Die Stadt bittet deshalb darum, das Befüllen von Pools oder Gartenteichen künftig dem Wasserwerk vorab mitzuteilen, damit der Wassermeister rechtzeitig reagieren und den Zulauf von Verbandswasser erhöhen kann. Eine Nachricht an wasserwerk[at]eppstein[dot]de kommt direkt bei den zuständigen Mitarbeitern an.
Bei normalem Wasserverbrauch von etwa 550 Kubikmeter pro Tag, kauft die Stadt in Bremthal zu dem Wasser aus den eigenen Brunnen etwa ein Drittel Wasser aus dem Wasserverband hinzu. Bei hohem Wasserverbrauch im Sommer von 800 oder gar 900 Kubikmeter pro Tag kann das aufs Doppelte ansteigen. Da das Wasser aus dem Hessischen Ried sehr hart ist, erhöht sich dann, so Wassermeister Harald Mager, auch der Härtegrad des Trinkwassers in Bremthal.
Ein Rechenbeispiel zeigt, wie stark das Befüllen von Pools in den Trinkwasserhaushalt eingreift: In einen vier mal drei Meter großen und 1,50 Meter tiefen Pool fließen innerhalb weniger Stunden 18 Kubikmeter Wasser aus der Leitung, befüllen gleich drei Nachbarn solche Schwimmbecken, entspricht das etwa zehn Prozent des gesamten täglichen Wasserverbrauchs in ganz Bremthal.
Daniel Nebe weist außerdem daraufhin, dass auch bei der automatischen Gartenbewässerung zwischen 2 und 4 Uhr morgens eine Nachtruhe eingehalten werden sollte. Diese Ruhezeit ist fürs Wasserwerk wichtig, gibt es doch Aufschlüsse über den Zustand des Leitungsnetzes. Während des sogenannten „Nullverbrauchs“ lasse sich recht einfach feststellen, ob das Leitungsnetz irgendwo undicht ist und Trinkwasser im Boden versickert.
Unabhängig vom Befüllen von Pools bittet die Stadt, auch weiterhin ressourcenschonend mit dem Trinkwasser umzugehen. Bürgermeister Alexander Simon lobt, dass die Eppsteinerinnen und Eppsteiner in den vergangenen Jahren recht sparsam bewässert haben. Das zeige der zuletzt rückläufige Wasserverbrauch. Viele Gartenbesitzer hätten längst die Erfahrung gemacht, so Simon, dass der Rasen, auch wenn er mal für einige Wochen dürstet, schnell wieder grün wird, sobald es regnet.
Wassermeister Harald Mager weist auf den Zusammenhang von Gartenbewässerung und Naturkreislauf hin: „Das Wasser, mit dem wir unsere Gärten künstlich bewässern, entziehen wir dem Naturkreislauf.“ Sichtbar werde das an trockenen Bäumen auf den Kuppen rund um Eppstein.
Das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) hat Anfang der Woche seine Bilanz für das Winterhalbjahr herausgegeben und die lautet: Das Wetter zwischen November und April war in Hessen außergewöhnlich warm und trocken. Der Klimawandel sei längst in den Wasserkreisläufen angekommen: Der Winter war mit durchschnittlich 4,7 Grad Celsius um 2 Grad wärmer als im langjährigen Mittel und auch deutlich trockener: Nur zwei Drittel der sonst üblichen Niederschläge fielen. Besonders trocken war der März.
Infolge des trockenen Winters ist der Grundwasserspiegel leicht gesunken. Da er zu Beginn des Winters an einigen Messstellen sehr hoch war, geht das HLNUG dennoch von einer „ausgeglichenen Ausgangssituation zu Beginn des Sommerhalbjahres aus. Auch die Vegetation sei mit ausreichender Wasserversorgung ins Sommerhalbjahr gestartet.
Der langfristige Trend zeige jedoch, das seit dem Jahr 2003 die Grundwasserneubildung in Hessen deutlich zurückgegangen ist, das sei eine alarmierende Entwicklung, warnt das Landesamt.
In den vergangenen zwei Jahrzehnten gab es deutlich mehr Jahre mit unterdurchschnittlicher Grundwasserneubildung als wasserreiche Nassjahre. Wichtig für die Grundwasserneubildung sind die Wintermonate, wenn die Vegetation ruht und dem Boden kein Wasser entzieht. Niederschläge, die dann im Erdreich versickern, sind maßgeblich für die Grundwasserneubildung.bpa
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